Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
meinem Land auf. Ich habe sein Quartier belagert und wollte ihn aushungern lassen. Es hat nicht funktioniert.“
„Warum nicht?“
„Er ist irgendwie an Nachschub herangekommen, aber wir konnten nicht herausfinden wie.“ Omar zuckte mit den Schultern. „Wir hätten ihn angreifen sollen. Aber es waren so viele Frauen und Kinder bei ihm … sein Lager ist wie ein Dorf, nicht wie ein Militärlager. Wir haben die Belagerung abgebrochen.
Ich bin in den Palast zurückgekehrt und musste erfahren, dass Faridah, meine Frau, gestorben war. Sie ist schwanger gewesen und krank geworden. Leider hatte sie sich geweigert, ins Krankenhaus zu gehen. Keiner meiner Bediensteten hatte den Mut, über sie zu bestimmen. Sie und das Kind sind gestorben. Man hat mir erzählt, es war ein Junge. Arme Faridah!“
„O Omar, wie schrecklich!“, flüsterte Jana mitfühlend.
„Seither habe ich nie wieder mit meinen Brüdern gesprochen.“
Danach herrschte eine Zeit lang Schweigen, und sie lauschten der Stille der Nacht.
„Würde Faridah noch leben, wenn es eine gemeinsame Aktion gegeben hätte?“, fragte sie.
Omar runzelte die Stirn. „Ich verstehe nicht, wie du das meinst.“
Jana wandte sich ihm zu und stützte sich auf ihren Ellenbogen. Omar fasste nach einer ihrer Haarsträhnen und strich sich damit über die Lippen.
„Ich dachte nur, warum du deinen Brüdern gram bist, wenn du Jalals Quartier sowieso belagert hättest, auch mit ihnen zusammen“, erklärte sie ihm. „Mir erscheint es einfach wie ein unglücklicher Zeitpunkt.“
„Das war es auch“, versetzte Omar grimmig. „Hätten sie nicht gezögert, wäre die Sache erledigt gewesen, ehe Faridah krank wurde.“
„Und wenn du auf sie gewartet hättest, wäre bis heute noch nichts passiert“, entgegnete sie.
Er erstarrte und ihm schien sogar der Atem zu stocken. Er lag erschreckend reglos da und starrte ins Leere.
„Omar, entschuldige“, flüsterte sie betroffen und erschüttert über seine Reaktion.
Er wehrte ab. „Nein“, erwiderte er. „Nein, du hast recht. Ich kann meinen Brüdern nicht die Schuld geben. Ich muss sie bei mir suchen.“
„O Omar!“
Er richtete sich auf, zog seine Knie an sich und umschlang sie mit seinen Armen. „Ich hasse nicht meine Brüder, ich hasse mich“, stellte er tonlos fest.
„Um Himmels willen!“
Er redete mehr mit sich als mit ihr. „Ich habe es ihr angetan. Niemand anders. Ich war weg, und sie ist krank geworden. Ich war der Einzige, der über sie hätte bestimmen können. Und Ashraf vielleicht, aber er war bei mir. Unser Großer Wesir hätte eingreifen können, aber er lag selbst im Sterben. Wäre ich nicht so wütend auf meine Brüder gewesen …“ Er schaute ihr in die Augen. „Siehst du, Janam, ich hielt ihr Zögern für eine Ausrede, und in meinem Zorn bin ich allein gegangen. Das war dumm von mir und unsinnig.“
Darauf vermochte sie nichts zu erwidern. Die Worte kamen ihm nur so über die Lippen. „Sie waren nicht schuld. Ich allein habe meiner Frau das genommen, was sie sich am meisten gewünscht hat, einen Sohn zur Welt zu bringen. Das hätte sie glücklich gemacht. Sie hätte ihn geliebt wie keinen anderen. Stattdessen ist sie gestorben, ohne je wirklich glücklich zu sein.“
„Das tut mir sehr leid“, wisperte Jana hilflos und fasste nach seiner Schulter.
„Ich konnte sie nicht glücklich machen, Janam. Ich habe dir erzählt, sie hat mich enttäuscht, aber ich habe sie auch enttäuscht. Welche schöne junge Frau heiratet nicht in der Hoffnung auf die Liebe? Aber ich konnte sie nicht glücklich machen. Ich habe es versucht. Als ich aus Russland nach Hause kam … aber ich konnte ihr nichts geben. Nicht mal einen Sohn.“
Danach schwieg Omar eine geraume Weile. Schließlich schaute er sie an. Selbst in dem schwachen Licht sah er, dass ihre Augen und Wangen feucht waren. „Du hast mich heute Abend in jeder Hinsicht entblößt, Janam“, flüsterte er. „Kein Wunder, dass ich dich meine Seele nenne.“
Sie schüttelte den Kopf und drückte ihm einen Kuss auf die Schulter. Er fasste nach ihrer Hand und presste seinen Mund in die Innenfläche.
„Ich bin betrübt, Janam“, gestand er ihr heiser. „Ich weiß nicht mal, wie ich eine Frau glücklich machen soll.“
„Wir müssen zuerst dorthin und sie herausholen“, behauptete Karim.
„Der Meinung bin ich auch“, pflichtete ihm Ashraf Durran bei.
Prinz Karim und Omars Tafelgefährte waren so schnell sie konnten zu Rafi in den Palast
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