JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
ein junger Mann namens Fabrizio, der die entgegenkommenden Gondolieris fröhlich grüßte. Mit der langen Stange dirigierte er sein Boot durch den Kanal.
Buon giorno. Guten Tag. Was ist so gut an diesem Tag?, dachte Max verbittert. Er griff sich an den Hals, um sich die Krawatte zu lockern, merkte dann aber, dass er gar keine trug. Dayle schaute ihn fragend an. Er ließ den Kragen offen, faltete die Hände in seinem Schoß und achtete nicht auf sie.
Aber als sie am Palais eintrafen, war Max doch berührt, wie begeistert Dayle auf die beeindruckende Fassade des Gebäudes reagierte.
„Wow“, stieß sie hervor, „das sieht aus wie aus einem Märchen.“
Max dachte, dass das auch für Dayle galt. Mit dem Haar, das ihr offen um die Schultern wehte, und den rosigen Wangen wirkte sie, als wäre sie direkt einer seiner Fantasien entstiegen. Max trat zuerst auf den Steg und half ihr, aus der Gondel zu klettern. Er bot Dayle die Hand, obwohl er ihr am liebsten noch viel mehr geboten hätte als nur seine Hand …
„Das wäre doch ein tolles Foto für Ihren Hochzeitstag, nicht wahr?“, stammelte Fabrizio in gebrochenem Englisch. „Sie helfen Ihrer schönen Braut aus dem Boot.“
„Sie ist nicht meine Braut“, erwiderte Max.
„Wir sind nur gute Freunde“, ergänzte Dayle.
Max war dankbar, dass sie nur wenig Italienisch verstand, als Fabrizio fortfuhr: „Dann haben Sie aber Pech gehabt, dass Sie trotzdem in sie verliebt sind.“
Max öffnete den Mund und wollte es abstreiten, wollte erklären, dass jemand wie er nicht in der Lage war, eine Frau so zu lieben, wie es für eine Hochzeit notwendig war. Aber der flotte Spruch über die verdorbenen Gene der Kinnicks wollte ihm nicht recht über die Lippen kommen. Stattdessen nickte er nur.
„Ja, das ist riesiges Pech“, stimmte er auf Italienisch zu.
„Max, was hat er gefragt?“, wollte Dayle wissen und lächelte den Gondolieri freundlich an.
„Er hat gesagt …“ Max senkte den Blick. Immer noch hielt er sie an der Hand. Wie würde sie reagieren, wenn er ihr die Wahrheit sagte? Er entschied sich für den sicheren Weg.„Er meinte, dass dein Verlobter ein Dummkopf ist, wenn er mich mit dir allein lässt.“
„Max.“
Er zuckte nachlässig die Schultern. „Er hat auch gesagt, dass du eine wundervolle Braut sein wirst.“
„Oh.“ Dayle lächelte ein wenig unbehaglich. „Dann sage ihm, dass ich mich für das Kompliment herzlich bedanke.“ Sie drehte sich um und fügte noch ein „Mille grazie“ hinzu, bevor sie das Gebäude betrat.
Max holte sie schnell ein. Zusammen mit einem Hotelangestellten führte er sie die restaurierte Marmortreppe im Palais hinauf in eine große Halle, die mit Freskos und antiken Malereien verziert war. Normalerweise war er sehr empfänglich für Kunstwerke. Aber diesmal schenkte er ihnen keinerlei Beachtung.
Er brauchte ein paar Minuten, um sich wieder zu fangen, während Dayle den Angestellten mit Fragen löcherte. Max schlüpfte hinaus auf den Balkon und sog die Luft tief in die Lungen, während er mit leerem Blick auf den Canale Grande starrte. Als Dayle schließlich neben ihm stand, hatte er sich wieder fest im Griff und trug seine unbeteiligte Miene wie eine venezianische Karnevalsmaske.
Max deutete mit einem Kopfnicken in Richtung des Empfangstresens. „Was glaubst du? Ist euch dieses Palais für euer Jawort gut genug?“
„Ja, es ist wundervoll. Aber trotzdem stimmt irgendwas nicht. Ich weiß noch nicht, was es ist. Aber wenn es mir auffällt, sage ich sofort Bescheid.“ Dayle nickte bekräftigend.
„Genau.“
Doch Max war sich nichts mehr sicher, als sie eine Stunde später aufbrachen und sich auf den Weg zur nächsten Besichtigung machten. Die mehrere hundert Jahre alte Villa lag etwas außerhalb der Stadt in einer Gegend, in der die venezianischen Patrizier früher ihren Sommer verbracht hatten. Trotz der einschüchternden Fassade nahm ihn der Charme des Anwesens sofort gefangen. Wie schon bei den Besichtigungen zuvor ging der Hotelangestellte ganz selbstverständlich davon aus, dass Dayle und Max das Brautpaar waren.
„Unsere Hochzeitssuite wird Ihnen gefallen“, erklärte der Mann lächelnd. „Sie ist sehr luxuriös ausgestattet und liegt vollkommen abgeschieden.“
„Wunderbar“, seufzte Dayle und eilte ihm voran. „Ich bin mir sicher, dass Sie sich hier sehr wohlfühlen werden“, fuhr der Hotelmanager fort. Wenn Dayle ihn jetzt verstehen könnte, dachte Max, würde sie ihn sofort unterbrechen.
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