Julia Gold Band 0045
wieder“, fügte er sanft hinzu. „Du kannst weiterschlafen.“
„Wo ist die blonde Engländerin?“, fragte sie. „Sie war gestern und heute nicht hier. Ist sie wieder weg?“ Sie sah den Scheich etwas besorgt an.
„Nein, sie ist nicht weg. Ich dachte, das hätte ich klargemacht. Morgen ist sie wieder hier.“
„Maha hat sich schon nach ihr erkundigt. Das Kind braucht sie. Sie muss noch hier bleiben.“
„Ja, ich weiß, die Kleine braucht sie. Und deshalb wird sie uns auch nicht verlassen.“ Wieder betrachtete er das kleine Mädchen liebevoll, das so friedlich dalag und den ziemlich abgenutzten Teddybär im Arm hielt. „Du weißt doch, dass niemand sich so sehr um Maha sorgt wie ich.“ Ungeduldig drehte er sich um. „Schlaf jetzt weiter.“
Dann verließ er den Raum und wusste, dass es ihm nicht gelungen war, ihre Ängste zu zerstreuen.
Scheich Zoltan war wie ein Wahnsinniger über die unbelebte Autobahn in die Stadt gerast. Und er kam sich auch wie ein Wahnsinniger vor. Er war entsetzlich frustriert und litt mindestens so sehr wie Amber.
Er hatte Saleh Ali in den Palast gebracht, wo ihm ein gemütliches Zimmer mit Telefon zur Verfügung stand. Der Scheich war bei dem alten Mann geblieben, bis er im Krankenhaus in London angerufen und mit seinem Sohn gesprochen hatte.
Der Gesundheitszustand des Jungen war immer noch kritisch, hatte sich aber glücklicherweise stabilisiert.
„Versuch, dich zu entspannen.“ Der Scheich legte Saleh Ali wie tröstend die Hand auf die Schulter. „Dein Enkel wird von Experten behandelt, vertrau ihnen. Sie tun bestimmt alles, ihm das Leben zu retten.“
„Ja, ich weiß.“ Der alte Mann war den Tränen nahe. „Und ich tue auch alles für ihn, was ich kann. Ich werde viel für ihn beten.“
Nachdem er sich von Saleh Ali verabschiedet und Maha gesehen hatte, wollte er sich auf den Weg zurück ins Beduinenlager machen. Es war spät, aber vielleicht noch nicht zu spät. Er konnte sein Verlangen nach Amber kaum noch beherrschen. Er kam sich vor wie besessen, so sehr begehrte er sie.
Und das war sein Problem. Während er über die menschenleeren Flure des Palastes ging, zwang er sich ganz bewusst, nicht zu laufen. Er konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen und sich auf nichts anderes konzentrieren.
Schon am Anfang, als er sie überredet hatte, in den Palast zu ziehen, hatte er sie begehrt, aber nicht ernsthaft beabsichtigt, sie zu lieben. Doch das hatte sich rasch geändert, denn sein Verlangen war immer heftiger geworden, und er hatte nur noch den einen Wunsch, sie zu besitzen. Sie musste ihm gehören.
Jetzt war er sich sicher, dass sie seine Gefühle erwiderte. Den ganzen Abend hatte er ihre liebevollen und innigen Blicke bemerkt. Er wusste selbst nicht mehr, was in ihn gefahren war und was ihn antrieb. Er kam sich vor wie ein unreifer Teenager. Noch nie zuvor hatte er sich so benommen. Was dachte er sich eigentlich dabei? Hatte er den Verstand verloren, dass er wie ein Wahnsinniger mitten in der Nacht hinter ihr her durch die Wüste rasen würde? Sie war schließlich nur eine Frau, wenn auch eine außergewöhnlich schöne und begehrenswerte. War es überhaupt irgendeine Frau wert, dass er so außer sich geriet und Dinge tat, die für ihn völlig neu und ungewöhnlich waren?
Im Hof angelangt, stieg er in den Range Rover und fuhr los. Er nahm sich vor, nicht wieder so zu rasen, sondern mehr an die eigene Sicherheit zu denken. Es war doch völlig egal, wann er im Camp eintreffen würde, denn es würden sich noch andere Gelegenheiten ergeben, mit Amber zu schlafen. Er würde darüber hinwegkommen, in dieser Nacht nicht mit ihr zusammen zu sein.
Amber öffnete die Augen und drehte sich im Bett herum. Irgendetwas hatte sie geweckt. Eine Bewegung? Ein Geräusch? Sie hätte es nicht sagen können. Verschlafen, wie sie war, versuchte sie, in der Dunkelheit etwas zu erkennen.
Jetzt hörte sie es wieder. Sie richtete sich auf und bekam Herzklopfen, denn genau in diesem Moment wurde die Zeltklappe geöffnet.
Zunächst konnte Amber nur eine große Gestalt erkennen, die sich dunkel gegen den Nachthimmel abhob, an dem der Mond hell schien und tausend Sterne funkelten.
Sie hielt den Atem an und fragte leise: „Zoltan, bist du es?“
„Ja, mein Liebling, ich bin gekommen“, antwortete er.
12. KAPITEL
Endlich war die Welt wieder in Ordnung, Amber hatte das Gefühl, das gefunden zu haben, wonach sie sich so lange gesehnt hatte.
Sie lag in Zoltans Arm, den Kopf an
Weitere Kostenlose Bücher