Julia Gold Band 51
war.
Raschid, der sie genau beobachtete, wusste, was in ihr vorging. „Sieh mich an, Evie! Sieh mir in die Augen, und sag mir, was du dort liest!“
Evie blickte auf ihre Hände, die er immer noch hielt. Sie sah den goldenen Ehering und begriff plötzlich, was er bedeutete – begriff, was es hieß, mit diesem so besonderen Mann verheiratet zu sein. Du wirst stolz an seiner Seite stehen und allem trotzen – warum sonst wärst du hier? ermahnte sie sich. Sie hatte ihn geheiratet, um zu ihm zu stehen in guten und in schlechten Tagen. Wenn das Gute in der Aussicht bestand, den Rest ihres Lebens mit ihm verbringen zu dürfen, dann musste sie vielleicht in Kauf nehmen, dass sie dieses Leben in Behran verbrachte.
Sie blickte zu ihm auf und las in seinen schönen goldbraunen Augen: Ich liebe dich. Du bist mein Leben, mein Alles. Ich würde lieber sterben, als noch einmal zuzulassen, dass dir jemand wehtut.
„Werde ich mich verschleiern und zwei Schritte hinter dir gehen müssen?“, fragte sie heiser.
Raschid brauchte einen Moment, um zu begreifen, was sie ihm mit diesen Worten zu verstehen gab. Dann drückte er sie mit einem Jubelschrei aufs Bett zurück und legte sich auf sie.
„Ich wusste, dass du mutig bist!“, sagte er stolz. „Ich wusste immer, dass du die richtige Frau für mich bist.“
„Eigentlich sollte ich dich zum Teufel schicken“, protestierte Evie. „Aber du hast das geschickt eingefädelt. Wie sollte ich dir hier weglaufen?“
Er verschloss ihr die Lippen mit einem leidenschaftlichen Kuss. Doch ehe Evie die Situation ausnutzen konnte, löste er sich wieder von ihr und schob sie energisch fort.
„Nein“, sagte er fest.
Nur diesmal empfand Evie es nicht als Kränkung, sondern als Herausforderung. „Ich werde deinen eisernen Willen brechen“, schwor sie, als er rasch zur Tür ging. „Jede Gelegenheit werde ich nutzen, um ihn zu unterminieren!“
„Das ist Teil meiner Buße.“ Raschid seufzte. „Es bleibt interessant, abzuwarten, wie lange ich aushalten werde.“
Oder wie lange ich die Mutige spielen kann, dachte Evie, als sie allein war. Raschids Vater …
Fröstelnd kuschelte sie sich in die Kissen. Wusste Kronprinz Hashim, dass sie auf dem Weg nach Behran waren? Hatte Raschid es ihm gesagt? Sie würde es bald genug erfahren …
11. KAPITEL
Spätabends Ortszeit landete das Flugzeug auf dem Flughafen von Behran. Evie, jetzt bekleidet mit einem türkisfarbenen Seidenwickelrock und einem farblich dazu passenden langärmeligen Top, beobachtete durch das Fenster das ungeachtet der nächtlichen Stunde geschäftige Treiben draußen.
„Ich wusste gar nicht, dass auf dem Flughafen von Behran so viel Verkehr ist“, sagte sie zu Raschid, der neben ihr saß.
„Das ist es auch nicht – jedenfalls an internationalen Maßstäben gemessen“, erwiderte er und spähte angestrengt hinaus.
Im nächsten Moment rief er scharf nach Asim, der sofort herbeigeeilt kam. Sie sprachen in erregtem Ton auf Arabisch, wobei Asim ebenfalls zum Fenster hinausspähte und dann sichtlich erregt wieder ins Cockpit zurücklief.
Evie sah Raschid besorgt an. „Was ist los?“
„Ich weiß es noch nicht.“ Raschid, der jetzt das traditionelle arabische Gewand trug, machte ein sehr nachdenkliches Gesicht. „Aber für diese nächtliche Stunde herrscht da draußen zu viel Aktivität.“
Beunruhigt blickte Evie wieder hinaus. Das Flugzeug rollte immer noch aufs Flughafengebäude zu. Die nächtliche Dunkelheit war von unzähligen Scheinwerfern erhellt, die der Bahn des Flugzeugs zu folgen schienen. Im Licht der Scheinwerfer sah Evie Menschen – viele Menschen, die nichts Besseres zu tun zu haben schienen, als ihre Ankunft zu beobachten.
Asim kehrte mit ernster Miene zurück. Er berichtete Raschid etwas auf Arabisch, das Raschid veranlasste, sich abzuschnallen und wütend aufzuspringen. Erregt ging er nun an Asim vorbei persönlich ins Cockpit.
„Kein Grund zur Sorge“, beschwichtigte Asim Evie.
Und warum wirken Sie und Raschid dann so besorgt? hätte sie ihn am liebsten gefragt. Doch stattdessen wartete sie stumm auf Raschids Rückkehr, den Blick starr auf die Tür des Cockpits gerichtet.
Als Raschid schließlich wieder zu ihr zurückkam, war das Flugzeug in einigem Abstand vom Flughafengebäude stehen geblieben. „Sei nicht zu beunruhigt“, bat Raschid Evie. „Aber mein Vater hat sich erneut in meine Pläne eingemischt.“
„Warum?“, fragte Evie angstvoll. „Was hat er getan?“
„Er hat
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