Julia Saison Band 01
heute Abend für eine Weile nicht zu sprechen bist.“
„Wie lange ist eine Weile?“
„Ich nehme an, das hängt davon ab …“, sie zögerte, „… wie lange du durchhältst.“
„Dann sage ich jedem, dass ich die ganze Nacht über nur im äußersten Notfall zu erreichen bin. Mein Durchhaltevermögen ist nämlich legendär.“
„Ganz schön großspurig! Ich hoffe, du stehst auch dazu.“
„Ist dir nicht wichtiger, ob etwas anderes steht?“
Sie lachte etwas verlegen. „Schon gut. Das Thema wird mir zu heiß. Du bist hoffentlich allein zu Hause?“
„Nein. Ich bin im George . Beim Frühstück mit Anderson.“
„Oh! Dann denk dir bloß eine gute Ausrede für diesen Anruf aus. Eine, die nichts mit mir zu tun hat. Sag ihm, dass du mit einer Reporterin oder sonst wem gesprochen hast. Hauptsache, er erfährt nichts von mir.“
„Ich werde mir etwas einfallen lassen.“
„Ich hole dich gegen halb acht ab“, versprach Carly und beendete das Gespräch.
Chuck eilte hinein und wärmte sich die Hände an der Kaffeetasse.
Anderson, der bereits mit dem Frühstück angefangen hatte, fragte interessiert: „Was ist? Brauchst du nun Blumen oder nicht?“
„Ich denke nicht.“
„So einfach verzeiht sie dir? Ich kann mich noch gut erinnern, dass deine Exfreundinnen sich ständig über deine Arbeitszeiten beklagt haben.“
„Sie hat überhaupt nicht von gestern Abend gesprochen. Sie wollte etwas für heute ausmachen.“
Die Kellnerin trat mit einer Kanne Kaffee an den Tisch. „Darf ich nachschenken?“
„Bitte, gern.“
Anderson stellte keine weiteren Fragen.
Diese Diskretion zählte zu den Dingen, die Chuck an seinem Schwager besonders schätzte. Er begann zu frühstücken, und dabei kreisten seine Gedanken um Carly und ihre verlockende Überraschung.
Carly war das reinste Nervenbündel, als sie Chuck am Abend abholte. Nicht, dass sie Bedenken oder Selbstzweifel hatte. Vielmehr verspürte sie eine prickelnde Vorfreude.
Bevor ihr Zeit zum Aussteigen blieb, kam Chuck mit einer Reisetasche in der Hand aus dem Haus. „Nun, was haben wir vor?“, fragte er, während er einstieg. „Wozu brauche ich einen Übernachtungskoffer? Und versuch nicht, mich länger mit Ausflüchten abzuspeisen. Ich bin schließlich ein Cop. Ich kenne wirkungsvolle Verhörmethoden und schrecke nicht davor zurück, sie auch einzusetzen.“
Seine Witzelei beruhigte sie etwas. Sie reihte sich in den Verkehr ein. „Na ja, ich habe nachgedacht …“
„Es ist immer gefährlich, wenn du nachdenkst. Aber ein Polizist lebt für die Gefahr. Also sprich weiter.“
Carly fuhr in nördlicher Richtung über die Schnellstraße. Nur vage bemerkte sie, dass eine Decke aus frischem Schnee auf den Bäumen lag und im Mondschein wunderschön glitzerte. Konzentrieren konnte sie sich nur darauf, dass Chuck neben ihr saß, und dass sie ihn begehrte und das Schicksal selbst in die Hand nehmen wollte. „Ich habe mir gedacht, dass wir niemals ungestört sein können, wenn wir darauf warten, bis wir nicht von meinen Kindern oder deiner Arbeit unterbrochen werden. Deshalb fand ich, musste ich handeln.“
Er lächelte. „Da hast du ganz recht.“
„Früher hätte ich die Hände in den Schoß gelegt und gesagt, dass ich nichts gegen dieses verhältnislose Verhältnis tun kann. Aber seit meiner Scheidung …“ Ihr wurde bewusst, dass es taktisch unklug war, während eines Annäherungsversuchs von Scheidung zu sprechen. „Wie gesagt, ich habe begriffen, dass es an mir selbst liegt, mir zu nehmen, was ich haben will.“
„Mich kannst du nehmen, wann immer du willst.“
„Das habe ich auch so geplant. Heute Abend. Die Kinder sind bei Dean. Also sind wir beide allein.“
„Wir fahren aber nicht zu deinem Haus.“
„Stimmt. Wir fahren an einen Ort, wo uns niemand findet.“
„Wohin denn?“
„Das ist die Überraschung.“ Carly bog in die Zufahrt zum neuen Konferenzzentrum ein und fuhr zum Hotel. „Ich habe uns ein Zimmer gebucht. Wundervolle Aussicht, umwerfendes Ambiente. Und vorsichtshalber verstecke ich mein Auto im Parkhaus. Es dürfte sehr schwer werden, uns aufzuspüren.“
„Mir gefällt die Art, wie du denkst.“
Sie stiegen aus und nahmen das Gepäck vom Rücksitz. Chuck wollte ihr die Reisetasche abnehmen, doch sie wehrte ab. „Das schaffe ich schon allein“, sagte sie schroff. Dann erklärte sie in milderem Ton: „Ich möchte, dass du deine Kräfte für diese Nacht schonst.“
Er sagte nichts dazu, legte ihr nur einen
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