Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
mir zu schlafen.“
„Niemals!“, rief sie noch einmal aus.
„Das werden wir ja sehen.“ Er streckte ihr eine Hand entgegen. „Aber jetzt lass uns zu deinem Vater gehen und ihm die frohe Nachricht überbringen.“
6. KAPITEL
„Der Scheich erwartet Sie, Madame“, sagte die Dienerin freundlich. „Schließlich steht die Hochzeit kurz bevor.“ Diese Worte schienen Jenna von ganz weit her zu kom men. Sie musste sich anstrengen, um nicht weiter in ihre Gedanken zu versinken und sich darauf zu konzentrie ren, was die nahe Zukunft bringen würde. Die ganze letz te Woche hatte sie über ihre Lage nachgedacht, und dabei hatte sie vor allem immer wieder eine Frage beschäftigt, bis sie endlich eine Antwort darauf erhalten hatte: Sie war nicht schwanger!
Es hatte sie nicht weiter überrascht, als der Arzt ihr das mitgeteilt hatte, da sie sich körperlich kaum anders fühl te als vor der heißen Liebesgeschichte mit Rashid. Sicher lich hätte sie gespürt, wenn sie ein Kind unter dem Herzen getragen hätte. Dennoch hatte sie sich selbst überrascht, da sie unendlich enttäuscht war, als sie feststellen musste, dass sie nicht so schnell die Mutter von Rashids Kindern werden würde.
Zunächst hatte sie gar nicht begriffen, woher dieses Ge fühl kam, doch dann hatte sie verstanden, dass es ihr eine Art von Berechtigung gegeben hätte, eine Familie mit Ra shid zu gründen. Denn was blieb ihr sonst? Sie stand doch kurz davor, die Ehe mit einem Mann einzugehen, der sie nicht liebte.
Niemals in ihrem Leben hätte sie sich träumen lassen, sich in so einer schrecklichen Lage wiederzufinden, da es für sie nie außer Frage gestanden hatte, dass körperliche Liebe und gegenseitiger Respekt zusammengehörten. Seit mehreren Nächten hatte Jenna kaum noch geschlafen. Immer wieder hatte sie sich in den Kissen gewälzt und versucht, sich davon zu überzeugen, dass doch noch alles gut werden würde. Sie lebte doch in einem fantastischen Palast, die Bettwäsche war aus Seide, am morgen trug man ihr das Frühstück auf einem silbernen Tablett ins Zimmer, draußen hörte sie munter die Vögel zwitschern. War es denn nicht möglich, in dieser traumhaften Umgebung glücklich zu werden?
Rashid hatte kaum Gefühle gezeigt, als Jenna ihm er klärt hatte, dass sie kein Kind von ihm erwartete. Er hatte sie lange nachdenklich angeschaut, doch nicht zu verste hen gegeben, ob er nun enttäuscht oder erleichtert war. Nach langem Schweigen hatte er einfach erklärt: „Wir sollten Vertrauen in unser Schicksal haben. Die Zukunft wird bringen, was sie für uns bereithält.“ Dabei hatte er seiner Stimme einen kühlen, sachlichen Tonfall gege ben. Jenna aber fragte sich, ob er nicht doch froh gewesen wäre, jetzt schon für Nachwuchs gesorgt zu haben. Denn dabei ging es ihm doch im Wesentlichen bei dieser Ehe schließung.
„Madame“, wiederholte die Dienerin sanft. „Ich denke, Sie sollten den Scheich nicht länger warten lassen.“
Jenna schaute sich lange in dem hohen Wandspiegel an und strich sich durch das dunkle Haar, das wieder etwas länger geworden war. Sie konnte selbst kaum glauben, wie sehr sie sich in den letzten Wochen verändert hatte. Rashid hatte alles dafür getan, dass sie einem König wür dig aussah. Er hatte ihr eine Schmuckkiste gegeben, in der sie sich nach Herzenslust bedienen sollte. Und jetzt trug sie ein Diadem im Haar, funkelnde Ohrringe und eine Halskette, an deren Ende ein großer Diamant strahlte. Ra shid hatte zwar nicht darauf gedrungen, dass sie das Haar wachsen ließ und all diesen Schmuck trug. Aber das war auch nicht nötig gewesen, da Jenna schon verstanden hat te, was er von ihr erwartete.
Nachdenklich seufzte Jenna auf. Sie hatte hier alles, was sie wollte. Diamanten, Rubine, Smaragde. Schmuck in al len nur erdenklichen Formen. Mehr Ringe, als sie Finger hatte, mehr Halsketten, als sie tragen konnte. Alles war im Überfluss vorhanden. Dazu kam jeden Morgen eine Diene rin, um sie zu schminken. Sie unterstrich ihre hohen Wan genknochen, das feine Grün ihrer Augen, den strahlenden Glanz der dunklen Haare. Hätte sich nicht jede Frau hier wie im Paradies gefühlt? Sie sagte sich immer wieder, dass sie sich nicht beschweren sollte. Wenn da nur eines nicht gefehlt hätte. Und das war die Liebe ihres zukünftigen Ehemannes.
Jetzt aber stand die Hochzeit unmittelbar bevor. In den letzten zwei Tagen waren Stars und Staatschefs aus aller Welt nach Quador City angereist, um den Festlichkeiten beizuwohnen. Die
Weitere Kostenlose Bücher