Julia Saison Band 05
hören. „Bina hat Onki Collie geküsst!“, rief Addie.
„Weil ich das allerschönste Geschenk bekommen habe, du kleines Genie. Wollt ihr mal sehen?“
Sie blieben nur eine Minute auf dem Balkon. Obwohl die Sonne schien, war es ein kalter Morgen. Aber sobald sie nach unten schauten, sahen sie den elfenbeinfarbenen Lexus mit der großen weißen Schleife auf dem Dach in der runden Einfahrt vor dem Hochhaus stehen.
„Ich habe doch gesagt, dass du immer weiß tragen solltest“, erklärte Collin. „Fröhliche Weihnachten. Je länger, je lieber, meine Liebe.“
9. KAPITEL
„Sind wir bald da?“
„Wann sind wir endlich da?“
Alle paar Meilen stellten die Zwillinge diese Frage. Jedes Mal quälten sie Collin mehr damit. Er verstand gut, wie aufgeregt und ungeduldig die Kinder waren, ihre Mutter wiederzusehen. Seine Erleichterung, dass Cassie nur ein paar Tage vor dem Valentinstag gesund und munter wieder zu Hause war, konnte er gar nicht Worte fassen.
Gleichzeitig war das aber auch das Ende des gemeinsamen Lebens mit Sabrina und den Zwillingen. Sie waren wie eine Familie füreinander gewesen. Das war jetzt fast vorbei.
Als er sie durch den Verkehr manövrierte, lehnte Sabrina sich vor und fragte leise: „Alles okay?“
Er wusste, dass sie ein feines Gespür für ihn und seine inneren Nöte hatte. Seit ihrem Vorstellungsgespräch in der Firma war das schon so. Unter einem Dach zusammenzuleben hatte ihre Intuition nur gestärkt. Collin vermutete, dass sie seine Angst riechen konnte.
Fünfzehn Minuten später fuhren sie einen Boulevard mit Wohngebäuden entlang.
„Das ist es nicht … nicht unser Haus … nicht unser Haus“, wiederholten die Mädchen und verrenkten sich, um über die Vordersitze hinweg etwas sehen zu können. Dann schnappte eine von ihnen nach Luft. Der Grund dafür war eindeutig die schlanke blonde Frau, die aus einer Doppelhaushälfte gerannt kam.
„Mommy!“
Die nächsten paar Minuten wurden Sabrina und Collin zum Publikum degradiert, als Cassie die Autotür aufriss, die Mädchen abschnallte und in die Arme schloss. Es gab eine Menge Glückstränen. Collin hatte nicht erwartet, dass die Kleinen so außer sich sein würden. Es schnürte ihm die Kehle zu, die drei so zu beobachten.
Schließlich zwang sich Cassie dazu, die Mädchen lange genug abzusetzen, um Sabrina zu umarmen. „Wie schön, dich zu sehen. Und noch mal vielen, vielen Dank.“
„Ach, es war ein einziges Vergnügen. Na ja, abgesehen von Silvester, als sie krank waren.“
„Glaub mir, die werden jetzt dauernd krank. Das ist die Jahreszeit dafür. Tust du mir einen Gefallen und bringst sie schon mal rein, damit ich mich eine Minute mit dem hässlichen Kerl da hinter dir unterhalten kann? Wir bringen dann auch gleich das Gepäck der Mädchen mit.“
Fröhlich bat Sabrina die Zwillinge, ihr zu zeigen, wo ihre ganzen neuen Sachen hinkommen würden. Als die Haustür hinter ihnen zufiel, blieb Cassidy vor Collin stehen.
Die Hände in die Hüften gestemmt, fragte sie: „Also, hast du vor, dich wie ein Idiot zu benehmen?“
„Du weißt doch, dass ich Wiedersehen genauso wenig mag wie Abschiede. Es ist trotzdem schön, dass du wieder da bist.“
„Danke. Finde ich auch. Tut mir leid wegen der Gefühlsausbrüche.“
Er zuckte die Achseln und kniff die Augen zusammen. Ihre Augen funkelten dagegen immer stärker, je mehr sie ihn aufzog. „Jedem das seine“, sagte er.
„Willst du meine Hand schütteln oder riskierst du eine Umarmung?“
Er hatte einen riesigen Kloß im Hals. Also seufzte er theatralisch und breitete die Arme aus. Als sie kicherte und ihn umarmte, knurrte er: „Du siehst furchtbar aus. Hast du deine Bürste noch nicht ausgepackt und dein ganzes Make-up deinen Nachfolgern in Kabul geschenkt?“
„Ich sehe immer noch besser aus als du. Was ist los? Hat sich Sabrina schon eine neue Wohnung gesucht?“
Trotz der Frotzeleien drückten die beiden sich fast so feste, dass Rippen knackten. Collin wollte ihr so gerne sagen, wie unglaublich stolz er auf sie war. Während ihres Einsatzes hatte ihre Einheit keinen Helikopter verloren. Nur ein Pilot war schwer verletzt worden. Sie hatte wirklich mehr als nur ihre Pflicht getan.
„Ich muss jetzt rein und den Kindern zeigen, dass ich nicht nur Einbildung bin und auch nicht innerhalb von vierundzwanzig Stunden wieder verschwinde“, erklärte sie. „Kommst du?“
„Besser als hier draußen herumzustehen. Los, geh schon. Sonst fängt Sabrina noch an, das
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