Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
nicht zuletzt wegen seines Weitblicks zu seinem Abgesandten gemacht. Rose bedauerte Philips Entscheidung dennoch, weil sie sich an den kühlen Engländer gewöhnt hatte.
Die Türen zu ihren Apartments wurden geöffnet, und sie gingen hinein. Khalim schüttelte kurz den Kopf, als ihn eine feierlich gekleidete Gestalt forschend ansah. Er wollte mit Rose allein sein.
Rose hatte in ihrer jungen Ehe bereits bemerkt, dass jeder ein Stück von Khalim wollte. Wenn sie nicht Einhalt gebot, würden sie nur sehr wenig Zeit gemeinsam verbringen. Daher hatte sie gegen einen enormen anfänglichen Widerstand durchgesetzt, dass sie in ihren Apartments eine kleine, private Küche hatten.
„Ich möchte das Essen nicht ständig serviert bekommen“, hatte sie Khalim stur erläutert. „Manchmal möchte ich nur für uns beide kochen, wie wir das in London gemacht haben.“
Ein Lächeln war seine Antwort gewesen.
„Natürlich sollst auch du für mich kochen!“, sagte sie provozierend. „Wir wollen doch nicht vergessen, wie wir uns selbst versorgen können, oder?“
„Ach, Rose“, hatte er hilflos gestöhnt, weil sie ihn anlächelte.
Jetzt sah er ihr zu, wie sie mit eleganter Grazie in der Küche verschwand. Er folgte ihr. Er überlegte, ob er sie jetzt oder später ins Bett bringen sollte. Das war das Problem in ihrer Beziehung, das zugleich das größte Glück war. Er begehrte sie immer noch. Doch seine Selbstbeherrschung war auf eine harte Probe gestellt worden.
Heute wurde ihr flachsblondes Haar durch das lavendelblaue Seidenkleid noch betont. Er sah voller Stolz auf sie. Zu schade, dass sie mit Horden ausländischer Journalisten fertig werden mussten, die gern über die Schönheit der marabanischen Prinzessin berichten wollten. Seine Rose wurde international bekannt, wo er sie doch nur für sich haben wollte. Aber er wusste, dass sie sich nur ihm ganz schenkte. Das würde immer so sein.
Sie drehte sich um und fand, dies sei der richtige Moment für ihr Geschenk. „Khalim“, sagte sie sanft auf Marabanisch. „Soll ich uns Minzetee zubereiten?“ Sein Gesichtsausdruck prägte sich ihr unvergesslich ein.
„Rose?“
Sie sprach weiter in seiner Muttersprache. „Ich hatte Unterricht“, erzählte sie ihm schüchtern. „Bei Fatima. Sobald du mit den Staatsgeschäften betraut warst, habe ich über dem Wörterbuch gesessen. Fatima meint, dass ich fast flüssig spreche.“
Mehr konnte sie nicht sagen, weil er mit zwei langen Schritten bei ihr war und sie leidenschaftlich in die Arme schloss.
„Haben die Götter auf uns geschaut am Tag, als wir uns kennenlernten, Rose?“, fragte er erregt. „Waren es Jupiter und Venus?“
„Ich nehme es an“, sagte sie sittsam, weil sie genau wusste, was er wollte, sobald er sie so anblickte. Sie wollte es auch, mehr als alles andere auf der Welt.
Rose gab sich seinem Kuss hin. Der Minzetee konnte warten.
– ENDE –
Im Palast der Leidenschaft
1. KAPITEL
Eine sanfte Brise spielte in den langen, weißen Vorhän gen vor den halb geöffneten Fenstern. Dahinter erkannte man die mächtige Silhouette eines Mannes, der nicht von ungefähr den Beinamen Löwe der Wüste trug. Seine Haut schimmerte wie Bronze, die Haare waren dicht und dun kel, die Schultern breit und kräftig. Die Frauen schauten ihm nach, da er eine sehr elegante, beinah grazile Art hat te, sich zu bewegen. Das erinnerte unwillkürlich an die Geschmeidigkeit eines Raubtieres. Gleichzeitig aber ging von ihm etwas Gefährliches aus, das jedem, der ihn ansah, ein Rieseln über den Rücken laufen ließ.
Scheich Rashid von Quador war ein mächtiger Mann. Sein Wort war Gesetz. Niemand hier im Wüstenstaat hätte es gewagt, sich gegen ihn aufzulehnen. Wie ein Löwe gab er sich meistens lässig und träge, doch jetzt lag in seinen dunklen Augen ein feuriges Blitzen.
„Wiederhole, was du eben gesagt hast, Abdullah“, ord nete er an, und in seiner sonst so warmen Stimme lag ein kühler Unterton. Der persönliche Berater des Scheichs schrak zusammen, verbeugte sich immer wieder und sag te endlich zögernd: „Vergeben Sie mir, Hoheit, aber …“
„Aber was?“
„Nun, es handelt sich nur um Gerüchte.“
„Ich will endlich hören, worum es geht.“
„Man erzählt sich in der Stadt, dass …“ Er brachte es einfach nicht fertig, seinem Herrscher die Gerüchte vor zutragen.
Scheich Rashid aber wurde langsam ungeduldig. „Nun rück endlich mit der Sprache heraus. Wenn du es schon wagst, mir von solchem Gerede zu
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