Julia Gold Band 0045
sagen Sie ihm, dass ich mich sehr geehrt fühle“, bat sie den Scheich.
Sie war gerührt über die unerwartete Geste, und sie war auch froh, auf andere Gedanken zu kommen, statt unentwegt Sterne am Himmel zu suchen. Insgeheim seufzte sie erleichtert auf. Das Dinner würde ihr Gelegenheit geben, ihr Gefühlschaos wieder in den Griff zu bekommen.
Als sie sich in ihrem Zelt für den Abend zurechtmachen wollte, fiel ihr plötzlich ein, dass sie für das festliche Dinner keine passende Kleidung mitgenommen hatte. Sie hatte nur praktische Sachen eingepackt. Neben den Beduinenfrauen würde sie farblos und unscheinbar aussehen. Wie sie bemerkt hatte, trugen die Frauen unter dem langen schwarzen Gewand sehr farbenprächtige und exotisch gemusterte lange Kleider mit üppigen Stickereien aus Gold, Silber und Pailletten.
Auf einmal hatte sie die Idee, Nabila um Hilfe zu bitten. Vielleicht hatte die junge Frau auch schon darüber nachgedacht, was sie, Amber, anziehen würde, denn sie verstand sogleich, was Amber meinte, als sie sich an sie wandte.
Eine Viertelstunde später kam Nabila mit einer ganzen Auswahl von Kleidern über dem Arm ins Zelt und breitete sie vor Amber aus. Es waren wunderschöne Sachen darunter.
Sie probierte mindestens sechs in verschiedenen Farben an, entschied sich jedoch am Ende für einen türkisfarbenen Kaftan, der ihr von Anfang an aufgefallen war. Sie betrachtete sich in dem Spiegel, den Nabila herbeigeholt hatte, und lächelte zufrieden.
„Jamila jiddan“, sagte Nabila ganz begeistert, was so viel hieß wie wunderschön .
Aber erst als Amber später in Abu Bakars Zelt ging und den bewundernden Blick des Scheichs bemerkte, wurde ihr bewusst, dass sie den Kaftan hauptsächlich für ihn trug. War es vielleicht die falsche Entscheidung, und denkt er jetzt, ich wolle damit andeuten, dass er mit mir machen kann, was er will? überlegte sie sekundenlang. Doch sogleich verdrängte sie den Gedanken. Sie freute sich viel zu sehr, dass der Scheich sie so fasziniert betrachtete.
Er kam auf sie zu und blieb vor ihr stehen.
„Als Sie hereinkamen, habe ich gedacht, ich würde träumen.“ Er fuhr ihr so sanft mit der Hand übers Haar, dass es Amber heiß und kalt überlief. „Sie sind die schönste Frau, die ich jemals kennengelernt habe.“
Sie errötete. Auf was lasse ich mich da ein? fragte sie sich und hatte wieder einmal das Gefühl, etwas ganz und gar Unvernünftiges zu tun und sich unnötig in Gefahr zu begeben.
Aber als er sie an der Hand zu dem niedrigen Messingtisch führte, an dem auch Abu Bakar und die anderen wichtigen Gäste sitzen würden, war es Amber plötzlich völlig egal, ob es verrückt war, was sie tat, oder nicht. Sie wollte sich nicht länger gegen ihre Gefühle wehren, sondern sie ausleben, auch wenn sie es vielleicht später bereuen würde. Sie wollte sich entspannen, sich freuen und alle Bedenken vergessen.
Das Dinner war eine Aufeinanderfolge köstlicher Gerichte, die herrlich dufteten und vorzüglich schmeckten. Immer wieder wurden neue Speisen aufgetragen, Hammelfleisch mit Reis, Gemüse und Salate, Datteln und Zuckerkonfekt, Feigen, die mit Mandeln gefüllt waren. An dieses Abschiedsessen würde sie sich ihr Leben lang erinnern.
Ambers Wangen waren gerötet, und ihre Augen leuchteten vor Aufregung und Begeisterung. Der eigentliche Grund dafür war jedoch der Scheich, der auf der anderen Seite neben Abu Bakar saß. In dem weißen Gewand und mit den dunklen Augen sah er umwerfend attraktiv aus, und sie bekam Herzklopfen, wenn er sie anschaute.
Sie zweifelte nicht mehr daran, dass ihr Entschluss richtig war. Nichts wünschte sie sich mehr, als mit dem Scheich zusammen zu sein, und nichts würde sie jetzt noch aufhalten können. Vielleicht würde sie es später wirklich bereuen, aber sie würde es noch viel mehr bedauern, wenn sie sich ihren Gefühlen nicht hingeben würde.
Nachdem das Dinner beendet war, wurde Kaffee mit dem traditionellen halwa serviert, einem Dattelkonfekt. Ambers Nerven waren zum Zerreißen gespannt. Sie glaubte, die Spannung nicht länger ertragen zu können, und vermochte es kaum zu erwarten, endlich mit dem Scheich allein zu sein.
Immer häufiger sahen sie sich in die Augen. Er schien jede ihrer Bewegungen mit Blicken zu verfolgen. Sie wusste instinktiv, dass er ein wunderbarer Liebhaber sein würde, und sie erbebte insgeheim vor Erregung.
Als Abu Bakar, der Scheich und die anderen sich erhoben, stand Amber auch auf. Man verabschiedete sich,
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