Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 04
Frau sei. Vergebens hatte er versucht, ihr nahezubringen, dass sie mehr von sich verlangen konnte und sich für Wissenschaft und Kunst interessieren sollte.
Auch hatte sie nichts von Politik wissen wollen, obwohl er eines Tages, wie sie genau wusste, das Land regieren würde. Sie hatte sich nur eines gewünscht: ihm einen Sohn zu schenken. Aber es lag an ihm, dass ihr das nicht gelungen war.
Ihr Tod war für ihn bitterer gewesen als die Ehe. Dass sie aber unter so unglücklichen Umständen hatte sterben müssen, gab ihm zusätzlich das Gefühl, versagt zu haben. Es war ihm nie gelungen, sie wirklich glücklich zu machen. Er hatte sie nicht von Herzen lieben können. Vielleicht wäre sie sonst nicht gestorben.
Deshalb hatte er nie wieder heiraten wollen. Bisher war ihm nicht bewusst geworden warum. Er hatte Angst zu versagen. Diese Angst hielt ihn auch zurück, Jana seine wahren Gefühle zu offenbaren.
Er war zum Krieger erzogen worden, aber die Angst hatte sein Leben beherrscht.
Das durfte von jetzt ab nicht mehr so sein.
16. KAPITEL
Omar hörte das schwache, aber verräterische Knattern von Rotorblättern, kaum dass die ersten Sonnenstrahlen auf den Balkon fielen. Sie kamen aus südöstlicher Richtung, waren aber noch in weiter Ferne. Er konnte ihre Abzeichen noch nicht erkennen.
Jana gesellte sich zu ihm. Sie wirkte ruhig, war aber besorgt. „Wer ist das?“
„Es gibt nur zwei Möglichkeiten“, erwiderte Omar. „Ashraf Durran oder …“
Er brach ab. „Oder Jalal?“, fragte sie. Ihre Tapferkeit verschlug ihm fast den Atem. Was war sie für eine Frau! Er brauchte nicht zu befürchten, dass sie Schwäche zeigte, sollte es der Bandit sein.
„Es ist möglich, dass ein anderes Land ihn mit Waffen ausgerüstet hat“, gab Omar zu. „Wir werden es in ein paar Minuten sehen. Wenn es Ashraf ist, erkenne ich das am Abzeichen.“
„Ich kümmere mich darum, dass die Mädchen sich anziehen“, erklärte sie. Ihr Plan, den sie mit den Prinzessinnen abgesprochen hatten, sollte Jalal die Mittel finden, sie hier am See zu überfallen, würde sich doch nicht so leicht ausführen lassen.
Wie herbeigerufen, stürmten die beiden Prinzessinnen in ihren Schlafanzügen in sein Zimmer. „Baba! Baba!“, riefen sie und als sie sahen, dass der Raum leer war, hielten sie inne.
„Wir sind hier, Kinder“, meldete sich Omar. Erleichtert entdeckten sie ihren Vater und Jana auf dem Balkon. Aufgeregt und angstvoll kamen sie herbei.
„Halikuptar!“, rief Masha.
„Ja, wir beobachten sie“, stellte Omar ruhig fest.
Masha holte tief Luft und fragte tapfer: „Wer ist es, Baba?“
„Ich weiß es nicht. Deshalb müsst ihr mit Jana Khanum gehen und euch rasch anziehen.“
„Ja, Baba.“
„Baba, ich habe Angst“, meldete sich Kamala. „Was machen wir, wenn es Jalal mit seinen bösen Männern ist?“
„Dann werdet ihr zu Baba Musa ins Dorf gehen und so tun, als wärt ihr seine Enkelinnen, bis ich euch holen komme“, bestimmte er. „Wir werden genau das machen, was wir geplant haben.“
„O Baba! Ich habe solche Angst!“ Ein Schluchzen drohte Kamalas Stimme zu ersticken.
„Wer tapfer sein kann, muss Angst kennen, aber trotzdem tun, was notwendig ist, Kamala. Du bist eine Prinzessin. Denk daran.“
„Ja, Baba.“ Der Entschluss, so stark zu sein wie ihr Vater, war ihr anzusehen, als sie ihre kleinen Schultern straffte und tief durchatmete. Jana brach es fast das Herz, aber sie durften keine Zeit verlieren. Die Kinder mussten dem, was kommen mochte, entfliehen, sofern das möglich war. Nur Mut und Gehorsam konnten ihnen jetzt helfen.
Rasch folgten die beiden Jana auf ihr Zimmer, wo sie die abgetragenen Sachen, die sie extra für diesen Fall aus dem Dorf bekommen hatten, anzogen. Jana selbst schlüpfte rasch in T-Shirt, Jeans und Stiefel.
„Jetzt sehe ich aus wie Maysun und Zandigay!“, rief Masha und fühlte sich in der Dorfkleidung ebenso merkwürdig wie vor Kurzem in T-Shirt und Jeans.
„Ja, und ihr werdet so tun, als wärt ihr Cousinen, nicht wahr? Deshalb ist es gut, dass ihr auch so ausseht. Und wer ist Baba Musa?“
„Unser Großvater!“, antwortete Kamala in Parvani.
Masha lächelte verschmitzt. „Mir hat besser gefallen, so zu tun, als wärst du unsere Mutter, Jana Khanum.“
„Mir auch“, stimmte Kamala ernst zu.
Das tat ihr fast schon weh. „Wir werden wieder so tun“, versprach sie ihnen. „Seid ihr fertig? Gut. Lasst uns wieder nach unten zu Baba gehen. Vielleicht hat er
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