Julia Quinn
seufzte sie und sah ihre
Schwestern ernst an. »Ich werde heiraten müssen. Eine andere Möglichkeit gibt
es nicht.«
»O nein, Lizzie!« Jane sprang
von ihrem Stuhl auf und kletterte ihrer großen Schwester auf den Schoß. »Alles,
nur das nicht!«
Elizabeth warf Susan einen
verwirrten, fragenden Blick zu, doch diese schüttelte nur achselzuckend den
Kopf. »So schlimm ist das doch gar nicht«, meinte Elizabeth und strich
Jane über das Haar. »Wenn ich heirate, bekomme ich sicher bald ein eigenes
Baby, und du wirst Tante. Wäre das nicht schön?«
»Aber der Einzige, der dir bisher
einen Antrag gemacht hat, ist Squire Nevins, und der ist grässlich!«
Elizabeth lächelte nicht ganz
überzeugend. »Ich bin sicher, wir finden auch noch jemand anderen außer Squire
Nevins. Jemanden, der nicht so ... grässlich ist.«
»Ich werde jedenfalls nicht bei ihm
leben«, versicherte Jane entschieden. »Niemals. Lieber gehe ich ins
Waisenhaus oder in eins dieser schrecklichen Armenhäuser.«
Elizabeth konnte ihr keinen Vorwurf
machen. Squire Nevins war alt, fett und böse. Er starrte sie immer auf eine Art an, bei der ihr der kalte
Schweiß ausbrach. Ehrlich gesagt gefiel es ihr nicht, dass er auch Susan so
anstarrte. Und sogar Jane. Nein. Sie konnte Squire Nevins nicht heiraten.
Lucas kam mit einer kleinen
Blechdose in die Küche zurück und hielt sie Elizabeth hin. »Ich habe ein Pfund
vierzig gespart«, teilte er ihr mit. »Ich wollte mir dafür ...« Er
schluckte. »Egal. Ich möchte, dass du es bekommst. Für uns alle.«
Schweigend nahm Elizabeth die Dose
und blickte hinein. Lucas' ein Pfund vierzig lag darin, in lauter Penn's.
»Lucas, mein Schatz, das sind deine Ersparnisse!« wandte sie sanft ein.
»Du hast lange gebraucht, all diese Münzen zu sammeln.«
Seine Unterlippe zuckte ein wenig,
trotzdem gelang es ihm, eine so straffe Haltung einzunehmen, als wäre er einer
seiner Zinnsoldaten. »Ich bin jetzt der Mann im Haus. Ich muss für euch
sorgen.«
Elizabeth nickte feierlich und tat
sein Geld in die Haushaltskasse. »Also gut. Wir werden es für Lebensmittel
ausgeben. Vielleicht kommst du nächste Woche mit zum Einkaufen, dann darfst
du dir etwas aussuchen, was du gern magst.«
»Das Gemüse in meinem Küchengarten
müsste eigentlich bald reif zur Ernte sein«, bot Susan an. »Das reicht
bestimmt für uns, und vielleicht bleibt sogar noch etwas übrig, das wir dann im
Dorf verkaufen oder eintauschen können.«
Jane wurde unruhig auf Elizabeths
Schoß. »Sag bloß nicht, dass du noch mehr Steckrüben angepflanzt hast! Ich
hasse Steckrüben!«
»Das tun wir alle«, erwiderte
Susan. »Aber sie sind so leicht anzubauen.«
»Bloß schwer zu essen«, brummte
Lucas.
Elizabeth atmete tief durch und
schloss die Augen. Was war nur aus ihnen geworden? Ihre Familie war alt und
angesehen, der kleine Lucas trug sogar den Titel eines Baronet! Und doch
waren sie nun dazu gezwungen, Steckrüben im Garten anzubauen, die keiner von
ihnen mochte.
Sie schaffte es nicht. Sie hatte
geglaubt, ihre Geschwister allein großziehen zu können. Als ihr Vater gestorben
war, hatte die schwierigste Zeit ihres
Lebens begonnen, und alles, was sie damals aufrecht gehalten hatte, war der
Gedanke gewesen, dass sie ihre Geschwister beschützen und dafür sorgen musste,
dass sie sich warm und geborgen fühlten. Alle zusammen.
Sie hatte unzählige Tanten, Onkel
und Cousins abgewimmelt, die alle ein Hotchkiss-Kind hatten aufnehmen
wollen. Meistens war das der kleine Lucas gewesen, der dank seines Titels
darauf hoffen konnte, eines Tages ein Mädchen mit einer recht ansehnlichen
Mitgift zu heiraten. Doch Elizabeth hatte sich geweigert, selbst als ihre
Freunde und Nachbarn sie gedrängt hatten, ihn gehen zu lassen. Ich will die
Familie zusammenhalten, hatte sie gesagt. War das denn zu viel verlangt?
Doch jetzt drohte sie zu scheitern.
Es gab kein Geld mehr für Musikstunden und Hauslehrer oder all die anderen
Dinge, die für Elizabeth als Kind eine Selbstverständlichkeit gewesen waren.
Der Himmel mochte wissen, wie sie es fertig bringen sollte, Lucas nach Eton zu
schicken. Und er musste dort hingehen. Jeder männliche Hotchkiss der letzten
vierhundert Jahre war in Eton gewesen. Nicht alle hatten dort einen Abschluss
gemacht, aber alle waren dort gewesen.
Sie musste heiraten. Und ihr Mann
musste sehr viel Geld haben. So einfach war das.
»Abraham zeugte Isaak, Isaak zeugte Jakob, Jakob zeugte
Judas ...« Elizabeth räusperte sich leise und
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