JULIA PRÄSENTIERT TRAUMZIELE DER LIEBE Band 03
hielt an, um eines von ihnen nach dem Weg zu fragen. An der nächsten Ecke bog er in eine Gasse ein, die so eng war, dass sich die Leute über die Balkons hinweg die Hände reichen konnten. Fast im gleichen Moment kamen sie völlig unerwartet auf einen weiten Platz, an dessen einem Ende eine Kirche stand. Im rechten Winkel dazu schloss sich das an, was vermutlich das Kloster war.
Auf den ersten Blick sah El Monasterio nicht sehr einladend aus. Nur wenige, vergitterte Fenster unterbrachen die schlichte Steinfassade des Gebäudes, keines davon war beleuchtet. Die mächtige, mit Eisen beschlagene Tür, neben der der Fahrer anhielt, sah aus, als wäre sie eher dafür gedacht, Leute abzuwehren, als sie zum Hereinkommen einzuladen. Der ganze Ort wirkte recht verlassen.
„Ich werde den Fahrer bezahlen. Läuten Sie die Glocke, Rosie“, sagte Anna, als sie ausgestiegen waren und der Chauffeur ihr Gepäck auszuladen begann.
Rosie zog zaghaft an einem metallenen Griff, und als sie von drinnen keinen Laut hörte, zog sie etwas kräftiger. Darauf ertönte ein lauter Gong. Augenblicklich vernahm man die Schritte eines Mannes auf dem Steinboden.
Sie hielt den Atem an, in der Erwartung, im nächsten Moment dem Mann, den sie einmal geliebt hatte, gegenüberzustehen.
Als sich die kleine Seitentür, die in das große Tor eingefügt war, öffnete, trat jedoch nicht Nicholas heraus, sondern ein junger Spanier.
„Guten Abend, meine Damen“, sagte er auf Englisch. „Es tut mir leid, dass Señor Winchester Sie nicht selbst willkommen heißen kann. Er wurde noch weggerufen, wird aber sehr bald zurück sein. Bitte kommen Sie doch herein, Encarna wird Ihnen Ihre Zimmer zeigen.“
In diesem Moment erschien eine rundliche kleine Frau, die sie mit einem freundlichen Lächeln auf Spanisch begrüßte.
Das Innere des Gebäudes schien auf den ersten Blick dem Äußeren zu entsprechen. Die hohe Eingangshalle war mit einer einfachen Bank und einem schweren Eichentisch möbliert und wurde nur von einer einzigen schwachen Glühbirne beleuchtet. An einer Seite befanden sich mehrere geschlossene Türen und an der anderen eine steinerne Treppe. Es war hier deutlich kälter, so als hätten sie eine Gruft betreten.
„Nicht ganz, was ich erwartet habe“, murmelte Anna Rosie zu, als sie die Treppe hinaufstiegen. Der junge Mann, der Carolyns Koffer trug, und Encarna gingen voran.
Rosie zuckte die Schultern. Jegliche Unbequemlichkeiten, die sie erwarten mochten, hatten für sie kaum Bedeutung verglichen mit ihrem inneren Unbehagen. Sie war sich nicht sicher, ob sie froh darüber war oder nicht, dass das Zusammentreffen mit Nicholas kurzzeitig hinausgeschoben war. Es erschien ihr reichlich arrogant von ihm, nicht anwesend zu sein. Was konnte wohl wichtiger sein, als seine drei Gäste aus London persönlich zu empfangen?
Der Treppenabsatz oben war ebenso schwach beleuchtet wie die Halle unten. Doch als der Spanier nun eine Tür öffnete und sie vorangehen ließ, befanden sie sich in der behaglichen Atmosphäre eines vierseitigen Kreuzganges, der einen Hof umgab. Im Stockwerk darunter lag ein zweiter Kreuzgang.
Und als Encarna drei Türen entlang des Ganges öffnete und der Reihe nach Carolyn, Anna und schließlich Rosie ihr Zimmer zeigte, wurde ihre Stimmung besser. Denn die Räume, die man ihnen zugedacht hatte, waren weder eng noch ungemütlich.
Als sie sich in ihrem Zimmer und dem dazugehörigen Bad umsah, fragte sich Rosie, welche Frau Nicholas wohl bei der Einrichtung des Klosters geholfen haben mochte. Sie konnte nicht glauben, dass er allein für die Ausstattung eines Zimmers verantwortlich sein konnte, das wunderbar auf die Seiten eines Magazins für Innenarchitektur gepasst hätte.
Nachdenklich begann sie, ihren kleinen Koffer auszupacken.
Ein Klopfen an der Tür ließ sie nervös aufschrecken. Doch sofort wurde ihr bewusst, dass das nicht Nicholas sein konnte. Denn selbst wenn er wieder zurück war, warum sollte er zu ihrem Zimmer kommen? Er würde warten, bis sie alle drei nach unten kamen.
Es war Anna, die mit einer Flasche Gin, die sie auf dem Flughafen zollfrei gekauft hatte, und einem Glas hereinkam.
„Ich könnte noch einen Schluck gebrauchen. Wie steht’s mit Ihnen?“
„Einen kleinen, bitte.“ Rosie hatte schon zwei Gin Tonics im Flugzeug getrunken. Und heute Abend würde sie einen neuen Kunden – so wollte sie Nicholas betrachten – zum ersten Mal treffen. Dafür wollte sie ihre Sinne beisammenhaben.
„Unser
Weitere Kostenlose Bücher