Julia präsentiert Träume aus 1001 Nacht 3
unge schehen machen, was sie in seinen Armen erlebt hatte. „Das ist doch lächerlich“, stieß sie hervor.
„Nein, Jenna, das denke ich nicht. Außerdem solltest du dir merken, dass ich mich niemals lächerlich benehme. Niemals, verstanden?“ Er war aufgesprungen und mach te einen Schritt auf Jenna zu. Dann aber schien er sich zu beruhigen. „Wie sollte ich dich jetzt zu deinem Vater schi cken und dann ertragen, dass du nach Amerika zurück kehrst, ohne dass wir uns wiedersehen?“
„Vater wird niemals erfahren, was vorgefallen ist.“
„Nicht einmal, wenn du ein Baby bekommst?“
„Ein Baby!“, rief sie voller Schrecken aus.
„Ja, wer weiß, vielleicht haben wir unseren Nachwuchs gezeugt, schließlich haben wir kein Verhütungsmittel be nutzt. Und ich denke, du hast in der Schule gelernt, wie man Kinder macht. Oder nimmst du etwa die Pille, ob wohl du noch Jungfrau bist?“
Jenna war das Blut ins Gesicht geschossen. Sie hatte nicht eine Sekunde daran gedacht, dass ihr Handeln solche Folgen haben könnte. Auf einmal hatte sie den Eindruck, dass die Luft in dem Palast unerträglich heiß geworden war. Dabei war doch seit einiger Zeit die Nacht angebrochen. Die Vögel hatten aufgehört mit ihrem Gesang, und draußen lag tiefe Stille über der Oase.
„Passiert es dir öfter, solch ein Risiko mit einer Frau ein zugehen, ohne vorher mit ihr darüber zu sprechen?“, fragte sie fassungslos. „Wenn du dich immer so verantwortungs los verhältst, frage ich mich, wie viele Kinder du schon in die Welt gesetzt hast.“
„Jenna“, rief er aus. „Ich bitte dich, hör endlich auf da mit, mir dauernd Vorwürfe zu machen. Ich habe niemals zuvor eine Frau geschwängert, schließlich weißt du genau, was es bedeutet, wenn der Scheich von Quador ein Kind in die Welt setzt. Die Erbfolge könnte dann bedroht sein und damit die Zukunft unseres Staates. Das ist ein Risiko, das ich auf keinen Fall eingehen darf.“
„Warum hast du dann nicht darauf gedrungen, dass wir aufpassen?“, fragte Jenna, wie aus der Pistole geschos sen. Dabei spürte sie genau, wie ihr Herz zu rasen begann. Würde Rashid sich endlich öffnen und zugeben, dass auch er nur ein Mensch aus Fleisch und Blut war, der Gefühle hatte wie jeder andere?
Es dauerte eine ganze Weile, bis er die Sprache wie dergefunden hatte, dann erklärte er kurz und bündig: „Ich denke kaum, dass ich dir Rechenschaft für mein Ver halten schuldig bin.“ Seine dunklen Augen funkelten wie Diamanten. „Und ich sehe auch keinen Grund, warum wir nicht wie geplant die Ehe eingehen sollten.“
Jenna klappte vor Staunen der Unterkiefer herunter. Mit dieser Entwicklung hatte sie nun wirklich nicht gerechnet. Zögernd erwiderte sie: „Wie wäre es, wenn wir erst einmal abwarten, ob ich wirklich schwanger bin? Schließlich ist das alles andere als sicher, und wir sollten nichts überstürzen. Falls ich kein Kind bekomme, können wir uns immer noch entscheiden, ob wir zusammenleben wollen oder nicht.“
Er schaute Jenna tief in die Augen und sagte nur ein Wort: „Nein!“
„Was ist, wenn ich mich weigere?“
Das war Rashid noch niemals vorgekommen. Sein Wunsch war hier Befehl. Niemand hatte es bisher gewagt, sich ihm zu widersetzen. Wenn er etwas entschieden hatte, wurde es ausgeführt, ohne dass darüber diskutiert wurde. Doch jetzt sah es ganz so aus, als würde er nicht so einfach seinen Willen durchsetzen können. Er war bereit, zum äußersten Druckmittel zu greifen, wenn sie sich noch lange weigerte. „Und was ist, wenn ich deinen Vater davon unterrichte, was zwischen uns gewesen ist?“
„Das würdest du nie wagen, Rashid.“
„Da wäre ich mir nicht so sicher.“ Ein feines Lächeln spielte um seine Mundwinkel. „Glaube mir, dass ich nicht eine Sekunde zögern würde, es zu tun, wenn ich den Ein druck habe, dass es meinen Interessen dient. Aber was meinst du, wie würde dein Vater reagieren, wenn er erfüh re, wie seine Tochter sich verhalten hat?“
Das war zu viel für Jenna. Sie wusste doch ganz genau, was geschehen würde. Für einen Mann aus Quador war Jennas Vater ein sehr aufgeschlossener Mensch, doch das würde wohl des Guten zu viel sein. Er würde nach die sem Vorfall von seiner Tochter erwarten, dass sie in die Ehe mit Rashid einstimmte. Alles andere käme einer unerträg lichen Schande für die Familie gleich. In Quador war es einfach unmöglich, freie Liebe zu leben. Hier galten noch Sitten und Traditionen, die direkt aus dem Mittelalter
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