Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
„Was machst du denn hier?“ Sie versuchte, den Blick von ihm loszureißen, und atmete tief ein. Ihr Herz pochte wie wild.
„Du hast einen Ausflug in die Wüste gebucht“, sagte er lakonisch, startete den Motor und fuhr los.
„Ja, aber …“
„Aber was?“ Er zuckte gelangweilt die Schultern. „Ich hielt es für sinnvoll, dich zu begleiten. Wie man hört, kann die Wüste ein sehr romantischer Ort sein, und dein zukünftiger Bräutigam wird sicher nicht begeistert sein, wenn man ihm zuträgt, dass du mit einem anderen Mann eine Nacht in der Wüste verbracht hast. Wie bist du eigentlich mit deinem Großvater klargekommen? Alles vergeben und vergessen?“
„Er hätte allein meiner Mutter Vergebung geschuldet“, antwortete Xenia ruhig. „Und sie ist in dem Glauben gestorben, dass er sie nicht mehr liebt.“
Blaize schwieg einen Moment, ehe er ungewohnt ernst sagte: „Dann denke ich, dass es deinem Großvater wohl sehr schwerfallen wird, sich selber zu verzeihen.“
„Seine Gefühle interessieren mich nicht!“, entgegnete sie wütend und gestand sich im nächsten Moment ein, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. „Ich … ich dachte, er hätte seine Krankheit nur vorgetäuscht.“
„Und? War es so?“, erkundigte sich Blaize.
„Nein“, räumte sie ein. „Aber das bedeutet nicht, dass er das Recht hat, das zu tun, was er mit mir vorhat … mich für seine egoistischen Zwecke zu benutzen.“
„Vielleicht meint er ja, dass diese Heirat gut für dich sein würde“, gab Blaize zu bedenken. „Er gehört schließlich zu einer Generation, die immer noch glaubt, dass eine Frau einen Ehemann als Beschützer braucht … außerdem würdest du auf diese Weise hier in der Nähe der Familie deiner Mutter bleiben und wärst finanziell versorgt.“
„Wie bitte?“ Xenia sah ihn entgeistert an. „Wie kannst du so reden nach allem, was ich dir erzählt habe? Meine Gefühle, meine Bedürfnisse werden überhaupt nicht berücksichtigt!“
„Nun, das glaubst du zumindest. Aber … was würdest du eigentlich tun, wohin würdest du gehen, wenn du jetzt aus Zuran abreisen würdest?“
Sie betrachtete ihn ärgerlich. Warum spielte er plötzlich den Advocatus Diaboli? „Nach Hause natürlich … nach Großbritannien. Ich bin dreiundzwanzig, und obwohl ich bereits einen Universitätsabschluss habe, würde ich gern noch mein Master-Examen machen. Die Arbeit vor Ort in der Entwicklungshilfe hat mir gezeigt, dass es noch viel zu tun gibt. Ich würde gern Menschen helfen, die Hilfe nötig haben.“
„Als Frau eines reichen Mannes könntest du viel mehr tun als eine kleine Entwicklungshelferin.“
„Ich habe dir doch gesagt, dass ich niemals einen Mann heiraten könnte, den ich nicht liebe und achte. Und nach allem, was ich von Saud gehört habe, würde man vermutlich von mir erwarten, dass ich Rashid wie einen Gott verehre! Saud betet ihn förmlich an und kann gar nicht erwarten, dass ich ihn endlich heirate, damit er offiziell mit Sheikh Rashid verwandt ist. Und mein kleiner Cousin denkt bestimmt nicht allein so! Meine ganze Familie ist offenbar überglücklich über diese geplante Heirat. Ich höre nur noch: ‚Rashid macht dies … und Rashid macht das …‘. Es macht mich ganz krank!“
„Dein Cousin scheint ja eine sehr ergiebige Informationsquelle zu sein, was diesen Mann betrifft.“
Blaizes spöttischer Ton ließ sie aufhorchen. „Saud ist jung und leicht zu beeindrucken. Wie ich schon sagte, er verehrt Rashid sehr und glaubt, dieser könne nie etwas Falsches tun. Ich dagegen meine, dass ein Mann nicht als Idol taugt, der die Frauen offensichtlich in zwei Gruppen unterteilt … solche, die gut und moralisch, und solche, die schlecht und unmoralisch sind. Während er sich selbst zweifellos das Recht herausnimmt, so zu leben, wie es ihm gefällt …“
„Wenn du jetzt nach links schaust, kannst du einen Blick auf die Rennbahn werfen, wo die königlichen Pferde trainiert werden“, unterbrach Blaize gelassen ihre Schimpftirade.
Der Anblick der edlen Pferde mit ihren Jockeys ließ Xenia erst einmal in stumme Bewunderung versinken.
„Du bist wirklich restlos gegen diese Heirat, stimmt’s?“, kam Blaize schließlich auf ihr Gespräch zurück.
„Ja, natürlich. Ich kann doch unmöglich einen Mann heiraten, den ich nicht liebe.“
„Aber möglicherweise könntest du ja nach der Heirat lernen, ihn zu lieben.“
Xenia warf ihm einen verächtlichen Blick zu. „Niemals! Und selbst wenn, kann
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