Julia Gold Band 0045
Taschentuch aus ihrer Tasche, tupfte sich die Augen trocken und putzte sich die Nase. Denn selbst wenn sie lachte, war sie den Tränen gefährlich nahe. „Du hattest das von Anfang an vor. Du bist mit der Absicht schon zum Flughafen gekommen!“
„Nein.“ Er runzelte leicht die Stirn. „Erinnere dich, ich war mit Rafi da, um dich und David Percy abzuholen. Wie hätte ich da schon eine solche Absicht haben sollen?“
„Aber sobald du gesehen hast, dass dein Opfer nicht in die Falle gegangen war, hast du dich auf mich gestürzt. Willst du das leugnen?“
„Ich habe mit dir vorliebgenommen, ja. Ich habe mir gesagt, ich werde sein Juwel an mich nehmen und ihn zwingen, mir meines zurückzugeben.“ Leidenschaft flammte in seinen Augen auf. „Alles andere hatte nichts mit meinem Plan zu tun. Dass ich dich begehrt habe …“, er suchte ihren Blick und schaute ihr tief in die Augen, „… wie noch keine andere Frau, das habe ich mir nicht ausgesucht. Dann habe ich überlegt, dass es vielleicht besser so sei. Wenn ich mit dir leidenschaftliche Tage und Nächte hier verbringen könnte, würdest du nicht mal erfahren, dass du eine Geisel warst.“
„Bis alles vorüber war, natürlich“, bemerkte sie.
„Als du mit mir hierherkamst, Caroline, wurde mir klar, wie dumm es von mir war, so etwas zu tun, und ich wusste, ich durfte es nicht. Ich wäre auch gegangen, weil ich die Situation nicht ausnutzen wollte, aber … du weißt, was mich daran gehindert hat, dich allein zurückzulassen.“
Das stimmte. Sie hatte ihn gebeten, bei ihr zu bleiben und sie zu lieben. Sie hatte sogar extra die Kondome gekauft. „Du wolltest nicht nur aus dem Raum gehen, um Kondome zu holen, so wie ich gedacht hatte?“
„Nein, Caroline, ich wollte gehen, damit es nicht passiert. Ich wollte dich vor meinem überwältigenden Verlangen bewahren. Ich hätte dich auch allein gelassen. Aber es sollte nicht sein. Du warst zu schön, und du hast mich so lieb angesprochen, da … ich wusste auch nicht, dass du vollkommen unerfahren warst. Deshalb habe ich dich genommen. Es war die schönste Erfahrung, Caroline.“
„War es das?“, fragte sie bitter. Jetzt weinte sie offen, ohne zu wissen, warum. Er nahm sie in die Arme und zog sie an sich. Sie gab nach und begann zu schluchzen. Er hielt sie umfangen, während sie weinte, und gab sie frei, als sie erneut nach ihrem Taschentuch suchte.
Dann, als sie ihre Wangen getrocknet hatte, beugte er sich über sie und küsste sie überaus zärtlich und liebevoll. Ein wohliger Schauer rieselte ihr über den Rücken.
Eine Tür wurde zugeschlagen, dann waren hastige Schritte zu hören und gleich darauf eine Stimme. Karim löste sich von ihr und stand auf, als Rafi in den Raum gestürzt kam.
„Die verdammte Geschichte ist bereits auf allen Sendern!“, rief er seinem Bruder zu, lief an ihnen vorbei in einen der Nebenräume. Karim folgte ihm, und kurz danach ging Caroline hinterher.
In dem Raum, einer von den vielen, in denen Caroline noch nicht gewesen war, stand ein TV-Gerät. Rafi hatte es bereits eingeschaltet und suchte mit der Fernbedienung einen der Sender. Als ein Nachrichtensprecher erschien, hielt er inne.
„… ein Sprecher des Konsulats der Emirate von Barakat in Washington sagte heute Abend, dass sie die Zusammenhänge untersuchen würden. Mehr über die Geschichte von unserem Korrespondenten.“
Die beiden Prinzen sahen sich an.
„Sind das schlechte Nachrichten?“, fragte Caroline.
„Es ist jedenfalls etwas, das wir vermeiden wollten“, gab Karim zu.
„Vielleicht“, bemerkte Rafi, hob die Fernbedienung und stellte den Apparat lauter, als ein Bild erschien, das sie als Ruinen in der Wüste erkannte.
„Die Emirate von Barakat“, begann der Reporter. „Drei kleine Königreiche mit einer gemeinsamen Währung und einem übergeordneten Parlament.“
Schweigend hörten sie zu. Die einzigen Nachrichten, die aus Barakat verlauteten, waren, dass Ms Caroline Langley in das Land eingereist war, es aber bisher nicht wieder verlassen hatte. Soweit dem Konsulat bekannt war, befand sich das Große Juwelsiegel von Shakur an seinem rechtmäßigen Platz in der Schatzkammer seiner Königlichen Hoheit Sayed Hajji Karim ibn Daud ibn Hassan al Quraishi, Prinz von Westbarakat und Wächter des Siegels.
Dann erschien David auf dem Bildschirm und täuschte eine abweisende Haltung vor, die Caroline sofort als aufgesetzt erkannte. Vermutlich hatte er das Interview arrangiert, wollte aber die
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