Julia Saison Band 13 (German Edition)
das sage, aber es stimmt. Sich um einen guten Mann zu kümmern, der sich auch gut um dich kümmert und dich liebt, ist etwas anderes als deine Ehe.“
„Du hast recht. Mein Ehemann hat sich nicht um mich gekümmert, aber bei Ash habe ich das Gefühl, dass es anders wäre, wenn er mich nur in sein Leben lassen würde.“
„Ich glaube auch, dass der Richter ein guter Mann ist“, sagte Eleanor. „Einer, auf den es sich zu warten lohnt.“
„Also kann ich nichts tun, um die Sache zwischen uns zu beschleunigen?“
„Lass mich darüber nachdenken, Liebes. Ich frage Kathleen und Gladdy. Zusammen fällt uns bestimmt etwas ein.“
Unter anderen Umständen hätte Lilah diese Ankündigung gehörig Angst eingejagt, aber sie war verzweifelt. Darum hetzte sie drei unmögliche ältere Damen auf ihn und fühlte sich dabei nicht einmal schuldig.
Armer Ash. Er hatte nicht die geringste Chance.
Ash fuhr unter einem Mond nach Hause, der so voll, hell und schön war, dass er unwillkürlich an Lilah dachte. Ob sie wohl auf dem Rasen hinter dem Anwesen vor einem Feuer saß und ebenfalls in den Himmel sah? Im Mondlicht würde sie noch schöner aussehen. Er müsste nur das Auto wenden und zu ihr fahren …
Vielleicht hätte er das auch getan, aber als er in seine Auffahrt bog, stand ihr Auto bereits da. Das war seltsam. Sie war nie von sich aus gekommen. Er sah sich um, aber alles schien normal zu sein.
Er verschloss sein Auto, öffnete die Eingangstür und gab den Code für sein Alarmsystem ein. Danach sah er sich um und entdeckte Lilah schließlich auf der Terrasse hinter dem Haus. Er ging nach draußen, wo sie sich auf einem der großen, bequemen Gartensofas zusammengerollt hatte.
Sie trug einen ihrer langen, fließenden Röcke und ein einfaches, knappes Top mit Spaghettiträgern, das die Kurven ihrer Schultern betonte. Das Haar trug sie lang, offen und wild, und ihre wunderschönen Augen waren vom Weinen gerötet.
„Hast du es gehört?“ Sie klang unendlich traurig.
Ash setzte sich neben sie und strich ihr die Haare aus dem Gesicht. „Was meinst du? Geht es dir gut? Bist du verletzt?“
Sie schüttelte den Kopf. Was war nur los?
„Lilah, du machst mir Angst. Ist etwas mit Eleanor?“
„Nein“, antwortete sie schließlich mit gebrochener Stimme. „Es ist Wendy. Sie ist tot. Eleanor hat es von einem Freund gehört, der im Krankenhausvorstand ist.“
„Wendy?“ Er schloss die Augen. „Sie durfte doch erst vor knapp einem Monat nach Hause gehen. Sie sollte doch noch Zeit haben, viel Zeit.“
Tränen liefen Lilah über die Wangen, und Ash versuchte, sie ihr wegzuwischen, aber sie strömten unaufhörlich.
„Sie soll im Schlaf gestorben sein. Niemand hat etwas bemerkt, bis ihre Mutter sie wecken wollte, damit sie ihre Medikamente einnimmt. Sie war einfach tot. Es ist so traurig.“
Ash blieb stumm. Es war einfach schrecklich. Stattdessen zog er Lilah in die Arme, hob sie auf seinen Schoß und hielt sie fest. Es schien, als weinte sie für sie beide – die Tränen, die er nicht zuließ.
Er versuchte, tief und langsam zu atmen, um sich zu beruhigen und etwas die Kontrolle zu behalten, aber es gelang ihm nicht.
Lilah kuschelte sich an ihn, versteckte ihr Gesicht an seinem Hals, ihre Wangen waren nass an seiner Haut.
Irgendwie musste er sie trösten, denn er konnte ihr Schluchzen nicht länger ertragen. Sanft streichelte er ihr über die Haare, rieb ihr den Rücken und wischte ihr die Tränen ab, aber sie strömten nur schneller.
Schließlich presste er seine Wange an ihre. „Lilah, bitte. Bitte wein nicht mehr.“
Sie holte zitternd Luft, schniefte. „Es tut mir leid, ich kann einfach nicht aufhören.“
Lilah zitterte am ganzen Körper. Obwohl er sie so fest hielt, schien er sie nicht wärmen zu können.
Ash presste seine Lippen auf ihren kühlen, zitternden Mund und schmeckte ihre Tränen. Er fing sie mit seiner Zunge ein, leckte sie ihr sanft von den Lippen, ihren Wangen und ihren wunderschönen Augen.
„Hör auf“, bettelte er. Das Verlangen, ihren Schmerz zu stillen, war übermächtig, er musste sie einfach trösten, sich um sie kümmern.
Er küsste sie erneut. Sanft, aber entschlossen teilte er ihre Lippen und verlangte hartnäckig Einlass. Sie sollte wissen, dass sie nicht allein war.
Zuerst reagierte sie nicht, saß einfach nur still auf seinem Schoß, lehnte sich schwer an ihn und ließ ihn tun, was er wollte. In seinem Kopf rief eine Stimme unablässig: Stopp! Bitte, bitte hör auf.
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