Julia Gold Band 0045
der Leiterin das Ausbildungssystem erklären ließ.
Als Sharif dann abends zu ihr kam, berichtete sie ihm umfassend über alles, was sie in der Schule gehört und gesehen hatte, und verglich es mit dem australischen Erziehungswesen. Er hörte ihr aufmerksam zu, stellte einige Fragen und besprach mit ihr mögliche Verbesserungen. Er war begeistert, wie bereitwillig sie auf alles einging und wie aufgeschlossen und interessiert sie war.
„Das Wohl meines Volks liegt dir wirklich am Herzen“, stellte er zufrieden fest.
„Ich halte es für wichtig, dass man auch den Mädchen die Chance bietet, ihre Fähigkeiten zu entwickeln und einen Beruf zu ergreifen“, wandte sie ein. „Wenn der Fortschritt in deinem Land weiterhin so zügig vorangetrieben wird, wirst du auf die Mithilfe der Frauen angewiesen sein, oder du musst noch sehr lange Fachkräfte aus dem Ausland holen.“
In seinen Augen blitzte es triumphierend auf. „Du machst dir tatsächlich Gedanken um uns.“
„Ich mache mir um vieles Gedanken.“
„Morgen kannst du das Gesundheitszentrum für Frauen besuchen. Es wird dich sicher interessieren.“ Er stand auf und zog Leah hoch, um sie zu umarmen. „Du hast recht, es ist gut für dich, mehr Freiheiten zu bekommen. Ich wünsche mir vor allem, dass du mit mir glücklich bist.“
Seine Vorstellung von Freiheit entlockte Leah ein wehmütiges Lächeln. „Ich kann aber immer noch nicht frei entscheiden, was ich tun möchte, nicht wahr?“
Er zog die Augenbrauen hoch. „Willst du das Gesundheitszentrum nicht besichtigen? Ich kann dir Alternativen anbieten, zum Beispiel das Museum …“
Leah seufzte, es war sinnlos, mit ihm über die Bedeutung des Begriffs Freiheit zu diskutieren. „Nein, es ist in Ordnung, ich werde das Gesundheitszentrum besichtigen“, sagte sie leicht resigniert, war aber trotzdem für die kleinen Fortschritte dankbar.
„Oh, du gibst also auf, oder?“
„Nein, das tue ich nicht“, fuhr sie ihn an. „Niemals werde ich vor einem Mann kapitulieren. Ich habe mich jetzt einfach nur für diese Einrichtung entschieden. Das ist alles.“
Er hielt ihrem zornigen Blick herausfordernd stand, und Leah erkannte sogleich, wie sehr er sie begehrte.
„Dann nehme ich dich mit ins Bett und sorge dafür, dass du mich liebst“, erklärte er.
Wieder einmal hatte Leah keine andere Wahl, als das zu tun, was er sagte. Aber insgeheim gab sie zu, dass sie gar nichts dagegen hatte, denn Sharif war ein fantastischer Liebhaber, was er ihr auch diesmal wieder bewies.
Später lag Leah dann in seinen Armen und spürte Sharifs Herz langsam pochen. Er war zufrieden und glücklich, deshalb hielt Leah den Zeitpunkt für günstig, Tayis Anliegen zur Sprache zu bringen.
„Erinnerst du dich noch daran, wie Prinz Youssef dir das Angebot seines Vaters überbracht hat, Sharif?“, begann sie.
„Hm …“, brummelte er uninteressiert, während er mit ihrem langen Haar spielte, wie er es so oft tat, nachdem sie sich geliebt hatten.
„Und auch daran, dass Tayi plötzlich hereinkam?“
„Hm.“
„Du hast gesagt, du würdest sie angemessen verheiraten.“
„Ja, die Gespräche sind im Gang.“
Unvermittelt hob Leah den Kopf, sodass Sharif die langen seidenweichen Strähnen ihres Haars aus den Fingern glitten.
„Soll die Hochzeit bald stattfinden?“, fragte Leah.
„Darüber wird noch verhandelt.“ Er war nun hellwach und aufmerksam. „Ich werde es schon richtig machen und meine Wünsche durchsetzen.“
„Aber was ist mit Tayi? Wenn sie den Mann, den du für sie ausgesucht hast, gar nicht liebt?“
„Ich tue nur das, was für sie am besten ist.“
„Hast du mit ihr darüber gesprochen? Weiß sie, was du vorhast?“
„Das ist nicht nötig. Sie wird sich ganz sicher über die Wahl freuen, die ich für sie getroffen habe.“
„Woher willst du das wissen?“ Leah steigerte sich in die Sache hinein und verzweifelte allmählich. „Vielleicht will sie sich selbst einen Mann aussuchen?“
Sharif runzelte die Stirn. „Warum stellst du meine Entscheidung infrage? Ich habe meinen Entschluss gefasst, und dabei bleibt es.“
„So wie König Rashid es mit Samira gemacht hat, nicht wahr?“, fuhr sie ihn enttäuscht an.
In seinen Augen blitzte es ärgerlich auf. „Du wagst es, mir das ins Gesicht zu sagen, Leah?“
„Ja, das tue ich“, erwiderte sie unerschrocken. „Wenn Tayi nun einen anderen Mann liebt? Du könntest sie zumindest fragen, statt sie so zu behandeln, als hätte sie weder ein Herz
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