JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
erster Eindruck war irreführend, nicht wahr? Ich dachte schon, ich müsste in einer Mönchszelle wohnen, aber die Matratzen haben nichts Asketisches an sich, und es gibt ausreichend warmes Wasser. Jeglichen Komfort, den man sich wünschen kann“, sagte Anna. „Ich hoffe, es dauert nicht mehr allzu lange bis zum Abendessen. Ich werde langsam hungrig, Sie nicht?“
Rosie nickte, aber eigentlich hatte die Anspannung ihr den Appetit verdorben.
„Wenn Carolyn mit dem Auspacken fertig ist, sollten wir hinuntergehen“, sagte Anna, als sie ausgetrunken hatte.
Genau wie Rosie trug sie noch die Kleider, die sie auf der Reise angehabt hatte, einen schwarzen Pulli und Hosen. Aber sie hatte sich das Haar gebürstet und das Make-up aufgefrischt.
Rosie war in einer makellosen Jeans und einem Kaschmirrollkragenpulli unter einem klassisch geschnittenen Blazer gereist. Dazu trug sie bequeme Schuhe und ein seidenes Tuch aus den dreißiger Jahren, das sie auf einem Antikmarkt erstanden hatte.
Carolyn hatte sich umgezogen und trug jetzt ein elegantes Seidenkleid und riesige Ohrringe. Carolyn, die etwa so alt war wie Anna, dreiunddreißig, war verheiratet gewesen, aber inzwischen wieder geschieden.
Als sie vor den anderen die Treppe hinunterging, hörten sie einen Wagen vor dem Kloster vorfahren. Die Tür öffnete sich, und ein sehr großer Mann trat ein.
Als er sie sah, rief er aus: „Sie sind angekommen! Es tut mir so leid, dass ich nicht hier war, um Sie willkommen zu heißen. Etwas sehr Dringendes verlangte, dass ich mich sofort darum kümmerte.“ Er reichte Carolyn die Hand. „Sie sind …?“
„Carolyn Campden. Hallo. Es freut mich sehr, Sie endlich persönlich zu treffen.“
„Ich freue mich ebenso. Willkommen in Font Vella, Carolyn.“ Mit geübter Leichtigkeit hob er ihre Hand an seine Lippen.
Obwohl sie so selbstsicher gewirkt hatte, entlockte diese ungewohnte Geste Carolyn einen Ausdruck des Erstaunens. Schnell drehte sie sich um, um die anderen vorzustellen.
„Das ist Anna Mortlake, unsere Leiterin der Pressestelle.“
„Wie die Spanier sagen, mi casa es su casa … mein Haus ist auch Ihr Haus, Anna.“
„Danke sehr, ich freue mich, hier zu sein.“ Anna, die darauf vorbereitet war, nahm den Handkuss gelassen hin.
Dann stellte sie Rosie vor. „Das ist Rosie Middleton, ihr gehört die Agentur, die Ihre Werbekampagne leiten wird.“
Er nahm Rosies Hand, als wolle er sie ebenfalls küssen, doch statt seinen Kopf herabzuneigen, sah er Rosie sehr eindringlich an. Einen Moment lang dachte sie, dass er sie trotz der langen Zeit und des dämmerigen Lichtes in der Halle wiedererkannte.
Dann sagte er sehr förmlich: „Wie geht es Ihnen? Es ist nett von Ihnen, diese weite Reise gemacht zu haben.“ Dann wurde ihre Hand geschüttelt und losgelassen.
Er wandte sich nun an sie alle drei. „Es ist immer recht kalt in der Halle, außer im Juli und August. Kommen Sie mit in die Bibliothek, um sich aufzuwärmen. Ich bin sicher, Sie sehnen sich nach dem Abendessen. Wir nehmen schnell einen Aperitif zu uns, dann essen wir.“
Die Bibliothek war ein riesiger Raum mit zwei offenen Kaminen, in denen ein behagliches Feuer brannte. Die Wände waren mit Regalen voller Bücher zugestellt, einige in altes Leder gebunden, andere in glänzenden neuen Einbänden.
An dem einen Ende des Raumes stand auf einem Büchertisch ein Tablett mit Getränken. Am anderen Ende war ein Tisch für vier Personen zum Abendessen gedeckt. Es gab genügend Stühle und Sofas, um mindestens zwanzig Leute bequem unterzubringen. Überall standen Leselampen und Abstelltischchen.
„Wie lange gehört Ihnen das alles hier schon, Nicholas?“, fragte Carolyn, als er eine Flasche aus einem Eiskübel nahm.
„Seit fünfzehn Jahren. Ich war zwanzig, als ich es kaufte … eine der übereilten Entscheidungen meiner Jugend.“
Sein Lächeln hatte nichts von seinem Charme eingebüßt. Im helleren Licht der Bibliothek konnte Rosie sehen, dass seine Augen noch immer so lebhaft blau waren, wenn nicht gar noch strahlender, da er sehr braun gebrannt war.
„Es war spottbillig, weil es in miesem Zustand war und keiner ein Anwesen dieser Größe ohne Elektrizität kaufen wollte, dessen Dach bereits einfiel“, fuhr er fort. „Aber ich dachte damals, dass man etwas daraus machen könnte. In den ersten fünf Jahren kam ich jeden Sommer hierher und gab alles Geld, das ich erübrigen konnte, dafür aus, es in Stand zu setzen. Dann wechselte ich vom
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