Julia Saison Band 01
nachdem sie ihn in flagranti mit seiner Sekretärin erwischt hatte.
Sie glaubte eigentlich nicht, dass Chuck nebenbei mit einer anderen Frau verkehrte. Aber womöglich hatte er inzwischen etwas an ihr entdeckt, das auch Dean vertrieben hatte – was immer es sein mochte.
„Es tut mir wirklich leid. Anscheinend hat sich das ganze Universum gegen uns verschworen. Erst deine Kinder, dann mein Job. Ich verspreche, dass wir es nachholen. Vielleicht kann ich später zurückkommen und …“
„Mach dir keinen Kopf. Ich habe meine Kinder, du hast dein Präsidium. Wir beide wollen nichts Festes und nichts Ernstes. Geh nur und erledige, was du tun musst. Ich schlafe bestimmt längst, bevor du fertig bist.“
„Kann ich dich morgen anrufen?“
„Na klar. Ich muss Besorgungen machen und werde viel unterwegs sein. Aber du kannst mich gern anrufen.“
Er beugte sich zu ihr und küsste sie. Nicht leidenschaftlich, eher oberflächlich. „Ich melde mich.“
„Prima.“
Sie begleitete ihn zur Haustür und blickte ihm gedankenverloren nach. Locker . Kurzzeitig . Das war alles. Er hatte zu arbeiten. Daran war nichts Verdächtiges.
Und doch flüsterte ihr eine Stimme ins Ohr, dass sie Chuck Jefferson womöglich zum letzten Mal gesehen hatte.
Carly wurde sauer. Nicht auf ihn, weil er gegangen war; nicht auf das Präsidium, das ihn abbeordert hatte; nicht auf ihre Kinder wegen der letzten Störung. Sondern auf sich selbst, weil sie ganz selbstverständlich davon ausging, dass mit ihr etwas nicht stimmte.
An dir ist nichts auszusetzen.
Dean war ein Schuft. Ihre Kinder brauchten sie. Chuck war seinem Beruf verpflichtet. Das waren die Fakten.
Sie konnte in ihrem Zimmer hocken und vor Selbstmitleid zerfließen – oder aber Eigeninitiative zeigen.
Chuck verbrachte eine überwiegend schlaflose Nacht. Während er sich im Bett wälzte, fragte er sich, warum er es jemals für eine gute Idee gehalten hatte, Polizeisprecher zu werden.
Am nächsten Morgen, während er mit Anderson in ihrem Stammlokal auf das Frühstück wartete, sagte er gereizt: „Gestern Abend war wieder mal ein Beweis dafür, dass Cops sich nicht mit Frauen einlassen sollten. Wenn die Pflicht ruft, musst du ihr folgen. Egal, ob längst Feierabend oder Wochenende ist und du andere Pläne hast.“
„Was für Pläne hattest du denn?“
„Carly und ich sind …“, er war Gentleman genug, um nicht im Detail zu verraten, was sie getrieben hatten, „… gestern Abend zusammen ausgegangen, aber dann wurde ich ins Präsidium gerufen. Vermutlich ist sie sauer. Ich kann es ihr nicht mal verdenken, denn ich habe sie ziemlich abrupt allein gelassen.“
„Schick ihr Blumen. Frauen lieben solche Gesten.“
„Findest du das nicht ziemlich abgedroschen?“ Chuck versuchte, sich auszumalen, wie er Carly einen Strauß überreichte. Es gelang ihm nicht. Sie hätte ihm die Blumen wahrscheinlich vor die Füße geworfen. „Ich weiß, dass sie ziemlich voreingenommen gegen alles ist, was an ein Klischee erinnert.“
„Allein in deinem Bett zu liegen, ist auch abgedroschen. Rate mal, was ich vorziehen würde.“
„Na ja, ich könnte …“ Chucks Handy klingelte. „Nenn mir einen guten Grund dafür, dass ich diesen Job angenommen habe“, murrte er, während er es aus der Tasche fischte. Wider Erwarten stammte der Anruf nicht von seiner Dienststelle. „Hallo, Carly.“
Anderson zog eine Augenbraue hoch und neigte gespannt den Kopf zur Seite.
„Hast du eine Minute Zeit?“, fragte sie. „Wenn du gerade beschäftigt bist, kannst du mich ja zurückrufen.“
„Schon gut. Ich habe auch zwei Minuten.“ Er ging zum Ausgang. „Wegen gestern …“
„Deswegen rufe ich nicht an. Es geht um heute. Kannst du dich am Abend freimachen?“
„Ich muss zu einem Treffen der Nachbarschaftswache, aber gegen sieben müsste es vorbei sein.“
„Und danach?“
„Stehe ich voll und ganz zu deiner Verfügung. Was hast du denn im Sinn?“ Trotz der Kälte wurde Chuck warm bei dem Gedanken an all die Möglichkeiten, die er gern von ihr gehört hätte.
„Eine Überraschung.“
Ihr sinnliches Lachen erhitzte ihn noch mehr.
„Ich hole dich gegen sieben ab.“
„Erfordert diese Überraschung formelle Kleidung, oder reicht ein legerer Freizeit-Look?“
„Ich rate dir dringend, einen Übernachtungskoffer zu packen.“
„Oh“, murmelte er verblüfft. „Aber was ist mit den Kindern?“
„Keine weiteren Fragen, bitte. Ach ja, gib am besten auf der Wache Bescheid, dass du
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