Julia Gold Band 0045
ausstreckte und ihr Gesicht streichelte. Dann umfasste er ihr Kinn, und sie erbebte.
„Ich hoffe sehr, dass Sie mir glauben“, sagte er mit ernster Miene.
Amber schaute ihm in die Augen und atmete tief ein. Sie nickte. In diesem Augenblick hätte sie ihm alles geglaubt.
Viel zu oft habe ich mich in ihm getäuscht. Ich will ihm endlich einmal vertrauen. Es gibt eigentlich keinen Grund mehr für mein Misstrauen, überlegte sie.
„Gut.“ Der Scheich blickte sie immer noch an. „Ich bin froh, dass das geklärt ist.“
Und als er ihre Lippen betrachtete, war Amber sich sicher, dass er sie jetzt küssen würde. Er tat es auch, aber so flüchtig, dass der Kuss vorbei war, ehe sie ihn überhaupt gespürt hatte.
Bitte hör nicht auf, bat sie ihn insgeheim. Sie sehnte sich viel zu sehr nach ihm.
Der Scheich zog sich jedoch zurück. „Sie sind müde, ich lasse Sie lieber allein.“
Dann drehte er sich um und durchquerte das Zelt. Beim Hinausgehen blieb er kurz stehen und schaute zum Himmel.
„Unglaublich, Millionen von Sternen“, sagte er. „Haben Sie jemals so viele gesehen?“ Als sie nicht antwortete, sah er sie über die Schulter hinweg an. „Morgen Abend werden wir uns sie zusammen ansehen. Ich werde Ihnen alle Geheimnisse des arabischen Himmels verraten“, versprach er.
Amber klopfte das Herz zum Zerspringen.
„Was machen wir, wenn morgen Abend keine Sterne zu sehen sind?“, fragte sie.
„Das wird nicht passieren. Der Himmel wird voller Sterne sein, ganz bestimmt.“ Seine Stimme klang sanft und zärtlich.
Dann warf er ihr noch einen letzten innigen Blick zu und verschwand. Sie stand noch eine ganze Weile da und dachte darüber nach, was genau er gemeint haben mochte. Ich glaube, ich weiß, was das alles zu bedeuten hat, gestand sie sich schließlich ein.
11. KAPITEL
Am nächsten Tag suchte Amber den Himmel immer wieder nach Sternen ab, bis sie sich schließlich fragte, ob sie vielleicht den Verstand verloren habe.
Ihr war natürlich klar, dass auch in Arabien die Sterne nur nachts schienen. Viel schlimmer war jedoch, dass sie sich selbst nicht mehr verstand. Sie war tatsächlich bereit, sich mit dem Scheich einzulassen und mit ihm zu schlafen!
Denn nichts anderes hatte er gemeint, als er so romantisch über die Sterne geredet hatte. Sie brauchte sich nichts vorzumachen, das, was sie vorhatten, hatte mit Liebe wenig oder nichts zu tun.
Es waren keine Gefühle im Spiel, von Zuneigung konnte keine Rede sein. Sie begehrten einander, und in wenigen Tagen würde alles vorbei sein und sie wieder nach London zurückkehren. Sie würde weiterleben, als wäre sie dem Scheich nie begegnet.
Will ich es wirklich, obwohl ich mir stets vorgenommen habe, mich niemals auf so eine Affäre einzulassen? überlegte sie.
Aber die Versuchung war groß. Amber fühlte sich viel zu sehr zu diesem Mann hingezogen. Während des ganzen Tages, der genauso harmonisch verlief wie der vergangene, betrachtete sie ihn immer wieder, und jedes Mal bekam sie Herzklopfen. Sie empfand mehr für ihn als nur körperliches Begehren. Ihre Gefühle für ihn schienen viel tiefer zu gehen.
Die Stunden vergingen quälend langsam, zugleich aber auch so schnell, dass Amber es kaum glauben konnte, als plötzlich die Sonne wie ein roter Feuerball am Horizont versank. Nach dem heißen Tag, an dem sich die Menschen im Camp über Mittag während der größten Hitze ruhig verhalten hatten, herrschte jetzt wieder lebhaftes Treiben.
Der Mond war schon aufgegangen, aber es war noch kein einziger Stern am Himmel zu sehen.
„Hoffentlich sind Sie in der Stimmung, heute Abend an einer kleinen Feier teilzunehmen“, sagte der Scheich und lächelte.
Sie hatten das letzte Interview gerade beendet, und Amber stellte den Kassettenrekorder ab.
Als sie den Scheich anschaute, verspürte sie sogleich wieder ein Kribbeln im Bauch. Je näher der Abend rückte, desto mehr freute sie sich auf das, was kommen würde. Es war sinnlos, sich dagegen zu wehren.
„Was für eine Feier?“, fragte sie.
„Eine ganz besondere. Sie sind Ehrengast des großen Abschiedsdinners. So eine Ehre wird nur wenigen zuteil.“
Sie saßen in Abu Bakars Zelt. Amber hatte sich das Interview mit ihm bis zuletzt aufbewahrt, und es war dann auch der Höhepunkt der beiden Tage geworden, denn das Oberhaupt dieses Beduinenstammes hatte ihr viele wertvolle Informationen gegeben und interessante Dinge erzählt.
Sie schaute Abu Bakar an, der zwischen ihr und dem Scheich saß.
„Bitte
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