Julia Gold Band 0045
noch einige Redewendungen hinzugelernt.
Schließlich ging sie mit dem Scheich zum Wagen, wo sie sich noch einmal umdrehten und den Beduinen zuwinkten, ehe sie einstiegen und losfuhren.
Und dann waren sie endlich wieder allein. Amber fühlte sich wie verzaubert. Noch nie in ihrem Leben war sie so glücklich gewesen. Es herrschte eine eigenartige Stimmung zwischen ihnen, eine gespannte Erwartung. Ihre geheimen Wünsche würden bald in Erfüllung gehen und die tausend unausgesprochenen Versprechen eingelöst werden. Sie fühlte sich wie in einem Märchen oder einem wunderschönen Traum.
Der Scheich schaute sie an. Dann nahm er ihre Hand und legte sie auf seinen Oberschenkel.
„Erzähl mir doch bitte während der Fahrt alles über dich“, bat er sie. „Wie dein Leben verlaufen ist, von Anfang an bis jetzt. Ich möchte alles über deine Kindheit und deine Familie erfahren – jede Einzelheit über die schönste Frau, die ich jemals kennengelernt habe und die mir eigentlich nur zufällig begegnet ist.“
Als Amber unter der leichten Baumwollhose seine warme Haut und die kräftigen Muskeln seines Oberschenkels spürte, erbebte sie insgeheim und verspürte heißes Verlangen. Mühsam gelang es ihr, ihn nicht zu streicheln. Das wäre sicher keine gute Idee, solange er sich aufs Fahren konzentrieren musste. Sie nahm sich zusammen und blickte ihm in die wunderschönen dunklen Augen. Sogleich bekam sie wieder Herzklopfen.
„Gut, einverstanden. Aber ich schlage vor, wir wechseln uns ab. Erst erzähle ich dir eine Stunde lang alles über mich, und dann bist du an der Reihe. Ich will auch alles über dich erfahren“, antwortete sie.
Er lachte. „Ja, okay. Also, fang an, ich höre. Wo bist du geboren?“
Amber machte es sich auf dem Sitz bequem. „Ich bin in Cambridge geboren“, begann sie, und während der nächsten Stunde redete sie über alles, was ihr einfiel. Über das wunderschöne alte Haus, in dem sie aufgewachsen war und das sich schon lange im Familienbesitz befand, über ihre Mutter, die Romane schrieb, ihren Vater, der Professor an der Universität in Cambridge war, ihre Großeltern, die vielen Tanten und Onkel, Cousins und Cousinen.
Sie berichtete über ihre glückliche, unbeschwerte Kindheit und die Schulzeit und die gelegentlichen Auseinandersetzungen, auf die sie sich eingelassen hatte.
„Wenn man so neugierig aufs Leben ist wie ich und alles wissen will, schafft man sich manchmal Probleme“, gestand sie ein.
Der Scheich lächelte sie an. „Ich bin wahnsinnig froh, dass du so neugierig, wissbegierig und aufgeschlossen bist, sonst wärst du nie nach Ras al-Houht gekommen, und ich hätte dich nie kennengelernt. Deine Reise in unser Land war das Beste, das mir passieren konnte.“
Amber wandte den Blick ab. Meint er das wirklich ernst, mag er mich wenigstens ein ganz klein wenig? überlegte sie. Tiefe Freude erfüllte sie, und sie erinnerte sich an ihre geheimen Träume. Sie fand es etwas erschreckend, wie sehr sie sich nach seiner Zuneigung sehnte.
Dann erzählte sie weiter, und der Scheich hörte aufmerksam zu. Manchmal machte er eine Bemerkung oder fragte etwas.
„Wie heißt eigentlich dein Lieblingshund, der Labrador?“, wollte er wissen, oder: „In welchem Londoner Stadtteil lag deine erste eigene Wohnung?“
Als sie kurz ihre Männerbekanntschaften erwähnte, sagte er: „Du brauchst mir nicht zu erklären, dass du nicht treulos oder unbeständig bist. Ich habe es gar nicht ernst gemeint, als ich es dir an den Kopf geworfen habe. Es ist doch egal.“
Amber war enttäuscht. Er hatte richtig geraten, sie wollte ihn überzeugen, wie sehr er sich geirrt hatte. Außer Adrian hatte sie nur drei oder vier andere Freundschaften gehabt, und es war ihr sehr wichtig, dass Zoltan es wusste.
Weshalb hatte er gesagt, es sei ihm egal? Wollte er damit andeuten, dass es ihn nicht interessierte und dass ihre Beziehung für ihn sowieso keine besondere Bedeutung hätte?
Befürchtungen und Ängste stiegen in ihr auf. Doch dann lächelte er sie an, nahm ihre Hand in seine und drückte sie liebevoll. Und als Amber ihn auch anlächelte, waren die Ängste schon wieder vergessen. Vielleicht mache ich mir wieder unnötig Sorgen. Es kann sein, dass seine Gefühle für mich stark genug sind und er solche Beteuerungen gar nicht braucht, überlegte sie plötzlich und fand diesen Gedanken ziemlich kühn und mutig.
Und sogleich wünschte sie sich, dass es wirklich so wäre.
„So, das war’s. Jetzt bist du an
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