Julia Gold Band 0045
Händen des mächtigsten Mannes im Land. Wem musste ein König schon Rechenschaft ablegen? Wer würde sie suchen? Die beiden Männer konnten wirklich mit ihr machen, was sie wollten. Ihre Lage war absolut hoffnungslos.
Noch ehe sie wusste, wie ihr geschah, drückte ihr Prinz Rafi eine Tasse dampfenden Kaffee in die Hand. Dankbar nippte sie daran. Er war stark, schwarz und gab ihr Kraft.
„Wir würden gern mit deinem Vater Kontakt aufnehmen“, meinte Karim. „Ihn bitten, sich einzuschalten und mit David Percy zu reden. Wenn das nicht funktioniert, müssen wir nach einem anderen Mittel suchen. Was meinst du dazu, Caroline? Welchen Einfluss hat dein Vater auf diesen Mann?“
„Du gehst davon aus, dass mein Vater seinen Einfluss geltend macht?“
Rafi schaute verwirrt von seinem Bruder zu Caroline und zurück.
„Natürlich“, versetzte Karim.
„Nun, verzeih mir mein Erstaunen, aber erst vor ein paar Tagen hast du mir klargemacht, dass meine Eltern mich nicht lieben!“, erinnerte sie ihn bitter und wünschte sich dann, sie hätte das nicht gesagt. Denn es brachte sie fast zum Weinen, obwohl sie doch stark bleiben musste. „Oder wolltest du mir damit wie der Hafen im Sturm erscheinen?“
„Es gibt nicht viele solche Männer wie David Percy“, erwiderte Karim rau. „Dein Vater hat vielleicht seine anderen Kinder mehr geliebt als dich, aber wenn er dir jetzt nicht helfen will, wäre er nicht bloß egoistisch, sondern ein Monster.“
„Wir möchten, dass Sie Ihren Vater anrufen, ihm versichern, dass es Ihnen gut geht, und ihn bitten, Druck auf Ihren Verlobten auszuüben. Werden Sie das machen?“, erkundigte sich Rafi.
Erstaunlich, wie sehr sie sich plötzlich danach sehnte, die Stimme ihres Vaters zu hören. Sicherlich würde sie so etwas Vertrautes in der Fremde innerlich wieder festigen.
„Ja“, antwortete Caroline und vermochte ihren Eifer nicht zu verbergen. „Ich bin überzeugt, wenn er weiß, was David macht … ja, ich werde mit ihm reden.“
„Eines ist wichtig, Caroline, du darfst ihm nicht sagen, wo genau du bist“, warnte Karim nachdrücklich. „Wenn du das tust, sind wir gezwungen, dich an einen anderen Ort zu bringen. Dort wirst du es nicht so bequem haben wie hier im Palast.“
„Schon gut, ich verspreche es!“, erwiderte Caroline.
Das Telefon stand bereits da. Caroline war sich sicher, dass das Telefon zuvor nicht im Raum gewesen war, und nahm sich vor, aufzupassen, wohin es anschließend gebracht würde.
Karim wählte, sprach mit jemandem, wartete und hielt den Hörer so, dass man mithören konnte.
„Hallo?“
Das war die Stimme ihres Vaters. Caroline fing an zu weinen. „Dad?“, schluchzte sie. „Dad, bist du es?“
„Caroline!“, rief er ungläubig. „Caroline? Wo bist du?“
„Ich bin in Barakat“, erwiderte sie. Karim hob mahnend seinen Finger. „Ich kann dir nicht genau sagen ,wo. Dad, hat … David dir gesagt, was geschehen ist?“
„David hat uns nicht die Nachricht überbracht, sondern eine Journalistin. Wir haben den ganzen Tag versucht, etwas Neues zu erfahren. Caroline, was ist passiert? Bist du entkommen?“
„Ich bin nicht entkommen. Ich bin gebeten worden, diesen Anruf vorzunehmen. Dad, aber du hast mit David gesprochen? Sie wollen wissen, ob du mit David gesprochen hast“, wiederholte sie auf Karims lautlose Anweisung. Seine Lippen waren ihren dabei so nah, dass ihr sein persönlicher Duft in die Nase stieg. Aber heute Morgen wurde ihr dabei nur der Verrat bewusst. Sie empfand keinerlei Erregung.
Mit wenigen Sätzen hatte sie die Nachricht der Prinzen weitergegeben: Sprich mit David! Bring ihn dazu, das Juwelsiegel zurückzugeben!
Nach kurzem Schweigen meinte ihr Vater: „Er leugnet, mit der Sache etwas zu tun zu haben, Caroline, und behauptet, es sei eine Taktik.“
„Prinz Karim sagt, er habe einen Beweis.“
„Einen Beweis, dass David sein Juwelsiegel gestohlen hat?“ Er klang schockiert.
„Ja.“
„Du hast mit dem Prinzen persönlich gesprochen?“
Wenn du wüsstest. „Ja, ich habe mit ihm gesprochen. Dad, sie legen jetzt auf. Wirst du mit David reden?“
„Das werde ich tun, mein Schatz. Und wenn er das Juwel hat, dann kannst du dich darauf verlassen, dass ich ihm klarmachen werde, was er zu tun hat. Halt die Ohren steif, wir holen dich da raus“, beruhigte ihr Vater sie. Dann wurde die Verbindung getrennt.
Caroline schluchzte auf. Zum ersten Mal in ihrem Leben hatte ihr Vater „mein Schatz“ zu ihr gesagt.
Karim
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