Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
die Erkenntnis, dass Xavier, mochte er es sich eingestehen oder nicht, wirklich scharf auf sie gewesen war, eigentlich mit Genugtuung erfüllen können. Sie hätte ihn mit diesem Wissen konfrontieren können und wusste, dass es ihn gedemütigt hätte. Und wenn irgendein Mann es verdiente, gedemütigt zu werden, dann Xavier!
Wenn sie nur an ihn dachte, überfiel sie schon wieder maßlose Wut. Ihr Herz hämmerte wie wild. Es kränkte sie sehr, dass Xavier so schlecht von ihr gedacht hatte. Niemals, unter keinen Umständen wäre sie fähig gewesen, ihre Liebe zu verraten, und wenn sie tatsächlich die Geliebte eines anderen Mannes gewesen wäre, hätte Xavier sie durch nichts in Versuchung führen können. Besaß er nicht genug Menschenkenntnis, um das zu erkennen?
Andererseits hatte die Annahme, dass er Tanyas Liebhaber gewesen war, sie nicht abhalten können, oder? Mariella musste zugeben, dass sie sich bis ans Ende ihres Lebens dafür schämen würde.
Am Anrufbeantworter des Bungalows leuchtete ein Lämpchen, was bedeutete, dass in ihrer Abwesenheit Anrufe eingegangen waren. Mariella hörte das Band ab und stellte fest, dass der persönliche Assistent des Prinzen mehrmals versucht hatte, sie zu erreichen, und um Rückruf bat. Doch bevor sie sich darum kümmerte, wollte sie erst einmal ihre Schwester anrufen und sich vergewissern, dass sie Xavier nicht doch falsch verstanden hatte … dass er wirklich nicht Tanyas Liebhaber oder Fleurs Vater war. Sobald sie diesbezüglich Bestätigung erhielt, würde Xavier für sie nur noch Geschichte sein!
Mariella musste es mehrfach versuchen, ehe sie ihre Schwester schließlich ans Telefon bekam.
„Hi, Mariella“, meldete Tanya sich schließlich atemlos. „Es tut mir leid, aber es ist hier ziemlich hektisch und … Hör zu, ich kann jetzt wirklich schlecht reden. Geht es Fleur gut?“
„Ja, bestens. Sie hat tatsächlich ihr erstes Zähnchen bekommen. Aber Tanya, ich muss ganz dringend etwas von dir wissen“, sagte Mariella rasch, um ihre Schwester daran zu hindern, den Anruf zu beenden. „Ich brauche den Namen von Fleurs Vater. Es ist wirklich wichtig!“
„Warum? Was ist denn passiert? Mariella, ich kann dir nicht sagen …“
Mariella hörte die Panik in Tanyas Stimme und atmete tief ein. „Schon gut, aber wenn du mir nicht verraten willst, wer es ist, Tanya, dann bestätige mir bitte, dass sein Vorname nicht Xavier ist.“
„Wer? Xavier?“, kreischte Tanya. „Du meinst Khalids schrecklichen Cousin? Natürlich ist er nicht Fleurs Vater. Ich hasse ihn! Er ist dafür verantwortlich, dass Khalid und ich getrennt wurden, denn er hat Khalid weggeschickt! Er meint, ich sei nicht gut genug für ihn. Aber … woher weißt du überhaupt von Xavier, Mariella? Er ist ein arroganter, überheblicher, altmodischer, moralistischer Griesgram, der noch im Mittelalter lebt. Hör zu, Mariella, ich muss jetzt wirklich Schluss machen. Gib Fleur einen dicken Kuss von mir!“
Tanya beendete das Gespräch, ehe Mariella es verhindern konnte. Aber wenigstens hatte sie jetzt die Bestätigung, dass Xavier nicht Fleurs Vater war. Mariella konnte sich nun mit den Nachrichten auf dem Anrufbeantworter beschäftigen. Prinz Sayid war inzwischen nach Zuran zurückgekehrt und wünschte, dass sie sich mit seinem persönlichen Assistenten in Verbindung setzte.
Der beruhigte sie erst einmal, als sie ihn kurz darauf anrief, um ihm zu erklären, warum sie seine bisherigen Anrufe nicht beantwortet hatte. „Keine Sorge, es geht lediglich darum, dass der Prinz morgen früh in den Stallungen ein Wohltätigkeitsfrühstück veranstaltet und Sie dazu einladen möchte. Seine Hoheit ist sehr begeistert von seinem Vorhaben, die Pferde malen zu lassen, aber das werden Sie natürlich zu einem späteren Zeitpunkt im Detail mit ihm besprechen. Bei dem Frühstück handelt es sich um eine sehr exklusive Veranstaltung mit entsprechend eleganter Kleidung, wobei wir unsere Gäste jedoch bitten, auf starke Parfüms zu verzichten, weil die Pferde darauf empfindlich reagieren könnten.“
„Ich komme sehr gern“, antwortete Mariella. „Allerdings gibt es da ein kleines Problem. Wie der Prinz ja bereits weiß, habe ich meine vier Monate alte Nichte nach Zuran mitgebracht, weil ich sie augenblicklich für meine Schwester betreue, und …“
„Das ist überhaupt kein Problem“, versicherte der persönliche Assistent ihr sofort. „Es ist selbstverständlich für eine Kinderkrippe mit bestens ausgebildeten
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