Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 05
Selbstbeherrschung hatte vergessen lassen, wie es ihm noch nie zuvor passiert war. Was für ein unvergleichliches Gefühl war es gewesen, als sie ihn in sich aufgenommen hatte … als hätte sie noch nie zuvor einen anderen Liebhaber, geschweige denn ein Kind gehabt! Kein Wunder, dass Khalid so verrückt nach ihr war!
Ein blondes Baby erregte hier viel Aufmerksamkeit, wie Mariella lächelnd bemerkte, als sie mit Fleur auf dem Arm den Hof der königlichen Stallungen betrat. Dabei kam ihr gar nicht in den Sinn, dass viele der bereits versammelten, elegant gekleideten Gäste sich nach ihr umdrehten. Ihr ebenso schlichtes wie raffiniertes enges Seidenkleid, das sie ursprünglich einmal für die Hochzeit einer Freundin gekauft hatte, schimmerte in Schattierungen von zartem Hellblau bis dunklem Türkis, was ihre ungewöhnliche Augenfarbe noch hervorhob. Um ihre nackten Arme vor der Sonne zu schützen, trug sie darüber einen feinen, farblich dazu passenden Seiden-Cardigan, der etwas heller getönt war als ihr Hut und die Sandaletten.
Ein Mitglied des prinzlichen Stabes hatte sie begrüßt, als sie in der Limousine vorgefahren war, und an einen charmanten jungen Mann weitergereicht, der sie nun begleitete, um sie dem Prinzen vorzustellen. Die Stallungen ringsum waren natürlich gepflegt und in makellosem Zustand, und die edlen Bewohner der geräumigen Boxen reckten ihre schlanken Hälse nach draußen und gaben sich einige Mühe, den feinen Gästen die Schau zu stehlen … als wollten sie keinen Zweifel daran lassen, dass sie die eigentlichen Stars der Veranstaltung seien. Das Frühstück sollte in dekoraktiven Pavillons serviert werden, an die die Kinderkrippe gleich angegliedert war, wie man Mariella informiert hatte.
„Miss Sutton, Ihre Königliche Hoheit“, stellte der junge Mann sie nun dem Prinzen und damit ihrem potenziellen Auftraggeber vor.
„Miss Sutton!“ Prinz Sayids Stimme klang warm und herzlich, aber Mariella entging nicht, dass er sie forschend betrachtete.
„Eure Hoheit“, erwiderte sie mit einer leichten Verneigung des Kopfes.
„Ich war von Ihren Arbeiten wirklich sehr beeindruckt, Miss Sutton“, gestand der Prinz. „Wenngleich ich sagen muss, dass Sie im Fall meines alten Freundes und Rivalen im Rennsport, des kürzlich geadelten Sir John Feinnes, seinen ‚Oracle‘ etwas zu stattlich und muskulös dargestellt haben.“
Ein kleines Lächeln huschte über ihr zartes Gesicht. „Ich male, was ich als Künstlerin sehe, Eure Hoheit“, sagte sie bescheiden.
„Ja, ja, natürlich. Dann warten Sie, bis Sie meine Pferde gesehen haben. Sie sind das Ergebnis eines Zuchtprogramms, in das ich viele Jahre harte Arbeit investiert habe, und ich möchte, dass sie in einer Weise festgehalten werden, die ihrer Großartigkeit gerecht wird!“
Und seiner eigenen, dachte Mariella, behielt es aber taktvollerweise für sich.
„Mein alter Freund Sir John Feinnes hat mir auch erzählt, dass Sie sehr innovative Ideen haben … An unserer Rennbahn wird soeben eine exklusive Loge fertig gestellt, die den Namen der Königlichen Familie tragen wird, und ich könnte mir vorstellen, dass sich dort eine Gelegenheit bieten würde für …“
„… etwas Innovatives?“, schlug Mariella lächelnd vor.
„Genau. Aber dies ist nicht der Zeitpunkt, über Geschäfte zu sprechen. Ich habe Sie hier als Gast eingeladen, damit Sie schon einmal einige Ihrer ‚Motive‘ ganz zwanglos kennenlernen können, sozusagen.“
Fleur, die bis dahin auf Mariellas Arm mit großen, staunenden Augen um sich geblickt hatte, drehte plötzlich den Kopf und lächelte den Prinzen an.
„Sie haben ein sehr schönes Kind“, sagte er höflich.
„Oh, Fleur ist meine Nichte“, erwiderte Mariella. „Meine Schwester hat sie mir für einige Wochen anvertraut. Ich glaube, meine Agentin hatte Sie darüber informiert.“
„Ja, ich erinnere mich. Mein persönlicher Assistent hat so etwas erwähnt.“
Einige Neuankömmlinge warteten darauf, dem Prinzen vorgestellt zu werden, und Mariella trat diskret beiseite. In der Ferne wurden auf der Rennbahn einige Pferde trainiert, während hier im Hof der Stallungen Pferdepfleger und Stallburschen ihrer Arbeit nachgingen, alle bekleidet mit khakifarbenen Shorts oder Hosen und T-Shirts, auf denen die Farben von Prinz Sayids Rennstall leuchteten.
„Vielleicht sollten Sie das Baby jetzt in die Krippe bringen“, schlug der Assistent des Prinzen höflich vor.
Doch Mariella schüttelte den Kopf. Zu groß
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