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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Im Namen der Liebe
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Leute, die dieses Leben
führten, hatten einen seltsam leeren Ausdruck in den Augen, als hätten sie
schon viel zu viel gesehen. Aber diese blaugrünen Augen – nun, wenn man die
Tatsache vernachlässigte, dass sie wegen des Mangels an Schlaf ein wenig
blutunterlaufen waren – waren ... sie waren ...
    Blake erstarrte und verbannte den
Gedanken aus seinem Kopf. Es stand ihm nicht zu, über
ihre Augen nachzudenken. Es stand ihm nicht zu, über irgendeine Frau nachzudenken.
    Vier Stunden später war er bereit, sich geschlagen zu
geben. Er hatte ihr sechs Kannen Tee die Kehle hinabgezwungen, was einzig dazu
geführt hatte, dass sie nach einer Weile anfing wild zu gestikulieren, was er
schließlich als Aufforderung auslegte, den Raum zu verlassen, damit sie den
Nachttopf benutzen konnte.
    Aber ihre Stimme kehrte nicht
zurück, oder falls doch, so war sie ziemlich geschickt darin, es vor ihm zu
verbergen.
    Er war dumm genug gewesen, es noch
einmal mit Feder und Tinte zu probieren. Ihre Hand war rasch und anmutig über
das Papier geglitten, aber die Zeichen, die dabei herauskamen, ähnelten eher
Krähenfüßen als Buchstaben.
    Und das verflixte junge Ding schien
zu versuchen, sich bei ihm einzuschmeicheln. Schlimmer noch, es gelang ihr.
Während er noch grollend über ihre mangelnden Kommunikationsfähigkeiten
brütete, faltete sie eines der bekritzelten Blätter zu einem vogelähnlichen
Gebilde und ließ es auf ihn zu fliegen. Es segelte, ohne ins Trudeln zu
geraten, durch die Luft, und als er sich duckte, landete es hinter ihm sanft
auf dem Fußboden.
    »Gut gemacht«, lobte Blake, wider
Willen beeindruckt. Er hatte schon immer eine Schwäche für Spielereien wie
diese gehabt.
    Sie lächelte stolz, faltete einen
neuen Papiervogel und ließ ihn geradewegs aus dem Fenster segeln.
    Blake wusste, er sollte sie
zurechtweisen, weil sie seine Zeit verschwendete, aber er war neugierig, wie
sich ihr Flugapparat draußen machte. Er stand von dem Tisch auf und ging zum
Fenster, wo er gerade noch sehen konnte, wie der Papiervogel in einen
Rosenbusch abstürzte. »Von der Flora niedergebracht, fürchte ich«, bemerkte er
und drehte sich zu ihr um.
    Sie warf ihm einen verärgerten Blick
zu und kam zum Fenster.
    »Sehen Sie es?« erkundigte sich
Blake.
    Sie schüttelte den Kopf.
    Er lehnte sich neben ihr aus dem
Fenster. »Dort«, sagte er und deutete hinaus. »In dem Rosenbusch.«
    Sie richtete sich auf, stemmte die
Hände in die Hüften und bedachte ihn mit einem sarkastischen Blick.
    »Sie wagen es, sich über meine Rosensträucher
lustig zu machen?«
    Mit ihren Fingern machte sie
schneidende Bewegungen.
    »Sie meinen, sie müssten geschnitten
werden?«
    Sie nickte bekräftigend.
    »Eine Spionin, die Gartenarbeit
liebt«, murmelte er bei sich. »Werden die Wunder jemals ein Ende nehmen?«
    Sie legte eine Hand trichterförmig
an ihr Ohr, um ihm zu verstehen zu geben, dass sie ihn nicht gehört hatte.
    »Vermutlich könnten Sie es besser?«
witzelte er.
    Sie nickte erneut, trat dann wieder
ans Fenster, um die Sträucher noch einmal zu betrachten. Doch Blake hatte sie
nicht kommen sehen und machte im selben Augenblick einen Schritt auf das
Fenster zu. Sie stießen zusammen, und er fasste sie an den Oberarmen, um sie zu
stützen.
    Und dann beging er den Fehler, ihr
in die Augen zu gucken.
    Sie waren sanft und klar und – der
Himmel mochte ihm beistehen – sie sagten nicht »Nein«.
    Blake beugte sich ein winziges
bisschen vor; der Drang, sie zu küssen, war stärker als der zu atmen. Ihre
Lippen teilten sich, und ein überraschtes Keuchen entschlüpfte ihr. Er kam
näher. Er wollte sie. Er verlangte nach Carlotta. Er ...
    Carlotta.
    Verdammt, wie konnte er das nur
vergessen, auch nur für eine Sekunde? Sie war eine Spionin. Eine Verräterin.
Vollkommen skrupellos und ohne jede Moral. Er schob sie von sich und strebte
zur Tür. »Das wird nicht wieder vorkommen«, verkündete er mit gepresster
Stimme.
    Sie schien viel zu erstaunt für eine
Antwort.
    Blake fluchte tonlos und verließ das
Zimmer, die Tür hinter sich ins Schloss werfend, bevor er sie abschloss. Was
zum Teufel sollte er nur mit ihr anfangen?
    Schlimmer noch, was zum Teufel
sollte er mit sich selbst anfangen? Er schüttelte den Kopf, während er die
Treppe hinablief. Das hier war lächerlich. Er hatte an Frauen keinerlei
Interesse, das über körperliche Erleichterung hinausging, und sogar dafür war
Carlotta De Leon voll und ganz ungeeignet.
    Schließlich verspürte er

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