Julia Saison Band 11
Charlie.
„Danke, Kumpel.“ Cole wuschelte dem Kind durch sein dunkles Haar. „Ich werde es in meinem Hotelzimmer aufhängen.“
„Wenn du einen Kühlschrank hast, könntest du es dort aufhängen“, sagte der Junge so eifrig, dass es Coles Herz berührte. „Da hat Mommy immer meine Bilder aufgehängt.“
Cole tauschte einen Blick mit Margaret. Oder vielleicht war es auch eine stumme Bitte. Jeden Moment würde dem Kleinen einfallen, dass seine Mommy nicht mehr da war, um seine Bilder aufzuhängen.
Margaret schien ihn zu verstehen, denn sie hockte sich hin, sodass sie auf Augenhöhe mit dem Jungen war. „Und was hast du für mich?“
„Das hier.“ Stolz präsentierte Charlie ein anderes Bild. „Weil du Blumen magst.“
Das hat sich nicht geändert, dachte Cole. Waren Gänseblümchen noch immer ihre Lieblingsblumen?
„Du hast ein tolles Gedächtnis.“ Margaret öffnete die Arme. „Komm her, damit ich dich als Dankeschön umarmen kann.“
Zutraulich trat Charlie zu ihr und lehnte seinen Kopf an ihre Schulter.
Coles Herz zog sich zusammen. Er hatte sich bei Charlies Begrüßung richtig gut gefühlt, aber was er jetzt erlebte, erinnerte ihn daran, wie seine Mutter vor dem Tod seines Dads gewesen war. Damals hatte sie ihm die Haare aus dem Gesicht gestrichen und ihn auf die Stirn geküsst, so wie Margaret jetzt bei Charlie. Würde Charlie eine Mutter fehlen?
Cole verdrängte den Gedanken. Sicher wäre es ideal, wenn er verheiratet wäre, damit Charlie Mutter und Vater hatte, aber dass er Single war, bedeutete nicht, dass er den Jungen nicht gut aufziehen konnte.
„Fahre ich mit dir und Onkel Cole nach Hause?“ Charlie löste sich aus Margarets Armen, und sein Blick wanderte von ihr zu Cole. „Mein Pyjama und meine Mickey-Maus-Zahnbürste sind im Auto.“
Ryan sah die Sozialarbeiterin fragend an.
Lexi lächelte entschuldigend. „Ich war nicht sicher, wie die Dinge heute laufen würden, darum habe ich seine Tasche zusammengepackt.“
„Es wird ein paar Tage dauern, bis wir alles vorbereitet haben“, sagte Ryan; sein Blick wanderte zu dem Jungen.
„Kein Problem. Seit …“ Die Sozialarbeiterin stockte und schien ihre Worte sorgfältig zu wählen. „Die letzte Woche hat Charlie bei Derek und Rachel Rossi verbracht.“
Margaret runzelte die Stirn. „Die Namen klingen so vertraut.“
Cole nickte. „Das habe ich auch gedacht.“
„Derek ist ein ehemaliger Profibaseballspieler“, erklärte Ryan. „Jetzt ist er Sportkommentator, daher habt ihr ihn wahrscheinlich im Fernsehen gesehen oder zumindest seinen Namen gehört. Er und seine Frau Rachel leben einen Teil des Jahres in Jackson Hole.“
„Und beide sind mit deinem Bruder Travis und seiner Frau befreundet“, fügte Lexi mit einem Blick auf Margaret hinzu. „Rachel macht das schon jahrelang. Charlie ist gerne bei ihnen.“
„Ich mag es dort“, stimmte Charlie zu. „Aber ich wäre lieber bei euch.“
Cole hätte es besser gefallen, wenn der Junge in dem Moment nur ihn angesehen hätte, stattdessen schloss sein hoffnungsvoller Blick Margaret mit ein.
„Bald“, sagte Margaret aufmunternd.
„Bevor du dich versiehst, sind wir zusammen“, versprach Cole.
„Es war schön, euch beide kennenzulernen.“ Lexi lächelte. „Aber wir sollten losfahren. Rachel will mit den Kindern heute Abend Pizza machen und …“
„Sie hat gesagt, wenn ich zurückkomme, darf ich die Peperoni drauflegen.“ Charlie ergriff Lexis Hand und zog daran. „Wir müssen uns beeilen.“
Da Charlie es so eilig hatte, gab es zum Glück keine lange Abschiedsszene. Nach kurzer Zeit waren die Sozialarbeiterin und der kleine Junge aus der Tür.
Cole vermutete, dass Lexi das so geplant hatte, damit es für Charlie einfacher war. Trotzdem fiel es ihm schwer, das Kind gehen zu sehen und zu wissen, dass es zu fremden Leuten fuhr.
Bald, sagte sich Cole. Bald gehört Charlie mir. Und dann würde er ihn nie wieder loslassen.
3. KAPITEL
„Gut, dass wir schon so früh hier sind.“ Ryan sah sich in der Bar um. Wie Cole trug der erfolgreiche Anwalt ein Flanellhemd, Jeans und Cowboystiefel. „In ein paar Stunden hätten wir schon Glück, einen Stehplatz zu finden, von einem Tisch ganz zu schweigen.“
Laut Ryan bot Wallys beliebte Sportsbar alles Wichtige: Poolbillard, Dart, Karaoke und die besten Burger der Stadt.
Die Bedienung war hübsch und flirtete ihn an, aber Cole war nicht interessiert. Er hatte heute wichtigere Dinge im Kopf.
„Was glaubst du, wie
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