Julia Gold Band 0045
ihm lieber nicht davon erzählen, dass es ihre Eltern gewesen waren, denn in arabischen Familien kam das nicht vor. Es passte nicht zu ihrem Lebensstil und ihrer Denkweise. „Menschen wie du, die auf niemanden Rücksicht nehmen, lediglich auf sich selbst“, antwortete sie deshalb nur.
„Hast du denn nie andere kennengelernt?“
Doch, gab sie insgeheim zu, Glen hat sich immer um mich gekümmert, er war immer für mich da. Aber jetzt hat er mich verlassen und mich diesem Mann ausgeliefert, überlegte sie, und Tränen stiegen ihr in die Augen.
„Lass mich allein, und gib mir die Freiheit zurück“, forderte sie ihn mit rauer Stimme auf. „Deine Rache hast du ja gehabt.“
Er tat weder das eine noch das andere, sondern nahm sie in die Arme und drückte Leah fest an sich, während sie sich in ihrem Kummer über das verlorene Vertrauen und die Liebe, die man ihr vorenthalten hatte, an seiner Schulter ausweinte.
7. KAPITEL
Als Leah am nächsten Morgen wach wurde, wäre sie am liebsten gleich wieder eingeschlafen. Doch während sie es sich in den Kissen bequem machte, wurde ihr auf einmal bewusst, dass sie nichts anhatte. Und dann erinnerte sie sich an die vergangene Nacht.
Liegt er etwa immer noch neben mir? überlegte sie entsetzt und hielt die Augen geschlossen. Sie lauschte angestrengt, hörte jedoch nichts. Sehr vorsichtig und langsam öffnete sie die Lider. Oh nein, dachte sie, denn sie begegnete Sharifs Blick. Sharif lag auf der Seite, stützte sich auf den Ellbogen und ließ eine Strähne von Leahs langem Haar durch die Finger gleiten.
„Du hast lange und gut geschlafen“, meinte er lächelnd.
Leah verkrampfte sich das Herz. Rasch schloss sie die Augen wieder und wünschte, niemals mehr aufgewacht zu sein. Sie bezweifelte sehr, dass sie noch einen Tag mit diesem Mann durchstehen würde. Er stürzte sie in einen Gefühlswirrwarr, mit dem sie nicht umgehen konnte.
Was für ein Mensch war er eigentlich? Er hätte zum Beispiel die Wachen rufen und Leah einsperren lassen können, nachdem sie ihn mit dem Messer bedroht hatte. Das hätte jedenfalls besser zu dem Bild gepasst, das sie sich von ihm gemacht hatte.
Warum hatte er sich dennoch nicht von ihr abgewandt? Er hatte sie sogar mit unendlicher Geduld beruhigt, bis sie, vom Weinen erschöpft, eingeschlafen war. Dabei hatte er sie so zärtlich gestreichelt, als wäre sie ein verstörtes Kind, dem man Trost und Zuspruch geben musste. Und das schien so gar nicht mit dem übereinzustimmen, was er ihr zuvor angetan hatte. Oder vielleicht doch? überlegte sie, denn er hatte sie ja überhaupt nicht mit Gewalt genommen, wie sie es befürchtet hatte. Aber als Leah daran dachte, was sie empfunden hatte und in welche unglaubliche Ekstase sie geraten war, breitete sich tiefer Schmerz in ihr aus.
Offenbar spiegelten sich diese Gefühle auf ihrer Miene wider, denn Sharif umfasste zärtlich Leahs Gesicht und fragte: „Geht es dir nicht gut, Leah?“
Sie schaute ihn an. Irgendwie wollte sie nicht, dass er sich um sie sorgte, weil dadurch alles noch viel schlimmer wurde. „Bitte verlass das Zimmer“, forderte sie ihn deshalb auf.
„Wie du willst“, willigte er zu ihrer Überraschung ein. Dann küsste er sie federleicht auf den Mund und ließ auf ihren Lippen ein prickelndes Gefühl zurück.
Leah beobachtete ihn, wie er aus dem Bett stieg. Er bewegte sich geschmeidig und selbstsicher, und Leah stellte anerkennend fest, wie gut er aussah mit seinem muskulösen Körper und dessen perfekten Proportionen.
Er beachtete jedoch die Kleidungsstücke nicht, die am Boden lagen, sondern hob zu Leahs Entsetzen das Messer auf. Inzwischen war sie froh und erleichtert, dass er so schnell reagiert und ihren völlig verrückten Angriff abgewehrt hatte.
Sie versteifte sich, als er sich aufrichtete, denn sie erwartete nun einen kritischen Kommentar über ihre Wahnsinnstat. Sharif blickte sie ironisch an. „Du hattest gut gezielt, der Stoß hätte mich mitten ins Herz getroffen.“
Ist er wirklich so furchtlos, dass er über eine doch recht gefährliche Situation mit einer einzigen Bemerkung hinweggeht? fuhr es ihr durch den Kopf.
Dann nahm er seine Sachen und legte sie sich über den Arm. Auch das schwarze Gewand, das Leah am Vorabend getragen hatte, nahm er mit.
„Das gehört mir“, protestierte sie.
„Ja, ich weiß.“ Er durchquerte den Raum, öffnete die Tür des reichlich verzierten Kleiderschranks und zog Leahs anderes schwarzes Gewand heraus und legte es sich
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