Julia Saison Band 11
verspätet?“
Blake erkannte die Stimme und wollte sich nach Katie umdrehen und ihr antworten, doch die Worte blieben ihm im Hals stecken. Die sexy Frau, die er noch vor wenigen Augenblicken beobachtet hatte, stand vor seinem Tisch.
Es war Katie.
9. KAPITEL
„Katie?“, hörte Blake sich unsicher fragen. „Bist du das?“
„Natürlich bin ich es“, erwiderte sie und ließ sich auf dem Stuhl ihm gegenüber nieder. „Ich bin doch die Einzige, die du heute Abend eingeladen hast, oder?“ Und dann erst blickte sie zu ihm auf und bemerkte den seltsamen Ausdruck auf seinem Gesicht. Als könne er sie noch immer nicht einordnen. „Warum schaust du mich so an? Habe ich Schmutz im Gesicht oder ein Blatt im Haar?“, fragte sie.
Während sie sprach, nahm sie den Schal ab, den sie um die Schultern drapiert hatte. Zum Glück war das Wetter draußen – ganz untypisch für die Jahreszeit – ziemlich warm, aber sie fröstelte trotzdem ein wenig in diesem Kleid, das Wendy ihr aufgedrängt hatte. Marcos hatte sie genau vor dem Eingang abgesetzt, trotzdem hatte sie die abendliche Brise auf ihrem nackten Rücken deutlich gespürt.
Allerdings trug der Blick in Blakes Augen einiges dazu bei, dass ihr rasch ziemlich warm wurde.
Katie lehnte sich über den Tisch ihm entgegen. „Blake?“, fragte sie, als er noch immer stumm blieb.
Eine innere Unruhe stieg in ihr auf. Wen wollte sie eigentlich täuschen? Sie spielte die elegante Lady in schicken Klamotten, die zu ihrer Persönlichkeit etwa so gut passten wie ein Bikini aus Leopardenfell. Wahrscheinlich war sein Blick deshalb so eigenartig, weil er versuchte, sich das Lachen zu verkneifen. Sie spürte, wie sie vor Verlegenheit rot wurde.
„Sag etwas“, bat sie ihn, als sie das Schweigen nicht länger ertragen konnte.
Blake lehnte sich zurück, als habe er einen Faustschlag in den Magen bekommen, von dem er sich erst allmählich erholte. „Wow.“
„Wie bitte?“
„Wow“, wiederholte Blake und konnte den Blick nicht von ihr abwenden. Wortfetzen stoben durch seinen Kopf wie Funken beim Feuerwerk am Nationalfeiertag. „Du siehst … wow.“ Mehr brachte er nicht heraus. Und er konnte auch nichts anderes denken, als dass sie absolut hinreißend aussah.
Wieso war ihm das bisher entgangen?
In den letzten zwei Jahren hatte er sie praktisch jeden Tag gesehen, und er kannte sie schon von Kindesbeinen an. Er sah sie vor sich, wie sie mit Wendy Verkleiden spielte und Übernachtungspartys feierte. Wann hatte sie sich bloß so verändert?
Er fühlte sich wie Rip van Winkle, der nach zwanzig Jahren Zauberschlaf zu neuem Leben erwacht.
„Danke“, murmelte Katie unsicher. Sie fühlte sich noch immer nicht wohl in ihrer Haut und wusste nicht wohin mit ihren Händen. Als sie neben ihrem Teller ein Glas mit Weißwein entdeckte, griff sie dankbar danach.
Blake kam plötzlich wieder zu sich. „Ich hab dem Ober gesagt, er könne ruhig schon einschenken“, erklärte er und zeigte ein kleines, selbstironisches Lächeln. „Ich wusste nicht einmal, ob du Wein magst“, gab er dann zu. Als er seinen Satz beendete, hatte sie das Glas bereits an die Lippen gehoben und zur Hälfte ausgetrunken. „Anscheinend schon.“ Er erhob sein Glas und prostete ihr zu. „Auf Überraschungen“, sagte er und nahm einen großen Schluck.
Katie fühlte sich mit einem Mal seltsam befreit und wohl. „Hast du das Dinner auch schon bestellt?“, fragte sie.
„Nein“, erwiderte er rasch. „Ich habe nichts bestellt, weil ich nicht wusste, was du gern essen würdest.“
Insgeheim rief er sich selbst zur Ordnung. Normalerweise hatte er keine Probleme damit, sich selbst mit Fremden gut zu unterhalten. Warum hatte er jetzt ausgerechnet bei Katie solche Schwierigkeiten? Sie war doch wie eine Schwester für ihn. Doch er ertappte sich dabei, dass er auf ihre Brust starrte, die sich beim Atmen hob und senkte – und seine Gefühle dabei waren überhaupt nicht geschwisterlich.
„Marcos versicherte mir, dass alles auf der Speisekarte ausgezeichnet ist“, fügte er unbeholfen hinzu.
„Das habe ich auch gehört.“ Katie nahm wieder einen großen Schluck von ihrem Wein.
Erfreut stellte sie fest, dass ihre Nerven nicht mehr so vibrierten und eine angenehme, zufriedene Ruhe allmählich über sie kam.
Sie schlug die Speisekarte auf, überflog die beiden Seiten und blätterte auf die nächste um. Während sie noch überlegte, kam der Ober mit einer vollen Weinflasche an ihrem Tisch vorbei und hielt
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