Julia Saison Band 11
„Dummerweise war ich zu eifrig. Blake ist überzeugt davon, dass Brittany ihm jetzt aus der Hand fressen wird.“
„Verdammt!“
Katie lächelte traurig. „Ja, so ungefähr fühle ich mich jetzt.“
„Verdammt, verdammt, verdammt !“
Wendy schien es fast schlimmer zu finden als Katie selbst. Dabei hatte sie doch im Moment genug eigene Probleme.
„Nimm es dir nicht so zu Herzen. Die Welt bleibt deshalb nicht stehen, vermute ich.“ Sie wandte sich vom Fenster ab und ihrer Freundin zu. „Wendy … ich – oh Gott, was ist los?“, rief Katie erschrocken aus, als ihr Blick auf ihre beste Freundin fiel.
Wendys Stirn war schweißnass, und ihre Hände krallten sich in die Laken. Sie schien nach etwas zu suchen, was sie im Bett hielt, um nicht hinauszuspringen in eine Welt, die aus verzehrenden, brennenden Schmerzen bestand.
Sie keuchte, und ihr ganzer Körper verkrampfte sich. „Das Baby!“, brachte sie schreiend hervor.
Ein kalter Schauer rann Katie über den Rücken, und mit ihm kam die Angst. Sie musste Wendy in die Klinik bringen, aber das San Antonio Memorial war gut zwanzig Meilen entfernt. Wendy sah nicht aus, als würde sie es bis dahin schaffen.
„Halte durch, ich bring dich ins Krankenhaus“, versprach Katie.
Sie hatte kein Auto, wusste aber, dass Wendys Wagen zurzeit unbenutzt in der Garage stand, also konnten sie sich sofort auf den Weg machen.
„Komm, du musst aufstehen“, erklärte sie.
Doch als sie die Hände nach ihr ausstreckte, packte Wendy sie am Handgelenk und drückte so fest zu, wie die Wehe sie offensichtlich im Griff hatte.
„Keine Zeit“, rief Wendy verzweifelt aus.
Irgendetwas in ihrem Blick bewirkte, dass Katie ihr glaubte. Sie konnte nur hoffen, dass sie keinen Fehler machte. Wenn das Baby wirklich kam, dann besser hier als auf dem Rücksitz eines Autos.
Mit einem Ruck befreite Katie ihr Handgelenk aus Wendys Umklammerung. „Gut, wir bleiben hier.“ Sie nahm das schnurlose Telefon aus der Ladestation auf dem Nachttisch. „Ich rufe den Notarzt.“
Doch Wendy schüttelte heftig den Kopf. „Keine … Zeit … Baby … jetzt !“, keuchte sie mit weit aufgerissenen Augen.
Doch Katie rief trotzdem an, da sie nicht wusste, was sie sonst tun sollte.
Die unerträglich entspannte Frau am anderen Ende der Leitung fragte nach der Art des Notfalls und wollte dann Einzelheiten wissen. Obwohl ihr das Herz bis zum Hals klopfte, erklärte Katie so zusammenhängend wie möglich die Situation und gab Wendys Adresse durch. Sie schloss mit der Bitte, schnellstmöglich einen Krankenwagen zu schicken. JETZT.
„Und geben Sie mir einen Arzt“, fügte sie panisch hinzu. „Ich muss sofort einen Arzt sprechen“, rief sie, als Wendy ihr Gesicht wieder verzog.
„Tut mir leid, wir haben keinen Arzt hier“, erwiderte die Dame.
„Ruf meinen Arzt an“, keuchte Wendy, krümmte sich zu einer Kugel zusammen und schaukelte hin und her. „Diese … Nummer … schnell!“
Katie unterbrach sofort ihr Telefonat und folgte Wendys Anweisung. Insgeheim betete sie, dass der Krankenwagen schon unterwegs sein möge.
Der Arzt, den sie anrief, war nicht in der Praxis, aber das war um diese Uhrzeit ja zu erwarten gewesen. Katie konnte nur hoffen, ihn rechtzeitig ausfindig zu machen.
„Der Doktor ist gerade zu einer Visite in der Klinik“, erklärte ihr die Sprechstundenhilfe routiniert. „Dr. Nickelson hat morgen Vormittag Sprechstunde um …“
Verzweifelt packte Katie das Telefon mit beiden Händen. „Sie hören mir jetzt mal zu. Morgen Vormittag ist zu spät. Das Baby kommt jetzt , und hier ist niemand außer Wendy und mir. Sie stellen mich jetzt unverzüglich zu Dr. Nickelson durch. Er muss mich am Telefon durch die Entbindung führen, sonst weiß der Himmel, was passiert. Haben Sie mich verstanden?“
„Ja“, erwiderte die Frau und klang plötzlich sehr sympathisch und menschlich. „Bleiben Sie dran, ich stelle Sie durch. Legen Sie nicht auf.“
Wendy schrie vor Schmerz auf. Katie drückte hilflos ihre Schulter. „Halte durch, Wendy, wir kriegen Hilfe.“
Wenige Sekunden später meldete sich eine tiefe Stimme in der Leitung. „Hier spricht Dr. Nickelson.“ Wendy schrie wieder, noch ehe Katie dem Arzt erklären konnte, was los war. „Wie weit ist sie?“, fragte Dr. Nickelson.
„Ziemlich weit“, erwiderte Katie, während sie Wendys gequältes Gesicht beobachtete.
Doch das half Dr. Nickelson wenig, er brauchte Details. „Wie weit ist der Muttermund geöffnet?“
Oh
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