Julia Saison Band 13 (German Edition)
bisschen“, räumte sie ein. „Du hast so frustriert gewirkt, weil du dachtest, so wenig für sie getan zu haben. Aber das stimmt nicht. Sie hat immer wieder von dir gesprochen, davon dass du ihr als Einziger zugehört und ihre Eltern dazu gebracht hast, ihr das zu geben, was sie wollte. Das hat ihr viel bedeutet, darauf gebe ich dir mein Wort. Du hast etwas Gutes getan, Ash.“
Das wollte er gern glauben, aber es war schwer.
„War das falsch?“, fragte Lilah leise.
Ash schüttelte den Kopf und sah erneut zum Mond auf, vielleicht fand er die Antwort irgendwo dort oben am Himmel. „Ich war nur überrascht“, gestand er. Es fühlte sich an, als ob sie ihm helfen, sich um ihn kümmern wollte.
Und daran war er nicht gewöhnt. Er kam gut allein zurecht, war unabhängig und selbstbewusst, konnte mit allem umgehen, was ihm begegnete.
Aber andererseits fühlte es sich gut an. Lilah bedeutete ganz sicher Ärger und konnte albern sein, aber sie war auch nicht gerade fordernd oder pflegeintensiv. Sie war ungewöhnlich, lustig und – wie er jetzt bemerkte – aufmerksam und freundlich.
„Fühlst du dich wirklich so unwohl dabei?“, fragte sie. „Denn …“
„Nein, es ist okay. Mehr als das, ich bin froh, dass du es gemacht hast, dankbar für alles, was das Mädchen glücklich macht. Das hast du gut gemacht, Lilah.“
Sie strahlte ihn an. „Wir hatten alle viel Spaß mit ihr. Sie ist süß und so klug.“
„Ja, das ist sie.“
Dann wollte er nur noch hier sitzen und mit Lilah diesen wunderschönen Herbstmond bewundern. Eigentlich wollte er mehr als das, wie immer, wenn er ihr so nah war.
„Egal, was ich tue, ich kann nicht aufhören, an dich zu denken“, gestand er.
„Das ist … schrecklich“, erwiderte sie mit einem frechen Grinsen.
„Wyatt denkt, ich bin ein Idiot.“
„Er war mir noch nie so sympathisch. Geht es immer noch um deine dummen Regeln?“
Ash nickte.
„Du brichst sie nie?“
„Niemals.“ Er lachte. Es fühlte sich so gut an zu lachen, besonders mit ihr. Wenn er sich nicht gerade vorstellte, sie an unmöglichen Orten zu vernaschen.
„Haben Sie schon mal in Betracht gezogen, Euer Ehren, dass Sie bei einer kleinen Sache einfach unrecht haben?“, fragte Lilah vorsichtig.
„Mir wurde schon gesagt, dass es meine größte Schwäche sei, immer zu denken, dass ich recht habe.“ Was würde wohl passieren, wenn er nur dieses eine Mal seine Regeln ignorierte und dem tiefen Gefühl vertraute, dass diese Frau sein Leben verändern könnte? Zum Besseren?
Er wollte sie so gern berühren, küssen, festhalten. Könnte er gehen, ohne sie im Mondlicht auszuziehen und zu nehmen?
Verdammt.
„Ich muss gehen.“
„Natürlich“, antwortete Lilah. „Wir wollen doch nicht, dass etwas passiert, das du nicht möchtest.“
„Soll ich dich zum Haus begleiten?“
„Nein danke, ich bleibe noch ein bisschen hier sitzen. So eine schöne Nacht darf man nicht verschwenden.“
Er nickte. „Noch einmal danke für das, was du getan hast.“
„Gern geschehen.“
Und er tat es wirklich. Er ging, ohne sie zu berühren.
In der folgenden Woche war Lilah deprimiert.
Ihre Seminare liefen gut, ihre Teilnehmerinnen machten echte Fortschritte. Eleanor und ihre Freundinnen waren so reizend wie immer, und sie selbst war vollkommen frei. Jetzt hatte sie sogar die Dokumente, die das bewiesen. Sie verbrachte gern Zeit mit Sybil und war begeistert, wie gut die Fotos von Wendy Marx geworden waren. Bis auf die Situation ihrer Seminarteilnehmerin Erica, deren Exmann immer wütender und unheimlicher wurde, je näher der Scheidungstermin rückte, lief alles wunderbar.
Aber sie vermisste Ash. Darum wandte sie sich schließlich an Eleanor.
„Was soll ich tun? Einfach warten?“
Ihre Großcousine runzelte die Stirn. „Ich muss leider zugeben, dass ich es wirklich nicht weiß. Eigentlich dachte ich, es würde ganz einfach. Er schien gleich von Anfang an verrückt nach dir zu sein, aber er ist einfach ein dummer, sturer Mann.“
„Er wirkt manchmal so allein, dass ich ihn einfach in die Arme nehmen und festhalten möchte“, gestand Lilah. „Er arbeitet so hart, und seine Arbeit ist so schwer. Ich frage mich, wer sich um ihn kümmert, dabei dachte ich, dass ich meine Lektion gelernt hätte, nicht so viel von mir zu geben, um einen Mann glücklich zu machen.“
„Ach, meine Liebe“, sagte Eleanor. „Es ist nicht falsch, sich um einen Mann zu kümmern. Ich weiß, es klingt furchtbar altmodisch, wenn ich
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