Julia Saison Band 05
größere Szene?“
„Für mich sieht er aus wie ein Mann, der einiges durchgemacht hat, um dich wiederzufinden.“
Weil sie die Sache hinter sich bringen wollte, winkte sie Collin zu, damit er ihr in eine ruhigere Ecke folgte. „Warum bist du hier? Meinst du, dass alles wieder gut ist, wenn du mir erklärst, warum du kalte Füße bekommen hast? Zum wievielten Mal? Mit wie vielen Frauen hast du eigentlich Schluss gemacht, Collin? Ich habe doch alles von dir bekommen, was ich wollte, Collin. Eine Lektion darin, wie selbstsüchtig und dumm Männer sind. So, jetzt ist dein Gewissen erleichtert. Also hau ab.“
„Ich habe nicht mit dir Schluss gemacht.“
„Und was sollte dann der Scheck?“
„Das war doch nur dein letztes Gehalt dafür, dass du dich um Gena und Addie gekümmert hast.“
Sie lächelte bitter. „Und noch ein bisschen was oben drauf, weil ich im Bett so nett zu dir war?“
Rote Flecken brannten auf seinen hohlen Wangen. „Das würde ich nie tun. So darfst du nicht über uns reden. Den höheren Scheck habe ich aus dem gleichen Grund ausgestellt, aus dem ich dir auch den Wagen geschenkt habe.“
Seine Stimme brach, und er schaute weg.
Klar, er wollte ihren Körper. Und billig war sie nicht zu haben. Aber da hatte er etwas falsch verstanden: Sie war keinesfalls käuflich. Sie hatte ihm ihre Liebe geschenkt.
„Warum hast du mich verlassen?“, fragte er mit rauer Stimme. „Wie hast du mich so verletzen können …“
„Ich habe dich nicht verlassen“, erwiderte sie. „Du hast mir sehr deutlich gezeigt, dass du alles bekommen hast, was du wolltest. Also bin ich weggegangen. Vielleicht bin ich ein Idiot, weil ich Gefühle für dich hatte. Aber dumm bin ich nicht.“
Er nickte. „Das habe ich gehofft.“
„Wie bitte?“
Er holte tief Luft. „Mir ist klar, was ich falsch gemacht habe. Am Morgen nach unserer gemeinsamen Nacht, habe ich weitergemacht wie immer; der Job kam zuerst. Dabei hätte ich zuerst an dich denken müssen. Denn für mich bist du alles, was zählt. Das ist mir klar geworden, als ich das leere Apartment gesehen habe. Da habe ich es gewusst, Sabrina.“
„Jetzt nimm schon die Blumen“, rief ihr jemand aus der kleinen Gruppe Zuschauer auf der anderen Seite des Raumes zu. „Das ist jetzt nicht der richtige Augenblick, sich stur zu stellen. Wir können hier wirklich jedes bisschen Glück brauchen, das wir kriegen können.“
Sabrina war wild entschlossen, aus ihrem Privatleben kein öffentliches Spektakel zu machen. Auch wenn die Leute hier ihren Spaß daran haben würden. „Danke“, sagte sie kurz angebunden und nahm die Blumen. Dann gab sie den Strauß Mrs Jimmie – der Frau, die sie gerade zurechtgewiesen hatte. Als sie zu Collin zurückkam, murmelte sie: „Komm mit.“
Draußen blieb sie im Übergang zu einem der beiden Wohnhäuser des Altersheims stehen. Der Wind war kalt, und sie schlang die Arme um den Oberkörper, um nicht zu zittern. Ihr elfenbeinfarbener Hosenanzug war für wesentlich frühlingshaftere Temperaturen gedacht.
„Du bist so wunderschön … Aber hier draußen wirst du doch nur krank.“
„Mir geht’s prima. Du musst jetzt aber gehen.“
„Ich bleibe hier.“ Er lächelte sie seelenruhig an. Das beunruhigte sie mehr als alles andere.
„Das hier ist kein Wettbewerb, den du gewinnen kannst, Collin. Oder ein Wettkampf. Ich versuche nicht mehr, mich dir oder irgendwelchen anderen Leuten gegenüber zu beweisen. Ich will nicht tausendfach unter Beweis stellen, dass ich nicht wie deine Mutter bin. Du solltest Junggeselle bleiben. Ehrlich, ich gratuliere dir dazu, wie deutlich du mir das gemacht hast.“
Er steckte die Hand in die Tasche und zog eine kleine, mit Satin bezogene Schatulle heraus.
Zitternd stieß Sabrina den Atem aus. „Steck das weg. Das ist nicht fair.“
„Wer stellt sich denn jetzt stur?“ Collin zog sie aus dem Wind und weg von den vorderen Fenstern des Hauses in eine kleine Nische mit Bänken vor dem linken Flügel des Gebäudes. „Als ich an dem Abend aus dem Büro nach Hause gekommen bin, hatte ich das hier dabei, Sabrina. Ich wollte dich überraschen. Ich war nervös und ich hatte immer noch Angst, ja, aber ich habe gewusst, dass du mir nie glaubst, wenn ich ohne Ring zu dir komme.“
„Ich bin jetzt seit zehn Tagen weg. Warum hast du so lange gebraucht, um mich zu finden?“
„Weil es so lange gedauert hat, Sonny und Gus zu überzeugen, mir zu helfen. Sie wollten nichts mehr mit mir zu tun haben. Genauso
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