Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
meisten waren persönliche Freunde von Rashid, doch Jenna fühlte sich in dieser Welt beinah wie eine Fremde.
Und natürlich waren auch Journalisten aus aller Her ren Länder gekommen. Auf den Titelseiten vieler Zeitun gen wurde von der Hochzeit des Jahres gesprochen. Jenna hatte unzählige Einladungen zu Interviews und Fototer minen erhalten, doch hatte sie alle abgelehnt, da es einem erfahrenen Journalisten sicher nicht schwergefallen wäre, im Handumdrehen herauszufinden, wie unsicher sie sich ihrer Gefühle war. Auf keinen Fall aber wollte sie, dass es zu Gerüchten kam.
Es kam ihr schon seltsam vor, Rashid zu heiraten, da sie kaum Zeit miteinander verbracht hatten. Und wenn sie sich trafen, hielt er großen Abstand. Das wäre natürlich gefundenes Fressen für die Sensationspresse. Langsam stand Jenna auf und verließ in Begleitung ihrer Dienerin die Gemächer. Als sie vor dem Palast in den Hof trat, wo eine dunkle Limousine auf sie wartete, blitzten unzählige Fotoapparate auf. Jenna lächelte leicht und warf der Menschenmenge, die hinter den Absperrgittern wartete, einen leichten Gruß zu. Dann ließ sie sich auf die Rückbank des schweren Wagens gleiten.
Nur einmal hatte Jenna es gewagt, Rashid in Anwesen heit ihres Vaters zu fragen, wie denn ihre zukünftige Rolle aussehen würde.
„Nun“, hatte er geantwortet, während in seinen Augen ein lustiges Funkeln lag. „Ich denke, das Wichtigste ist, dass du den Scheich nach Kräften unterstützt.“
„Wie du weißt, habe ich Jura studiert“, erwiderte Jenna. „Mir würde es gut gefallen, wenn ich das auch anwenden könnte, und vielleicht wäre es hier in Quador von Nut zen.“
Rashid aber hatte nur leicht den Kopf geschüttelt und erklärt: „Ich glaube kaum, dass dir deine Aufgaben als meine Frau genug Zeit dazu lassen, Jenna.“ Und mit die sen Worten war er aufgestanden, um zu betonen, dass die Diskussion beendet war. Er verhielt sich stets so einsil big ihr gegenüber. Und er ließ es kaum einmal zu, dass sie allein waren. Offenbar wollte er vermeiden, dass sie ihm noch weitere Fragen zu ihrer Zukunft stellen konn te. Dennoch gelang es Jenna, das Gespräch auf die Hoch zeitsreise zu bringen.
Rashid hatte gelächelt und scheinbar gelassen geant wortet: „Die Entscheidung, wohin wir reisen, überlasse ich ganz und gar dir.“
Dann aber war ihm das Lachen vergangen, weil Jenna beschlossen hatte, ihn zu provozieren. Leichthin erwider te sie: „Schön. Dann schlage ich Paris vor. Ich denke, du kennst diese Stadt sehr gut.“
Offenbar schien ihm diese Bemerkung überhaupt nicht zu gefallen. Er trommelte unruhig auf den Tisch und sagte nur kurz und knapp: „Vielleicht ist es auch keine schlech te Idee, wenn wir im Land bleiben. Schließlich haben wir zahlreiche Paläste hier, und das Volk erwartet wohl von uns, dass wir nicht ins Ausland gehen.“
Jenna erschauerte. Sie musste unwillkürlich daran denken, dass es nicht nur um die Flitterwochen, sondern auch um die Hochzeitsnacht ging. Sie hatte Rashid erklärt, dass es ihr nicht gefallen hatte, von ihm im Arm gehalten zu werden. Außerdem werde sie niemals seine Zärtlichkeiten erwidern. Aber als seine Frau sei sie natürlich verpflichtet, es zu ertragen, wenn er sie lieben wolle, aber das sei auch alles. Doch in den letzten Tagen hatte sie sich immer wieder gefragt, ob es ihr bis in alle Ewigkeiten gelingen würde, sich so kalt und distanziert zu zeigen. Schließlich spürte sie doch genau, wie sie sich körperlich zu ihm hingezogen fühlte.
Und da gab es noch etwas anderes. Ein Mann wie Ra shid würde es wohl nicht lange aushalten, wenn ihn sei ne Frau nicht befriedigte. Da würde er wohl rasch wieder Kontakt zu seinen Geliebten aufnehmen. Oder sich eine neue Gespielin suchen. Aber würde sie das ertragen?
Nachdenklich schaute sie aus den getönten Scheiben der Limousine. Was sollte sie nur tun? Sie war sich doch nicht einmal ihrer eigenen Gefühle sicher. Und in Rashid konnte sie ganz bestimmt kein Vertrauen haben.
Der Scheich stand vor dem Palast, in dem die Hochzeit stattfinden sollte, und schaute die breite Avenue entlang, auf der jeden Moment die Limousine mit seiner Braut auftauchen musste.
„Ihre Hoheit?“ Abdullah näherte sich zögernd.
„Was gibt es denn?“
„Diese Frau, ich meine Chantal, sie hat mehrere Nach richten für Sie hinterlassen.“
Rashid wandte sich kurz an seinen Ratgeber und zisch te: „Wie kannst du es wagen, in solch einem Augenblick von dieser Frau zu
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