Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
faltete ihn auseinander und las.
An den Vater meiner geliebten Frau Mija,
ich habe die große Freude, Ihnen mitzuteilen, dass ich jetzt der stolze Vater einer wunderschönen kleinen Tochter bin. Als Mija in mein Leben trat und ich ihr meine ganze Liebe schenkte, glaubte ich, es könne in meinem Herzen kein Platz mehr sein, um einen anderen Menschen zu lieben. Doch ich habe mich geirrt. Ich schreibe Ihnen nun von Vater zu Vater, um Sie über das wundervolle, kostbare Geschenk zu informieren, das uns in Xenias Geburt zuteil geworden ist, und auch darauf hinzuweisen, dass wir nun etwas Entscheidendes gemeinsam haben: Wir sind beide Väter von Töchtern.
Und als Vater möchte ich Sie bitten, Ihre Entscheidung, Mija aus Ihrer Familie auszuschließen, noch einmal zu überdenken – nicht uns zuliebe, sondern um Ihretwillen. Ich habe geschworen, Mija stets alle Liebe zu schenken, die sie braucht. Wir beide haben uns und unsere wundervolle Tochter, sodass unser Leben voller Liebe und Freude sein wird. Aber was ist mit Ihnen? Sie haben sich von Ihrer Tochter abgewandt und versagen sich ihre Liebe und die des Enkelkindes, das sie Ihnen geschenkt hat.
Ich bitte Sie, dies noch einmal zu überdenken und Ihren Stolz zu vergessen. Ich weiß, wie viel es Mija bedeuten würde, von Ihnen zu hören – vor allem jetzt.
Wie immer Sie sich entscheiden mögen, ich habe meiner kleinen Tochter geschworen, dafür zu sorgen, dass Sie, ihr Großvater, und ihre übrige Familie mütterlicherseits stets über die weitere Entwicklung ihres Lebens informiert wird.
Der Brief trug die förmliche Unterschrift ihres Vaters. Xenia blickte mit Tränen in den Augen darauf. Ihre Hand, die den Brief hielt, zitterte.
Ihr Großvater nahm ihr den Brief behutsam ab und steckte ihn in den Umschlag, bevor er ihn in das Kästchen zurücklegte und dieses sorgfältig verschloss. „Dein Vater war ein guter Mann“, sagte er schroff. „Auch wenn er nicht der Mann war, den ich für meine Tochter Mija gewählt hätte.“
„Mein Vater war ein wundervoller, ganz besonderer Mann“, ergänzte Xenia stolz. Hatte ihre Mutter gewusst, was ihr Vater getan hatte? Beide hatten jedenfalls ihr gegenüber nie ein Wort darüber verloren. Und obwohl sie um die heimlichen Absichten ihres Großvaters wusste, war Xenia plötzlich froh, dass sie nach Zuran gekommen war!
„Er hat verstanden, wie ich als Vater fühlte“, räumte Abu Assad ein.
Überwältigt von ihren Gefühlen, schloss Xenia für einen Moment die Augen. „Das kannst du jetzt gut sagen! So, wie du jetzt behaupten kannst, meine Mutter geliebt zu haben!“ Sie sah ihren Großvater vorwurfsvoll an. „Aber du hast nie einen Versuch gemacht, dich mit ihr in Verbindung zu setzen. Dabei musst du doch gewusst haben, wie viel es ihr bedeutet hätte!“ Xenia gab sich keine Mühe mehr, ihre eigene Betroffenheit zu verbergen. „Als sie fortging, hast du ihr gesagt, ihr Name dürfe in deiner Gegenwart nicht mehr ausgesprochen werden! Sie sei für dich gestorben ebenso wie für ihre Familie, der du jeglichen Kontakt mit ihr untersagen würdest. Du hast sie sterben lassen …“ Xenia verstummte schluchzend. „Du … hast sie in dem Glauben sterben lassen, dass du sie nicht mehr lieben würdest! Wie konntest du das tun?“
Ein schmerzlicher Ausdruck huschte über das Gesicht des alten Mannes, und er wirkte plötzlich noch hinfälliger und gebrechlicher als zuvor. „Es gibt keine Worte, die deinen Schmerz lindern können“, sagte er leise. „Mit der Zeit vielleicht … aber in meinem Alter ist die Zeit nicht mehr dein Verbündeter. Es tut mir leid, dass wir dich im Elternhaus deiner Mutter noch nicht angemessen willkommen heißen konnten, Xenia. Aber nun, da dieser alte Narr von Arzt endlich aufhört, solch ein Theater um mich zu machen, habe ich Anweisung gegeben, ein Zimmer für dich herrichten zu lassen. Wir beide haben viel zu besprechen.“
Zum Beispiel seinen Wunsch, sie mit dem Mann seiner Wahl verheiratet zu sehen? Xenias Misstrauen kehrte zurück, und sie ermahnte sich, auf der Hut zu sein. Abu Assad mochte alt und krank aussehen, aber sie durfte ihn nicht unterschätzen. Und wenn sie erst unter seinem Dach wohnte, würde sie praktisch wie eine Gefangene sein. Ohne Pass hatte sie noch nicht einmal die Möglichkeit, das Land zu verlassen! Mit anderen Worten, sie musste unbedingt ihren Plan verwirklich, Rashid dazu zu bringen, sie als Ehefrau abzulehnen.
Auch wenn das bedeutete, sich wieder mit Blaize zu
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