JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
Sprung. Es war ein Gefühl, das sie seit sehr langer Zeit nicht mehr empfunden hatte, nicht seit er sie das erste Mal angelächelt hatte. Als ihr bewusst wurde, wie verblüfft die anderen waren, errötete sie.
„Ein paar Monate, vor sehr langer Zeit, waren Nicholas und ich einmal bei derselben Zeitung“, erklärte sie.
„Aber du musst mich doch wiedererkannt haben. Warum hast du nichts gesagt?“, fragte er.
Sie zuckte betont gelassen die Schultern. „Möchte irgendjemand daran erinnert werden, wie er mit siebzehn war?“
Er lachte, seine schönen Zähne, an die sie sich genau erinnerte, wurden sichtbar.
„Aber du warst ein Schatz, Rosie. Vielleicht ein bisschen pummelig, aber so voller Lebensfreude und so aufgeregt, weil man dich als Jungreporterin eingestellt hatte, dass jeder dich liebte. Ich erinnere mich auch noch an Sasha. Ein dunkelhaariges Mädchen mit sehr kurzem Haar und riesigen Zigeunerohrringen. Sie war Toms Freundin, glaube ich.“
„Das war sie damals, später haben sie sich getrennt“, sagte Rosie. „Aber ich fürchte, diese Erinnerungen müssen schrecklich langweilig für Anna und Carolyn sein.“
„Du hast recht. Wir müssen uns später zusammensetzen und über alte Zeiten reden. Da kommt Encarna mit dem Hühnchen.“
Er stand auf, räumte die Suppentassen ab und kam mit einer Flasche Wein zurück, um die schweren Glaspokale zu füllen, von denen Rosie wusste, dass sie aus Biot in Frankreich stammten.
3. KAPITEL
Rosie wachte um sieben Uhr englischer Zeit auf, in Spanien war es schon acht Uhr. Es war weit nach Mitternacht gewesen, als sie endlich ins Bett kamen, und Nicholas hatte ihnen vorgeschlagen, so lange zu schlafen, wie sie Lust hatten. Er würde den Morgen über beschäftigt sein.
Trotz des sehr kleinen Fensters, das auf die plaza hinausging, war Rosies Schlafzimmer nicht vollkommen dunkel. In die Decke waren zwei große Oberlichter eingelassen worden. Während sie den klaren Himmel betrachtete, fragte sie sich, wie sie wohl Nicholas’ Idee, sich über „alte Zeiten“, zu unterhalten, aus dem Weg gehen konnte.
Nach dem Abendessen, als sie sich um das Kaminfeuer versammelt hatten, hatten Carolyn und Anna den größten Teil der Unterhaltung bestritten. Rosie hatte lieber zugehört und sich angestrengt, nicht darauf zu achten, wie der Feuerschein Nicholas’ Gesichtszüge betonte und seine sonnengebräunte Haut in Bronze verwandelte.
Das Bett, in dem Rosie schlief, war eines von zwei breiten Einzelbetten, deren Kopfenden von herrlichen Pfosten geziert wurden, in die buntbemalte Papageien hineingeschnitzt waren. Sie schätzte, dass Nicholas das eine Paar Bettpfosten auf seinen Reisen erstanden haben musste und sie für das zweite Bett hatte nacharbeiten lassen.
Es erschien ihr seltsam, dass ein allein stehender Mann so viel Hab und Gut angesammelt hatte. Doch warum eigentlich nicht? Hatte sie nicht selbst wie eine Elster nach und nach Bilder, Möbelstücke, kleine Teppiche und zahllose kleinere Stücke angehäuft, die nun ihr Haus in Fulham füllten?
Zum ersten Mal kam es ihr in den Sinn, dass sie Nicholas nie von seinen Eltern oder seiner Vergangenheit hatte sprechen hören. Er hatte nur von der Gegenwart und der Zukunft gesprochen. Lag es daran, dass die Vergangenheit für ihn etwas war, was er vergessen wollte?
Ich war in jemanden verliebt, den ich gar nicht richtig kannte, dachte sie. Es war fast, als hätte ich für einen Popsänger oder einen Filmstar geschwärmt. Ich war seinen Augen, seinem Mund und seiner körperlichen Ausstrahlung verfallen, aber den viel wichtigeren Anteilen, seinen Gedanken und seinem Herzen, habe ich nie Beachtung geschenkt.
Sie wusste, dass sie nicht wieder würde einschlafen können. Und da sie nicht länger liegen bleiben und an Nicholas denken wollte, stand sie auf und zog sich an. Sie streifte ein paar bequeme Schuhe mit leisen Sohlen über, damit sie auf dem Steinfußboden des Gangs keine Geräusche machte. Sie wollte Carolyn und Anna, die beide am Wochenende gerne ausschliefen, nicht aufwecken.
Gestern Abend hatte Rosie bemerkt, dass die Kreuzgänge am anderen Ende des Innenhofes nach beiden Seiten offen waren. Doch in der Dunkelheit hatte sie nicht erkennen können, was jenseits der Säulen lag.
Der Blick, der sich ihr heute Morgen bot, war atemberaubend schön. Die Mönche hatten ihren Zufluchtsort so angelegt, dass sie auf ein malerisches Tal hinausblickten, das im Westen von einer Bergkette geschützt war und im Osten den
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