Julia Saison Band 11
mache mir Sorgen um Jordana“, wiederholte er. Er hatte mit Jordana im Krankenhaus gesprochen, als sie das Baby besuchte. Seitdem quälte ihn die Ahnung, dass seine ältere Schwester ein Problem hatte. „Ich wollte in der Klinik mit ihr reden, aber sie wirkte so abwesend – und auch ein wenig verwirrt“, fuhr er fort. Es gab keinen besseren Ausdruck dafür.
Katie nickte und suchte nach einer Antwort, die er anscheinend erwartete. Sie wählte das Erstbeste, was ihr in den Kopf kam, und hoffte, dass es Sinn ergab. Und dass sie dabei einigermaßen vernünftig wirkte.
„Vielleicht ist der Tornado schuld daran“, vermutete sie. „Wenn man dem Tod so direkt ins Angesicht sieht, dann verändert das oft den Blick aufs Leben.“
Na, das klingt doch ganz gut, beglückwünschte Katie sich selbst.
Blake dachte eine Weile über ihre Worte nach und nickte dann. „Vielleicht.“
Sie verzog den Mund zu einem Lächeln. Ja! Sie hatte das Richtige gesagt. Und dann tanzte ihr unerwartet ein anderer Gedanke durch den Kopf. Vielleicht würde er sie ja küssen, wenn sie ihn darum bat. Dieser Gedanke gefiel ihr ungemein.
Sie straffte die Schultern und wollte ihn schon darum bitten, als er das Wort ergriff.
„Ich glaube, ich bringe dich jetzt besser heim“, sagte er unvermittelt.
Sein überraschender Vorschlag verwirrte sie. Sie hatten ihr Mahl doch eben erst beendet. Warum wollte er jetzt plötzlich gehen? Hatte sie etwas Falsches gesagt? Sie versuchte sich zu erinnern – ohne Erfolg.
„Oh. Okay“, murmelte sie und versuchte, ihren Schal von der Stuhllehne zu ziehen. Doch es gelang ihr nicht, da er sich irgendwie verhakt hatte.
Blake erhob sich und trat hinter sie, um ihr behilflich zu sein. Erst jetzt bekam er ihren Rücken zu sehen – und diesen unglaublich tiefen Ausschnitt. Ihm stockte fast der Atem, und er spürte, wie sein Magen sich zusammenzog.
Hatte er zu viel Wein getrunken? Entweder das oder aber es geschah etwas ganz Neues, gänzlich Unbekanntes mit ihm.
Er bezahlte die Rechnung trotz Marcos’ Protest, nahm Katies Arm und geleitete sie durch das Labyrinth der Tische aus dem Lokal. Er drückte die schwere Eingangstür aus Mahagoni auf, und sofort umwehte sie ein Abendwind, der viel kälter war als bei ihrer Ankunft.
Instinktiv schmiegte Katie sich an ihn, und Blake spürte wieder, wie sein Magen sich verkrampfte.
In diesem Augenblick wurde ihm bewusst, dass die Wirkung des Alkohols längst verflogen sein musste, dass aber Katies Wirkung auf ihn immer weiter zunahm. Es gab keine Ausrede mehr. Sie war eine schöne Frau, und er fühlte sich magnetisch zu ihr hingezogen.
Doch er durfte dieser Anziehung nicht nachgeben, denn es wäre weder fair ihr noch Brittany gegenüber. Oder?
Blake war ratlos.
Daher konzentrierte er sich darauf, Katie zu Wendy nach Hause zu bringen und danach zu Scott zu fahren. Das erste Teil davon war leicht erledigt.
Doch dann war es plötzlich vorbei mit seiner Konzentration.
An der Haustür drehte Katie sich um und sah mit großen, unschuldigen Augen zu ihm auf, bevor sie den Schlüssel ins Schloss steckte.
„Komm doch noch einen Moment mit herein“, schlug sie vor.
Er wog das Für und Wider ab und fühlte sich ganz plötzlich in der Stimmung, über die Schwelle und in das halbdunkle Haus zu treten.
Marcos war noch im Restaurant, das wusste er. Also war seine Schwester allein zu Hause.
„Vielleicht sehe ich kurz nach Wendy“, stimmte er zu, wobei er sich angestrengt darum bemühte, nicht daran zu denken, wie verdammt sexy Katie in diesem schwarzen Kleid aussah.
Der winterweiße Schal war ihr über die Schulter gerutscht und entblößte ihren nackten Rücken. Er sehnte sich nach nichts mehr, als mit der Hand ihre Haut zu berühren …
Und dieses Parfum, nach dem sie duftete – war das neu, oder trug sie es schon immer? Was auch immer es war, irgendetwas bewirkte, dass er sich jeder ihrer Bewegungen überaus bewusst war.
Ihm fiel mit einem Mal auf, dass er während der letzten beiden Stunden relativ wenig an die Frau gedacht hatte, die eigentlich sonst im Mittelpunkt seines Denkens stand. Die sein Lebensinhalt war.
Wie im Traum erklomm er die Stufen.
Dabei redete er sich ein, dass das, was immer mit ihm nicht stimmte, in Ordnung kommen würde, sobald er sich erst mit Wendy unterhielt. Doch vor Wendys Tür angekommen stellte er fest, dass sie geschlossen war. Das hieß, dass seine Schwester entweder bereits schlief oder kurz vor dem Einschlafen war. In jedem
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