Julia Gold Band 0045
sagte sich Gute Nacht, und gleich darauf war der Scheich an ihrer Seite. Amber hielt den Atem an.
Er legte ihr den Arm um die Taille und neigte den Kopf, um etwas zu sagen. Doch als sie ihn anschaute und ihr vor lauter Freude beinah schwindlig wurde, wurden sie jäh unterbrochen. Ein Mann eilte ins Zelt und rief den Scheich.
Der Mann kam näher und redete arabisch auf den Scheich ein, während Amber die beiden beunruhigt beobachtete. Und als seine Miene finster wurde und auch Saleh Ali noch hereinstürmte, wurde ihr klar, dass wahrscheinlich schlechte Nachrichten über seinen Enkel eingetroffen waren.
Sie hatte recht.
Scheich Zoltan runzelte die Stirn und erklärte Amber: „Man hat eine Mitteilung aus London erhalten, dass das Kind sich nach der Operation in einem kritischen Zustand befinde. Ich muss Saleh Ali sofort in die Stadt fahren, damit er die ganze Nacht telefonisch zu erreichen ist.“ Er fasste sie wie um Entschuldigung bittend am Arm. „Es tut mir leid, aber ich bin der Einzige, der ihn hinfahren kann.“
Tränen stiegen ihr in die Augen. Das war einfach nicht fair. Warum musste das ausgerechnet jetzt passieren? Doch sogleich schämte sie sich. Wie kann ich nur so egoistisch sein, wenn es um das Leben des Kindes geht? fragte sie sich.
„Es ist doch selbstverständlich, dass Sie sich um Saleh Ali kümmern. Ich hoffe, dass es seinem Enkel bald wieder besser geht“, antwortete sie beherrscht und schaute ihn an.
„Ja, hoffentlich.“ Er drückte ihr den Arm. „Danke für Ihr Verständnis. Ich komme zurück, so schnell ich kann.“
Dann drehte er sich um und eilte mit wehendem Gewand hinaus.
Amber schlenderte zu ihrem Zelt und fühlte sich ziemlich elend. Warum musste der Tag, der so vielversprechend begonnen hatte, so frustrierend enden? Obwohl ihr das kranke Kind leidtat und sie nachempfinden konnte, wie beunruhigt Saleh Ali war, war für sie eine Welt zusammengebrochen.
Natürlich würde der Scheich in der Nacht nicht mehr zurückkommen. Für die Hin- und Rückfahrt brauchte er jeweils mindestens zwei Stunden, sodass er erst in den frühen Morgenstunden wieder im Camp eintreffen würde. Der Traum von einer Liebesnacht unterm Sternenhimmel war ausgeträumt.
Sie zog den wunderschönen Kaftan aus, faltete ihn sorgsam zusammen und legte sich aufs Bett. Sie fühlte sich wie beraubt und war den Tränen nahe. Das ist doch lächerlich, davon geht die Welt nicht unter. Ich benehme mich absolut kindisch, schalt sie sich. Es war verständlich, dass sie jetzt enttäuscht war, aber sie konnten sich immer noch in einer anderen Nacht lieben.
Der dumpfe Schmerz, den sie empfand, wollte jedoch nicht verschwinden. Sie lag da und blickte an die Zeltdecke. Was ist eigentlich mit mir los? fragte sie sich verwirrt. Sie musste doch nicht unbedingt in dieser Nacht mit ihm schlafen und konnte sich sicher noch etwas gedulden.
Schließlich machte sie die Gaslampe aus, rollte sich zusammen und zog sich die Baumwolldecke über die Schultern. Und während sie krampfhaft einzuschlafen versuchte, begriff sie plötzlich die Zusammenhänge. Ihr wurde klar, warum sie so deprimiert war.
Es ging gar nicht nur um diese eine Nacht, sondern um viel mehr. Sie war traurig und deprimiert, weil sie in wenigen Tagen den Scheich und das Land verlassen würde. Die Zeit, die ihr noch blieb, war viel zu kurz. Deshalb war jede Stunde kostbar, die sie mit ihm verbringen konnte.
Kostbar? fragte sie sich. Das Wort klang seltsam und drückte bestimmt nicht das aus, was sie wirklich empfand.
Sie dachte darüber nach, bis sie sich sicher war, dass es keinen anderen Ausdruck für ihre Empfindungen gab. Jeder Augenblick mit dem Scheich war kostbar für sie.
Amber drehte sich auf den Rücken und blickte in die Dunkelheit. Langsam begann sie zu verstehen, und eisige Kälte schien ihren Körper zu durchdringen. Der Scheich bedeutete ihr viel zu viel. Es würde ihr das Herz brechen, ihn zu verlassen und ihn nie wiederzusehen. In einigen Tagen würde sie sich für immer von ihm verabschieden müssen.
Sie lag ganz ruhig da und spürte, wie ihr Herz pochte. Oh nein, das darf nicht wahr sein, ich habe mich tatsächlich in ihn verliebt, schoss es ihr durch den Kopf.
„Du brauchst nicht aufzustehen, ich wollte nur nach Maha sehen.“
Scheich Zoltan warf der Frau, die ihn verblüfft anschaute und sich rasch die Decke über die Schultern zog, einen flüchtigen Blick zu, ehe er das Kind betrachtete, das in dem anderen Bett schlief.
„Ich gehe jetzt
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