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Julia Gold Band 51

Julia Gold Band 51

Titel: Julia Gold Band 51 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandra Sellers , Michelle Reid , Lucy Gordon
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durfte, lehnte sie sich erleichtert zurück. Doch wie es aussah, war ihre Prüfung noch nicht vorüber.
    Die großen Maschendrahttore des Flughafengeländes öffneten sich, und die schwarze Limousine bog auf eine breite Straße zur Stadt ein, deren Lichter Evie in der Ferne blinken sah. Aber sie waren noch nicht weit gekommen, als die nächtliche Dunkelheit plötzlich zu beiden Seiten von grellem Licht erhellt wurde. Evie beugte sich vor und spähte angestrengt hinaus, Raschid tat es ihr nach. Im nächsten Moment erhob sich ein Höllenlärm, der Evie heftig zusammenzucken ließ. Die Straße erstrahlte im Scheinwerferlicht unzähliger Autos, deren Fahrer die vorbeifahrende Staatskarosse mit einem Hupkonzert begrüßten.
    Raschid sagte etwas auf Arabisch und lehnte sich in seinen Sitz zurück.
    „Was hat das zu bedeuten?“, fragte Evie besorgt. Raschid war aschfahl geworden und schluckte mühsam. Erschrocken nahm Evie seine Hand. „Raschid?“
    „Kein Grund zur Besorgnis“, sagte er heiser, und in seinen Augen schimmerten Tränen. „Sie heißen uns willkommen. Sie …“ Er deutete zum Fenster hinaus. „Mein Volk heißt uns willkommen …“
    Und Evie begriff. Sein Volk hieß sie beide willkommen, und Raschid war so gerührt darüber, dass er kaum die Tränen zurückhalten konnte. „Alles in Ordnung?“, fragte sie sanft.
    „Ja“, antwortete er, doch er war sichtlich überwältigt von diesem unerwarteten Empfang. Evie lehnte sich zurück und blickte schweigend hinaus, um ihm die Möglichkeit zu geben, sich zu fassen.
    Mein Volk, hatte er gesagt. Sein Volk, das er offensichtlich sehr liebte und dessen Liebe und Respekt er für sie zu opfern bereit gewesen war. Während Evie an seiner Seite durch das schier endlose Spalier von Autoscheinwerfern und lärmendem Hupen fuhr, glaubte sie endlich zu verstehen, was Raschids Kismet hier für sie tat.
    Sie fühlte Demut angesichts dieser Macht und angesichts des Mannes an ihrer Seite, der den Mut besessen hatte, nach seinem eigenen Kismet zu greifen, ungeachtet der Folgen. Nicht sie war die wirklich Mutige hier. Sie war nur der Stimme ihres Herzens gefolgt. Raschid aber besaß zwei Herzen, die von dem Tag an, als er ihr begegnet war, miteinander in Konflikt gestanden hatten. Er musste immer gewusst haben, dass er eines Tages das Risiko eingehen musste, eins dieser Herzen zu brechen. Das Herz, das seinem Volk gehörte, oder das Herz, das ihr, Evie, gehörte.
    Er hatte auf sein Kismet vertraut. Und dies war sein Lohn, nicht ihrer. Diese Erkenntnis erfüllte Evie mit Demut.
    „Ich liebe dich“, flüsterte sie.
    Raschid wandte sich ihr zu und lächelte sie zärtlich an. „Sieh“, sagte er dann und deutete zum Fenster hinaus, „der Palast meines Vaters.“
    Evie erblickte einen gewaltigen weißen Bau, der sich, von gleißenden Scheinwerfern beleuchtet und umgeben von einer fast sieben Meter hohen Außenmauer mit Wachtürmen an allen vier Ecken, vor dem funkelnden Sternenhimmel aus der Wüste erhob. Es war ein Anblick wie aus einem Märchen aus Tausendundeiner Nacht. Ehrfurcht gebietend, geheimnisvoll, atemberaubend.
    Zwei große massive Holztore schwangen auf, als sich die Limousine ihnen näherte. Sie fuhren auf einen riesigen Hof, der von mehreren beleuchteten Springbrunnen erhellt wurde, die inmitten üppig bepflanzter Beete standen. Der Eingang des Hauses war ein von Blumen berankter weißer Marmorbogen, der in hellem Licht erstrahlte. Als der Wagen auf einem mit Kies bedeckten Platz davor hielt, sah Evie eine Frau aus dem Torbogen kommen.
    Sie war dunkelhaarig, schlank und wunderschön und trug ein langes dunkelrotes Seidenkleid, das bei jeder ihrer Bewegungen schimmerte.
    „Ranya!“ Raschid hatte es so eilig, aus dem Wagen auszusteigen und seine Schwester zu begrüßen, dass er zum ersten Mal seine guten Manieren vergaß. So blieb es Asim, der neben dem Fahrer gesessen hatte, überlassen, Evie den Wagenschlag aufzuhalten und ihr beim Aussteigen zu helfen.
    Trotz der nächtlichen Stunde war die Luft noch warm und feucht und von dem Duft exotischer Blumen erfüllt. Irgendwo im Palast spielte Musik – fremde, arabische Klänge, doch so verlockend und verführerisch, dass Evies Herz pochte. Gerührt beobachtete sie, wie Raschid und Ranya sich liebevoll umarmten. Die beiden schienen sich genauso nahezustehen wie sie und Julian.
    Warum auch nicht? dachte Evie. Raschid und Ranya waren echte Geschwister, geboren von derselben Mutter und die einzigen Kinder des Mannes,

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