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Julia Quinn

Julia Quinn

Titel: Julia Quinn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mit List und Küssen
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Vater hatte
das Zimmer kein einziges Mal betreten, doch Mrs Wetherby war ihm nicht von der
Seite gewichen. Er hätte Honoria gern davon erzählt, oder vielleicht auch
davon, wie sein Vater kurz vor Weihnachten abgereist war und sie daraufhin das
Haus so üppig mit Stechpalmen und Kiefernzweigen geschmückt hatte, dass es dort
noch wochenlang wie im Wald roch. Es war das schönste Weihnachten gewesen, das
er je erlebt hatte, bis zu dem Jahr, als er bei den Smythe-Smiths eingeladen
gewesen war.
    Das war das allerschönste Weihnachtsfest gewesen. Es würde immer
das allerschönste bleiben.
    »Möchtest du noch etwas Wasser?«, fragte
Honoria.
    Er war noch durstig, wusste aber nicht, ob er genügend Energie
hatte, es richtig hinunterzuschlucken.
    »Ich helfe dir«, sagte sie und setzte das Glas an seine
Lippen. Er nahm einen kleinen Schluck und stieß dann einen leisen Seufzer aus.
»Mein Bein tut weh«, sagte er.
    »Vermutlich ist der Knöchel noch verstaucht«, sagte sie und
nickte.
    Er gähnte. »Brennt bisschen.
Schürhaken.«
    Ihre Augen weiteten sich. Er konnte es ihr nicht verdenken,
schließlich verstand er selbst nicht, was er da redete.
    Besorgt beugte sie sich vor und legte ihm noch einmal die Hand auf
die Stirn. »Du fühlst dich wieder ziemlich warm an.«
    Er versuchte zu lächeln. Zumindest auf einer Gesichtshälfte schien
ihm das gelungen zu sein. »Das tue ich doch schon die ganze Zeit.«
    »Schon richtig«, erklärte sie. »Aber jetzt fühlst du dich
noch wärmer an.«
    »Es kommt und geht.«
    »Das Fieber?«
    Er nickte.
    Sie presste die Lippen zusammen; sie sah älter aus, als er sie je
gesehen hatte. Nicht alt, alt konnte sie gar nicht aussehen. Aber sie wirkte
besorgt. Ihr Haar sah aus wie immer, zu einem lockeren Knoten aufgesteckt. Und
sie bewegte sich wie immer, mit dem munteren, fröhlichen Gang, der so typisch
für sie war.
    Aber ihre Augen wirkten anders. Irgendwie waren sie dunkler und
ließen ihr Gesicht dadurch sorgenvoll wirken. Das gefiel ihm gar nicht.
    »Kann ich noch etwas Wasser bekommen?«, fragte er. Er konnte
sich nicht entsinnen, je so durstig gewesen zu sein.
    »Natürlich«, sagte sie rasch und goss noch etwas Wasser aus
dem Krug in das Glas.
    Er schluckte es hinunter, wiederum zu schnell, aber diesmal
wischte er sich das Wasser selbst mit dem Handrücken ab. »Es wird wohl noch
steigen«, warnte er sie.
    »Das Fieber.« Diesmal war es keine
Frage.
    Er nickte. »Du solltest das wissen.«
    »Ich verstehe das nicht«, sagte sie und nahm ihm das Glas aus
der zitternden Hand. »Als ich dich das letzte Mal gesehen habe, warst du doch
noch völlig gesund.«
    Er versuchte eine Braue zu heben, war sich aber nicht sicher, ob
es ihm gelang.
    »Ach, na schön«, verbesserte sie sich. »Nicht völlig gesund,
aber doch auf dem Weg der Besserung.«
    »Da war dieser Husten«, erinnerte er
sie.
    »Ich weiß. Aber ich glaube einfach nicht ...« Sie schnaubte
verächtlich und schüttelte den Kopf. »Was rede ich denn da? Ich habe von
Krankheiten keine Ahnung. Ich weiß nicht einmal, wie ich auf die Idee gekommen
bin, ich könnte mich um dich kümmern. Eigentlich habe ich überhaupt nicht
nachgedacht.«
    Er wusste zwar nicht, wovon sie redete, aber aus irgendeinem
unerfindlichen Grund machte sie ihn glücklich.
    Sie setzte sich in den Sessel am Bett. »Ich bin einfach gekommen.
Ich habe Mrs Wetherbys Brief bekommen, und ich habe nicht einmal darüber
nachgedacht, dass ich dir ja gar nicht helfen kann. Ich bin einfach
gekommen.«
    »Du hilfst mir ja«, flüsterte er. Und so
war es auch.
    Er fühlte sich schon besser.

9. Kapitel
    Als Honoria am nächsten Morgen erwachte, tat ihr alles weh. Ihr Nacken war steif, der Rücken
schmerzte, und ihr linker Fuß war eingeschlafen. Und ihr war heiß, und sie war
verschwitzt, wodurch sie sich nicht nur unbehaglich fühlte, sondern auch
bemerkenswert unattraktiv. Und vermutlich duftete sie auch noch. Und mit
duften meinte sie ...
    Ach, verflixt, sie wusste, was sie meinte, genau wie jeder andere,
der auf fünf Fuß an sie herantrat.
    Nachdem Marcus eingedöst war, hatte sie das Fenster geschlossen.
Es hatte sie zwar beinahe umgebracht, und es ging gegen jede Vernunft. Doch sie
besaß nicht genug Selbstvertrauen, den Anordnungen des Arztes zuwiderzuhandeln
und das Fenster offen zu lassen.
    Sie schüttelte den Fuß aus, verzog das Gesicht, als tausend Nadelstiche
sie zu quälen begannen. Zum Kuckuck, sie hasste es, wenn ihr der Fuß
einschlief. Sie bückte sich,

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