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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Namen der Liebe
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Tropfens Tinte auf der ganzen Welt
gleich.«
    Sie legte sich eine Hand über den
Mund und hustete. Oder kicherte sie etwa? Blake musterte sie aus misstrauisch
zusammengekniffenen Augen, dann erhob er sich und durchquerte das Zimmer.
Vor der Frisierkommode blieb er stehen, nahm ihr kleines Buch – das mit den
hochgestochenen Wörtern – und wedelte damit in der Luft herum. »Wenn Sie eine
so schreckliche Schrift haben, dann seien Sie so gut und erklären mir dies!«
schleuderte er ihr entgegen. Sie starrte ihn verständnislos an, was ihn nur
noch mehr erboste. Er marschierte zurück zu
ihr und beugte sich dicht über sie. »Ich warte«, grollte er.
    Sie wich zurück und formte mit den
Lippen etwas, das er nicht entziffern konnte.
    »Ich fürchte, ich verstehe Sie
einfach nicht.« Seine Stimme klang mittlerweile nicht mehr verärgert, sondern
regelrecht gefährlich.
    Sie begann mit den Händen seltsame
Gesten zu machen, zeigte auf sich, schüttelte den Kopf.
    »Versuchen Sie mir zu sagen, dass
Sie diese Wörter nicht geschrieben haben?«
    Sie nickte heftig.
    »Und wer
hat das geschrieben?«
    Wieder formten ihre Lippen eine
Antwort, die er nicht verstand – irgendwie konnte er sich des dumpfen Gefühls
nicht erwehren, dass er das auch gar nicht sollte.
    Müde seufzend richtete er sich auf,
ging zum Fenster und stieß es auf, um frische Luft zu schnappen. Es ergab einfach keinen Sinn, dass sie nicht leserlich schreiben konnte, und wenn sie es
wirklich nicht konnte, wer hatte dann in das Notizbuch gekritzelt und was
sollten die Wörter bedeuten? Sie hatte gesagt – als sie noch sprechen konnte – dass es bloß eine Sammlung von Wörtern zur Erweiterung ihres Wortschatzes
wäre, was eine klare Lüge war. Trotzdem ...
    Er hielt inne. Ihm kam eine Idee. »Schreiben
Sie das Alphabet auf«, verlangte er.
    Sie
verdrehte die Augen.
    »Sofort!«
donnerte er.
    Sie runzelte unwillig die Stirn,
während sie seiner Forderung Folge leistete.
    »Was ist das hier?« fragte er und
hielt das zylindrischen Gefäß für die Federkiele hoch, das er auf dem
Fensterbrett gefunden hatte.
    Ihre Lippen formten das Wort Wasser. Komisch, dass sie ihm manchmal sehr wohl verständlich machen konnte,
was sie sagen wollte.
    Er verzog geringschätzig die Lippen
und stellte das Gefäß wieder zurück vor das Fenster. »Jeder Narr kann sehen,
dass es nicht regnen wird.«
    Sie zuckte
die Schultern, als wollte sie sagen Es könnte.
    »Sind Sie
fertig?«
    Sie nickte, und es gelang ihr, eine
Miene aufzusetzen, die gleichermaßen Langeweile und Verärgerung ausdrückte.
    Blake kehrte an ihre Seite zurück
und sah auf das Papier in ihrem Schoß. Das M, N und O waren gerade noch lesbar,
und das C hätte er auch noch als solches erkennen können, wenn sein Leben davon
abgehangen hätte, aber darüber hinaus ...
    Es schauderte ihn. Nie wieder. Nie
mehr wollte er sein Leben riskieren, oder, wie in diesem Fall, seine geistige
Gesundheit, zum Wohl seines Vaterlandes. Er hatte dem Kriegsministerium
beteuert, dass er dieses Kapitel seines Lebens hinter sich lassen wollte, aber
man hatte ihm so lange zugesetzt, ihn gebeten und gebettelt, bis er sich bereit erklärt hatte, diesen letzten Auftrag anzunehmen. Nur weil er so nahe bei
Bournemouth lebte, hatten seine Vorgesetzen gesagt. Er konnte Prewitts
Treiben unauffällig beobachten. Es musste Blake Ravenscroft sein, darauf
hatten sie bestanden. Niemand anderes kam für diese Aufgabe in Frage.
    Und Blake hatte nachgegeben. Doch er
hätte sich nie träumen lassen, dass er am Ende eine merkwürdig anziehende
spanische Spionin mit der schlechtesten Handschrift in der Geschichte der
Menschheit gesund pflegen würde.
    »Ich würde gerne einmal Ihre
Gouvernante kennen lernen«, murmelte er, »um sie zu erschießen.«
    Miss De Leon machte ein weiteres
seltsames Geräusch, und dieses Mal war er sicher, dass es ein Kichern war. Für
eine Hochverräterin hatte sie einen recht ordentlichen Sinn für Humor.
    »Sie«, sagte er und deutete auf sie,
»rühren sich nicht von der Stelle.«
    Sie stemmte die Hände in die Hüften
und sah ihn an, als wollte sie sagen Und wo, bitte schön, sollte ich
hingehen?
    »Ich bin gleich zurück.« Er schritt
aus dem Zimmer und erinnerte sich erst in letzter Sekunde daran, die Tür hinter
sich abzuschließen. Verdammt. Allmählich wurde er nachlässig. Es liegt daran,
dass sie mir so ganz anders vorkommt als eine Spionin, sagte er sich. Sie hatte
etwas, das sie von anderen unterschied. Die meisten

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