Julia Saison Band 11
schneebedeckt und vereist. Sie wusste, wie gefährlich diese Bergstraßen sein konnten …
„Hallo“, meldete sie sich, während ihr Herz wild klopfte.
Rauschen ertönte, bevor sie schließlich die Stimme eines Mannes hörte.
„Cole, hier spricht Brian. Die Verbindung ist lausig. Kannst du mich hören?“
„Ja“, antwortete Margaret. „Aber hier ist nicht …“
„Ich habe die Ergebnisse des DNA-Tests von dir und Charlie heute Morgen bekommen“, sprach Brian weiter. „Ich dachte, du wolltest es sofort wissen.“
DNA-Test? Wovon sprach der Mann?
„Es ist, wie du schon vermutet hast. Charlie ist dein Sohn, das sind also gute Nachrichten.“ Brians Tonfall, der so freundlich gewesen war, wurde plötzlich ernst. „Ich habe die Unterlagen fertig, um das alleinige Sorgerecht zu beantragen. Ich schicke sie dir per E-Mail, damit du sie unterschreiben kannst, zusammen mit dem Laborergebnis.“
Es rauschte wieder in der Leitung.
„Ich melde mich bald wieder“, sagte Brian noch, bevor die Verbindung zusammenbrach.
Wie versteinert stand Margaret da, ihr – nein, Coles – Handy in der Hand, und versuchte zu verstehen, was sie gerade gehört hatte.
Cole war Charlies Vater, nicht Ty. Wie konnte das sein? Joy und Ty waren fast zehn Jahre ein Paar gewesen.
Hatte Cole Samen gespendet, damit Joy schwanger werden konnte? Aber warum hatte Cole dann nicht schon gewusst, dass er Charlies biologischer Vater war? Und warum hatten Joy und Cole das vor ihr geheim gehalten?
Es sei denn …
Nein. Margaret verdrängte das Bild von Joy und Cole nackt im Bett.
Es musste eine logische Erklärung für das alles geben. Sie konnte es nicht erwarten, dass Cole nach Hause kam, damit sie erfuhr, welche.
Cole merkte sofort, dass etwas nicht stimmte, als Margaret ihn an der Tür empfing und er den Ausdruck in ihren Augen sah. Zuerst machte er sich Sorgen, dass etwas mit Charlie wäre, bis der kleine Junge um die Ecke stürmte und ihn heftig umarmte.
„Alles okay?“, fragte er leise über Charlies Kopf.
Als Antwort sah sie nur bedeutungsvoll zu Charlie. „Wir reden später.“
Er wollte nicht warten, aber es schien, als hätte er keine Wahl. Nicht, wenn der Junge so fröhlich von allem erzählte, was er in der Zwischenzeit gemacht hatte, ihn an die Hand nahm und fragte, ob er mit ihm spielte.
Er stellte den Beutel mit Lernmaterial für Charlie auf den Beistelltisch im Foyer, behielt aber die kleinere Tüte in der Hand.
„Ich muss nur etwas in mein Zimmer bringen, dann spielen wir“, versprach er.
Margaret zog ein Handy aus ihrer Tasche. „Nimm das am besten mit. Es ist deins.“
„Entschuldige.“ Cole zog ein identisches Handy aus seiner Jackentasche und reichte es ihr. „Ich habe erst gemerkt, dass ich deins mitgenommen hatte, als Ryan und ich schon in der Stadt waren.“
Sie lächelte nicht, stattdessen wanderte ihr Blick immer wieder von ihm zu Charlie.
Wenn er es nicht besser wüsste, würde er denken, dass sie etwas vermutete … Nein, das war einfach nur seine wilde Fantasie, gepaart mit einer großen Dosis Schuldgefühlen.
Aber als er sein Schlafzimmer betrat, sagte ihm sein sechster Sinn, dass etwas nicht stimmte. Bestimmt hatte sein Anwalt nichts hierhergeschickt. Er hatte Brian deutlich erklärt, dass alles, was die Vaterschaft betraf, per E-Mail oder Telefon besprochen werden sollte.
Telefon.
Schnell schloss Cole seine Schlafzimmertür hinter sich, dann zog er das Handy hervor, das Margaret ihm gerade gegeben hatte, und sah sich die letzten Anrufe an. Als er Brian Danahers Namen oben auf der Liste entdeckte, blieb ihm das Herz stehen.
Nach einigen tiefen Atemzügen drückte er auf die Wahlwiederholung.
„Brian“, sagte er, als der Anwalt sich meldete. „Hier ist Cole.“
„Ich schätze, du feierst heute.“
„Feiern?“
„Wegen des positiven Testergebnisses.“ Brian stockte. „Wie viel von dem, was ich dir gesagt habe, hast du gehört?“
„Sag es mir noch einmal.“ Cole ließ sich auf das Bett fallen. „Ich möchte sichergehen, dass ich alles gehört habe.“
„Um es kurz zu machen – du bist der Vater des Jungen. Ich habe dir das Dokument für die Beantragung des alleinigen Sorgerechts per E-Mail geschickt“, sagte Brian. „Wie wir vorher besprochen haben, müssen wir einen weiteren DNA-Test machen, damit er vor Gericht Bestand hat.“
„Wegen der Unterlagen“, sagte Cole. „Ich lasse sie für eine Weile liegen.“
„Du hast doch gesagt, dass du wegen des
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