JULIA HOCHZEITSBAND Band 19
Zunge nur so dahin. Aber erst, als sie auf eine luftige Pastete mit Chantillycreme biss, wusste Dayle, dass sie das Richtige gefunden hatte.
„Oh, Max, du liebe Güte. Das hier musst du unbedingt probieren.“
Max hatte sich inzwischen so sehr entspannt, dass er es in vollen Zügen genoss, bei Franca zu sitzen und die Leckereien zu probieren. Aber dann hörte er Dayle stöhnen. Als ob das noch nicht schlimm genug wäre, streckte sie ihm die Gabel entgegen und bot ihm ein Stück Torte an.
„Himmlisch“, stimmte Max zu, obwohl er den Geschmack gar nicht registrierte. Trotzdem stellte er fest, dass die Hintergrundgeräusche und die typischen Bäckereidüfte sich plötzlich verflüchtigten.
In diesem Moment hatte er nur noch für eines Augen: für Dayle und wie sie ihn erwartungsvoll anlächelte, während die Sonne durch das Fenster hinter ihr schien und spielerisch in ihr dunkles Haar tauchte.
Wieder spürte Max einen stechenden Schmerz in seiner Brust. Aber er ärgerte sich nicht. Du liebe Güte, er hieß den Schmerz sogar willkommen. Immerhin wusste er jetzt, dass er noch am Leben war.
„Bist du sicher, dass es dir wirklich schmeckt?“, hakte Dayle nach. „Warum verziehst du das Gesicht?“
„Bitte entschuldige.“ Max bemühte sich um ein überzeugendes Lächeln, um seine Schwindelei glaubhaft zu machen. „Ich hatte gerade darüber nachgedacht, wie lange ich wohl im Fitness-Center des Hotels schwitzen muss, um all diese Kalorien wieder abzuarbeiten. Ich möchte nicht, dass mein neuer Smoking so schnell in die Altkleidersammlung wandern muss.“
Nachdem sie die Konditorei verlassen hatten, machte Max mit ihr einen Umweg zum Hotel, um ihr noch mehr von der Stadt zu zeigen. Obwohl es erst April war, herrschten milde Temperaturen, und er dachte sich, dass Dayle vielleicht Spaß daran hatte, durch die Läden und Boutiquen zu schlendern.
Max konnte ein bisschen frische Luft gut gebrauchen. Aber Dayle legte den Schritt vor, mit dem sie auch durch die Straßen in New York spazierte, forsch und mit zurückgezogenen Schultern. Den Kopf hielt sie hoch, und die Augen hatte sie geradeaus gerichtet.
Max griff nach ihrem Ellbogen. „Du bist viel zu schnell. Wir sind in Italien. Hier nimmt man sich die Zeit, die man braucht.“
Dayle warf ihm einen Seitenblick zu. „Entschuldigung. Schlechte Angewohnheit.“ Obwohl sie langsamer ging und sich gelegentlich umschaute, marschierte sie weiter in einem Tempo, als wollte sie verhindern, zu ihrem nächsten Termin zu spät zu kommen.
Die Füße müssen ihr doch schmerzen in den engen Highheels, dachte Max, vielleicht kann ich sie später ein bisschen massieren. Unwillkürlich erinnerte er sich an die letzte Fußmassage und an die Auswirkungen, die sie auf ihn gehabt hatte. Vielleicht sollte ich ihr doch nicht die Füße massieren, dachte er plötzlich.
Max hatte sich noch immer nicht entschlossen, als sie auf dem unebenen Kopfsteinpflaster abrupt stehen blieb.
„Oh, schau mal.“ Dayle deutete auf eine Schaufensterpuppe, die ein blassblaues Seidenkleid trug. Auf den tiefen Ausschnitt waren Bänder in dunklerem Blau gelegt.
„Wollen wir reingehen?“, fragte Max und freute sich irgendwie über ihre plötzliche Reaktion. Denn anders als die meisten Frauen ging Dayle nicht gern shoppen. Aber obwohl schon ein anstrengender Tag hinter ihnen lag, hatte sie offenbar Lust auf mehr.
„Wenn es dir nichts ausmacht?“
„Natürlich nicht.“
Max folgte ihr in den Laden und blieb ein paar Schritte hinter ihr. Auf keinen Fall wollte er sich anmerken lassen, wie sehr sie ihn durcheinander gebracht hatte. Aber es war vergeblich. Es kam ihm vor, als würde man ihm den Boden unter den Füßen wegreißen, als er Dayle nach ein paar Minuten wieder anschaute.
Dayle trat aus einer Umkleidekabine und trug das Kleid, das sie im Schaufenster gesehen hatte. An ihr sah es tausendmal schöner aus als an der Puppe; an ihren weichen Kurven floss es hinunter wie ein Wasserfall aus blauer Seide. Max ballte die Hände zu
Fäusten und stopfte sie in seine Jeanstaschen.
„Was meinst du?“, fragte sie ihn.
Ihm lagen Worte auf der Zunge, die er unmöglich aussprechen konnte. Max schluckte die Worte hinunter und war beinahe dankbar, als er bemerkte, wie sich ihre Knospen unter dem Dekolleté abzeichneten. Offenbar war es genau die sexy Zerstreuung, die er brauchte, um die Fassung wiederzugewinnen.
„Ich meine, dass du neue Wäsche brauchst, wenn du das Kleid anziehen
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