Julia Gold Band 0045
unterschiedliches Aussehen hatten, konnten sie als die Verkörperung männlicher Attraktivität gelten. Prinz Omar, mit hoher Stirn, schmalen aristokratischen Wangen, herablassendem Blick und dem sorgfältig gestutztem Bart. Prinz Rafi glich mit seinem dunklen Schnauzer fast einer persischen Miniaturzeichnung. Prinz Karim, glatt rasiert und sonnengebräunt, wirkte wie ein kriegerischer Wüstensohn.
„Welch ein Anblick! Vermutlich werden jetzt die Frauen vor den Bildschirmen seufzen“, bemerkte Marta.
„Diese drei Gesichter, die Sie jetzt sehen, zieren jedes Geldstück in allen drei Königreichen“, erklärte Paul den Zuschauern. „Es gibt eine gemeinsame Währung und ein zentrales Parlament in den Emiraten. Karim, links, mit dem Saphir am Turban, regiert Westbarakat, Rafi, in der Mitte, mit dem Rubin, ist Emir von Ostbarakat, und Omar ist der Herrscher von Zentralbarakat. Dies ist die Einteilung, die ihr Vater vornahm, als er sein Reich so aufteilte, dass alle Söhne am Erbe teilhaben.“
„Wie alt sind die Prinzen, Paul?“
„Sie werden nächste Woche sechsundzwanzig, Marta, aber falls eine unserer Zuschauerinnen sich ihnen gern vor die Füße werfen möchte, muss ich sagen, dass Prinz Omar bereits verheiratet ist und zwei kleine Kinder hat.“
„Aber Prinz Rafi und Prinz Karim sind noch zu haben?“
„Ja, Sie dürfen gerne ihre weiblichen Waffen einsetzen, Marta.“
Gemeinsam schritten die drei Prinzen vor und stiegen die mit einem roten Teppich bedeckte Marmortreppe hinunter zu dem Unterzeichnungstisch, während sich die Menge der Fotografen aus aller Welt teilte. Die Mitglieder der vier Nationen traten vor und schüttelten sich die Hände.
An dem langen schwarzen Tisch nahmen sechs Männer und eine Frau Platz, mit Blick zu den Kameras der Welt. Vor jedem von ihnen lag ein großes Buch, dessen Goldeinband mit dem Insignium von Barakat geschmückt war, dem mythischen Vogel Senmurgh.
„Jeder der Unterzeichner des Abkommens wird sich in die sieben Bücher eintragen und eines davon mit nach Hause nehmen“, erklärte Paul. Auf dem Bildschirm sah man, wie sieben Assistenten die Bücher an sich nahmen und dem nächsten Würdenträger brachten. „Dieser Vorgang übrigens ist die Anerkennung der westlichen Tradition. Für einen Scheich von Barakat ist das bloße Unterzeichnen eines Dokumentes nicht bindend.
Und jetzt kommen wir zu der Zeremonie, ohne die in Barakat seit Jahrhunderten kein Staatsdokument legalisiert wird“, berichtete Paul. „Ein Dokument ist für einen Monarchen von Barakat erst verpflichtend, wenn der Monarch es mit dem Großen Juwelensiegel von Shakur abgestempelt hat, wenn das Schwert von Rostam darüber geschwungen wurde und wenn zum Schluss alle Unterzeichner aus dem Kelch von Jalal getrunken haben.
Diese alten Schätze sind seit über sechshundert Jahren im Besitz des Königshauses. Scheich Daud hat nicht nur sein Erbe, sondern auch diese Schätze geteilt, damit jeder der Söhne im Besitz eines der Machtsymbole der Monarchie ist.“
Der Großwesir brachte ein elfenbeinfarbenes Pergament zu einem der Marmortische neben dem Löwenthron und rollte es dort aus. Kunstvoll verzierte arabische Buchstaben waren zu sehen. Das Pergament wurde von zwei flachen schweren Elfenbeinstäben gehalten.
Ein Höfling trat neben den Großwesir und reichte ihm auf einem kostbaren Tablett ein kleines Gefäß. Nizam al Mulk hob die winzige goldene Urne hoch und goss ihren Inhalt über das Blatt. Eine dicke rote Flüssigkeit formte in der oberen Mitte des Dokumentes einen Klecks.
Schweigen breitete sich aus, als Prinz Karim näher trat. An seinem Arm hing wie ein riesiges Band das Juwelsiegel von Shakur. Er löste dieses Siegel und presste es in das Wachs auf dem Pergament. Der Abdruck zeigte das Bild eines Königs.
„Prinz Karim macht es ganz feierlich“, informierte Paul das Publikum in gedämpftem Tonfall. „Das Porträt zeigt Sultan Shakur, den Vorfahren der drei Prinzen, der um 1030 starb, und auf der Inschrift um den Kopf steht: ‚Großer König, Sonne des Zeitalters, Vollmond, Welteroberer, Welträcher, Thron der Gnade, Schwert der Gerechtigkeit‘ und vieles mehr. Das Armband wurde aus einem einzigen riesigen Smaragd gefertigt. Und, Marta, es wiegt fast zwei Pfund!“
„Oh!“ Die Sprecherin zeigte sich mehr als erstaunt. „Muss ja ein stattliches Vermögen wert sein.“
„Sein Wert lässt sich nicht beziffern, weil es nichts Vergleichbares auf der Welt gibt. Allein vom Gewicht
Weitere Kostenlose Bücher