Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
…“ Er war auf der Schwelle zum Bad stehen geblieben und drehte sich um. „Ich habe bereits einen Tisch im ‚The Venue‘ reservieren lassen. Wir hatten Glück, die waren praktisch schon ausgebucht. Bist du sicher, dass du die Dinge nicht abkürzen möchtest? Ich könnte einfach hier einziehen und …“
„Nein!“
Ihre heftige Ablehnung schien ihn im höchsten Maß zu amüsieren. Gelassen lehnte er sich gegen den Türrahmen und sagte spöttisch: „Weißt du, ich habe das Gefühl, es könnte mir richtig Spaß machen, diese Verführung Wirklichkeit werden zu lassen … wenn du es möchtest.“
„Nein!“ Ihre grünen Augen funkelten warnend. „Niemals!“
„Ach ja, natürlich … ich hatte vergessen, dass du dich für den Mann deiner Träume aufhebst. Nun, pass auf, dass er sich nicht als Albtraum entpuppt! Ist das mein Kaffee?“ Er war mit zwei Schritten bei ihr, um zu verhindern, dass die Tasse, die sie gerade einschenkte, überlief.
Wütend auf sich, weil sie tatsächlich seiner Auforderung gefolgt war und ihm Kaffee eingegossen hatte, nahm Xenia ihm die Tasse sofort wieder aus der Hand. „Nein, die ist für mich. Du kannst dir selber Kaffee einschenken.“
Gleichmütig langte er nach der Kaffeekanne, um sich zu bedienen, und Xenia blieb nichts anderes übrig, als den bitteren schwarzen Kaffee ohne Zucker, den sie für sich beansprucht hatte, auch zu trinken. Missmutig beobachtete sie, wie er sich mit sichtlichem Genuss über die Köstlichkeiten hermachte, die er bestellt hatte. So hatte sie sich das nicht vorgestellt, als sie sich mit ihrem Plan an ihn gewandt hatte. Sie hatte an einen offenen Flirt am Strand gedacht, an einige gemeinsame Ausflüge in aller Öffentlichkeit und vielleicht das eine oder andere gemeinsame Essen in einem Restaurant.
„Komm, setz dich, und iss auch etwas. Ich habe genug für uns beide bestellt“, lud Blaize sie unverfroren ein.
„Das sehe ich!“, erwiderte Xenia spitz. Auf keinen Fall würde sie zulassen, dass die Familie ihrer Mutter auch noch für die Kosten aufkam, die Blaize zusätzlich verursachte. Glücklicherweise hatte sie ihre Kreditkarte und genügend Travellerschecks dabei. Außerdem hatte ihr Patenonkel sie großzügig mit Geld versorgt, bevor er in den Fernen Osten abgereist war … vermutlich aus schlechtem Gewissen. „Müsstest du nicht eigentlich bei der Arbeit sein?“, wandte sie sich an Blaize.
„Keine Sorge.“ Er winkte ab. „Mit stand sowieso noch Urlaub zu, also habe ich mir ein paar Tage freigenommen. Auf diese Weise kann ich dir ganz zur Verfügung stehen. Wenn unser Rashid gewillt ist, dich sozusagen unbesehen zu nehmen, dann wird es vermutlich ein hartes Stück Arbeit werden, ihn umzustimmen. Wir beide müssen also schon sehr überzeugend sein. Bist du sicher, dass ich nicht doch bei dir einziehen soll?“, fragte er mit einem wehmütigen Blick auf das große Bett.
„Ganz sicher“, antwortete Xenia mühsam beherrscht. „Und sobald du fertig gegessen hast, möchte ich, dass du dich anziehst und gehst.“
„Gehen? So bald? Ich dachte, wir könnten die Zeit nutzen und uns etwas besser kennenlernen.“ Er warf einen Blick in ihr entsetztes Gesicht und lachte. „He, du musst aber noch viel besser werden, wenn du je irgendjemand davon überzeugen willst, dass wir beide eine Affäre miteinander haben.“
„Ich bezahle dich ja gerade deshalb, weil dein Ruf schlecht genug ist, um für uns beide überzeugend zu wirken“, entgegnete Xenia kühl.
Xenia zuckte zusammen, als das Telefon in ihrer Suite läutete. Sie war fast fertig mit ihren Vorbereitungen für die abendliche Verabredung und trug einen eleganten Hosenanzug aus cremefarbenem Satin. Zögernd griff sie nach dem Telefon und atmete erleichtert auf, als sich ihre Tante Soraya am anderen Ende der Leitung meldete.
„Ich wollte dich schon früher anrufen“, sagte Soraya entschuldigend. „Ist alles in Ordnung? Ich hatte ein schlechtes Gewissen, dich heute früh allein lassen zu müssen. Wenigstens geht es deinem Großvater etwas besser, obwohl der Arzt ihm immer noch Bettruhe verordnet hat. Er möchte dich so gern sehen, Xenia, und …“
Für Xenias Geschmack klang das wenig überzeugend. Aber sie hatte nicht vor, ebenfalls zu lügen und zu behaupten, auch sie könne es nicht erwarten, den alten Mann zu sehen. Augenblicklich hatte sie keine Ahnung, was genau er mit seiner Hinhaltetaktik erreichen wollte, außer sie derart zu isolieren, dass sie sich Sheikh Rashid allein
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