Julia Gold Band 53
„Also das Gegenteil von dem, was man ihr rät.“
Sollte das ein Kompliment sein?
„Und wenn sie Sie enttäuscht? Dann wäre das Ganze hier umsonst gewesen. Abdullah ist doch der Grund, warum Sie mich entführt haben, stimmt’s?“
„Hm.“
Sie glaubte nicht eine Minute daran. Hinter der Geschichte steckte mehr als nur der Versuch, Abdullah wütend zu machen. Wenn sie es geschickt anstellte, konnte sie Hassan dazu bringen, den wahren Grund zu enthüllen.
Hassan lehnte sich zurück und beobachtete sie. Natürlich hatte er vorausgesetzt, dass sie sich von der scheinbar friedlichen Atmosphäre in Ras al Hajar nicht täuschen lassen würde.
Er sollte recht behalten.
„Oder gibt es da vielleicht noch andere Gründe?“, fragte Rose unschuldig.
Er musste verhindern, dass Abdullah sie für seine Zwecke einspannte. Ihn ablenken. Partridge Zeit geben, Faisal nach Hause zu holen. Doch Rose Fenton saß neben ihm, ihre Wesensart war so feurig, wie ihr Haar rot war, und ihm fielen noch zahllose andere Gründe ein, sie hierzubehalten. Ganz persönliche Gründe.
„Es geht mir nicht in erster Linie darum, Abdullah eins auszuwischen. Das ist nur eine wünschenswerte Nebenerscheinung. Da es hier um sehr viel mehr geht, überlasse ich ihm auch nicht die Öffentlichkeitsarbeit.“ Hassan warf einen Blick auf seine Uhr. „Zeitlich sind wir London um drei Stunden voraus. Da wird die Nachricht von Ihrem Verschwinden gerade rechtzeitig in die Abendnachrichten kommen.“
„Wollen Sie damit sagen, Sie hätten eine Pressemitteilung rausgeschickt?“, fuhr Rose ihn an.
„Noch nicht.“ Er lächelte zufrieden. „Das geschieht erst in letzter Minute. Ich will dem Außenministerium keine Zeit geben, die Fakten zu überprüfen und Abdullahs Drängen anzuhören, die Geschichte fürs Erste zu vertuschen. Die Nachricht über Sie wird nur laufen unter ‚Wie wir soeben erfahren‘. Den Rest können Sie sich selber ausrechnen, ohne dass ich es Ihnen näher erklären muss.“
„Ja.“ Natürlich wusste sie nur zu gut, was für Wellen diese Nachricht schlagen würde, während sie auf Sendung waren. Sollten sie die Sache aufgreifen? Wenn die Bombe zum richtigen Zeitpunkt platzte, blieb ihnen keine andere Wahl. Die eigene Reporterin war entführt worden, und wenn sie nicht prompt reagierten, würde ein anderer Nachrichtensender ihnen den Knüller wegschnappen. Schließlich wusste Gordon, wo sie war. Und er hatte angedeutet, dass sich etwas zusammenbrauen würde. Erst würde er ihre Mutter anrufen, um zu hören, ob sie etwas wusste. Die Story war zu heiß, als dass er sie sich entgehen lassen würde. „Und wie wollen Sie die Pressemitteilung rausschicken?“
Wieder lächelte Hassan über ihre scheinbar beiläufige Frage. „Nicht von hier.“
Nein. Rose zuckte die Schultern. „Aha.“ Sollte Hassan ruhig denken, sie würde versuchen, an sein Kommunikationssystem heranzukommen, um einen Hilferuf auszusenden. So kam er hoffentlich nicht auf den Gedanken, dass sie ein Handy besaß. „Warum verraten Sie mir nicht endlich, worum es hier geht?“, drängte sie. „Sie glauben offenbar, dass ich über Einfluss verfüge. Vielleicht kann ich Ihnen helfen.“
„Sie hoffen auf einen Knüller?“ Es schien ihn zu amüsieren. „Genügt es Ihnen nicht, selbst Schlagzeilen zu machen?“
„Das entwickelt sich langsam zur gefährlichen Gewohnheit.“
„Hier sind Sie außer Gefahr“, versprach Hassan. „Ein bisschen Berühmtheit wird Wunder für Ihre Karriere wirken. Wenn Sie Ihren nächsten Vertrag aushandeln, können Sie Ihren Preis bestimmen.“
„Ich arbeite nicht in der Unterhaltungsbranche.“
„Ach, kommen Sie, Rose. Wir wissen beide, dass Nachrichten zum ganz großen Geschäft gehören. Fernsehen rund um die Uhr. Und wenn man eine schöne Frau an die Frontlinie stellt, macht es die Geschichte nur noch brisanter und aufregender. Glauben Sie mir, die ganze Welt wird vor dem Fernseher hocken und mit der schönen, tapferen Rose Fenton zittern. Die Journalisten werden die Botschaft stürmen, um Visa zu bekommen, und der arme Abdullah wird gezwungen sein, die Reporter ins Land zu lassen, wenn er von der internationalen Presse nicht an den Pranger gestellt werden will. Ihr Nachrichtenleute nehmt so etwas ja immer gleich so persönlich.“
Es ärgerte sie, dass Hassan sich über die Situation lustig machte. Wie konnte er spötteln und seelenruhig seinen Kaffee trinken, während ihre Familie vor Sorge verging?
„Ich habe ein Recht,
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