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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wie heiratet man einen Marquis
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forschend an. dass sie noch nervöser wurde. »Sind Sie der
neue Verwalter?« entfuhr es ihr schließlich.
    »Ja.«
    »Ich verstehe.« Wieder
räusperte sie sich. »Nun, dann sollte ich mich wohl vorstellen, denn unsere
Pfade werden sich künftig öfter kreuzen. Ich bin Miss Hotchkiss, die
Gesellschaftsdame von Lady Danbury.«
    »Und ich bin Mr. Siddons, soeben
angereist aus London.«
    »Es war sehr nett, Sie kennen
gelernt zu haben, Mr. Siddons«, sagte sie mit einem Lächeln, das James
überaus anziehend fand. »Bitte verzeihen Sie mir noch einmal wegen des
Missgeschicks. Aber nun muss ich gehen.«
    Er nickte, und sie eilte die Zufahrt
hinunter. Dabei hielt sie ihr Retikül ganz fest an sich gepresst. James sah ihr
stumm nach und ertappte sich dabei, dass er den Blick nicht von ihrer immer
kleiner werdenden Gestalt wenden konnte.

2. KAPITEL
    »James!« Lady Danbury jubelte nicht oft,
aber immerhin war James ja auch ihr Lieblingsneffe. Um ehrlich zu sein, sie
liebte ihn wahrscheinlich mehr als jedes ihrer eigenen Kinder. Er wenigstens
war klug genug, nicht seinen Kopf zwischen eiserne Zaunstäbe zu stecken. »Wie
schön, dich zu sehen!«
    James beugte sich zu ihr und bot ihr
pflichtschuldigst die Wange zum Kuss. »Wie schön, mich zu sehen? Du hörst dich
fast an, als seist du überrascht wegen meiner Ankunft! Also wirklich, du weißt
doch, ich könnte mich einem Hilferuf von dir ebenso wenig widersetzen wie
einem, der vom Prinzregenten persönlich entsandt wird!«
    »Ach so, das.«
    Seine Augen wurden ganz schmal bei
dieser wegwerfenden Bemerkung. »Agatha, du treibst doch wohl keine Spielchen
mit mir, oder?«
    Sie setzte sich kerzengerade in
ihrem Sessel auf. »Würdest du mir so etwas zutrauen?«
    »Unter Umständen.« Lächelnd
setzte er sich zu ihr. »Schließlich habe ich meine besten Tricks von dir
gelernt.«
    »Nun ja, jemand musste dich ja unter
die Fittiche nehmen«, erwiderte sie seufzend. »Armer Junge. Wenn ich
nicht ...«
    »Agatha!« unterbrach er sie
scharf. Er hatte keine Lust, in eine Diskussion über seine Kindheit verwickelt
zu werden. Er verdankte seiner Tante buchstäblich alles, aber darüber wollte
er jetzt nicht reden.
    Sie schnupfte pikiert. »Zufällig
treibe ich keine Spielchen. Ich werde erpresst.«
    James beugte sich vor. Erpresst?
Agatha war eine schlaue alte Dame, aber anständig bis ins Mark. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sie etwas
getan haben könnte, durch das sie erpressbar wurde.
    »Kannst du es fassen?« fragte
sie. »Dass es jemand wagen könnte, mich zu erpressen? Pah! Wo ist mein
Kater?«
    »Dein
Kater?« wiederholte er verständnislos.
    »Malcolm!«
    Er zuckte zusammen und sah, wie eine
riesiger, fetter Kater ins Zimmer getrottet kam. Er lief zu James, schnupperte kurz und sprang ihm dann auf den Schoß.
    »Ist er
nicht ein freundliches Tier?« meinte Agatha.
    »Ich hasse
Katzen.«
    »Malcolm
wirst du lieben.«
    Er kam zu dem Schluss, dass es
einfacher war, den Kater zu tolerieren, als sich mit seiner Tante zu streiten.
»Hast du irgendeine Ahnung, wer der Erpresser sein könnte?«
    »Nicht die
geringste.«
    »Darf ich
fragen, womit du erpresst wirst?«
    »Es ist so furchtbar peinlich!«
Plötzlich standen Tränen in ihren hellblauen Augen.
    James war beunruhigt. Tante Agatha
weinte sonst nie. Es gab nur wenige Dinge in seinem Leben, die immer gleich und
konstant geblieben waren, und dazu gehörte Agatha. Sie besaß einen
messerscharfen Verstand, sie hatte einen bissigen Sinn für Humor, sie liebte
ihn über alle Maßen – und sie weinte nie. Niemals.
    Er wollte aufstehen und zu ihr
gehen, ließ es dann aber. Sie würde seinen Trost nicht wollen. Sie würde das
nur als Bestätigung ihrer momentanen Schwäche werten. Außerdem machte dieser
Kater keine Anstalten, von seinem Schoß zu springen.
    »Hast du den Brief noch?«
erkundigte er sich sanft. »Ich nehme doch an, dass du einen Brief erhalten
hast, oder?«
    Sie nickte. Sie nahm ein Buch von
dem Tisch neben ihr und zog ein einzelnes Blatt Papier zwischen den Seiten hervor. Schweigend hielt sie es ihm hin.
    Nun schob James die Katze doch von
seinem Schoß und stand auf. Er nahm der Tante den Brief ab und las ihn im
Stehen.
    Lady D.,
    ich
kenne Ihr Geheimnis. Und ich kenne das Geheimnis Ihrer Tochter. Für mein
Schweigen werden Sie zahlen...
    James sah auf. »Ist das alles?«
    Agatha schüttelte den Kopf und
reichte ihm ein weiteres Schreiben. »Das hier habe ich auch bekommen.«
    James las.
    Lady D.,
    fünfhundert

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