Julia Saison Band 13
könnten. In den Gruppen sind oft einige Frauen, die Fragen zum Scheidungsprozess haben. Sie wollen keine Rechtsberatung, sondern möchten nur erfahren, wie alles abläuft.“
„Das kann ich erklären“, stimmte er zu.
„Und – als Letztes, ich verspreche es – zwangsläufig begegne ich einigen Frauen, deren Ehemänner oder Exmänner gewalttätig sind …“
„In so eine Situation möchten Sie nicht geraten.“
„Niemand möchte das, aber es passiert, und einige dieser Frauen werden sich an mich wenden, wenn sie Hilfe brauchen.“
„Lilah, ich sehe so etwas ständig, und einige dieser Situationen gehen übel aus. Selbst ich kann nicht vorhersagen, welche das sein werden. Aber wenn es passiert, ist es schlimm und sehr gefährlich.“
„Ich weiß, aber ich habe schon vorher mit misshandelten Frauen gearbeitet und weiß, dass manche Polizisten damit besser umgehen als andere und diese Frauen wirklich ernst nehmen. Ich brauche nur einen Namen, mehr nicht. Als Richter kennen Sie bestimmt die guten Polizisten.“
„Ja.“
„Aber Sie wollen mir nicht sagen, welche das sind?“
„Nein, ich glaube, Sie brauchen einen Aufpasser. Ich möchte nichts tun, das dazu beiträgt, dass Sie in eine Szene häuslicher Gewalt geraten.“
„Einen Aufpasser? Wirklich?“ Sie wirkte gleichzeitig amüsiert und wütend. „Einen großen starken Mann, der alles viel besser weiß als ich? Jemanden, der für mich die Entscheidungen trifft?“
„Das habe ich nicht gesagt“, widersprach er.
Es hatte nichts damit zu tun, dass sie eine Frau war. Aber sie schien sich für unverwundbar zu halten, und jemand musste sie davon abhalten, sich in solch gefährliche Situationen zu begeben. Zu leicht konnte sie dabei in Gefahr geraten.
Aber natürlich wollte sie sich nicht von ihrem Plan abbringen lassen.
„Sehen Sie“, sagte sie schließlich, „die Scheidungszeremonie kommt erst zum Schluss meiner Seminare, was bedeutet, dass die erste in ungefähr zweieinhalb Monaten geplant ist. Sie müssen sich noch nicht sofort entscheiden. Denken Sie einfach darüber nach.“
„In Ordnung, das werde ich tun.“
3. KAPITEL
Ash wollte gerade Feierabend machen, als Wyatt an seine geöffnete Tür klopfte. Er bedeutete ihm hereinzukommen.
„Hast du wirklich mit einer nackten Frau im ‚Malones‘ zu Mittag gegessen?“, fragte Wyatt verwirrt.
Ash zuckte zusammen. „Nein, habe ich nicht. Ich habe mit Lilah Mittag gegessen, die vollständig bekleidet war.“
Sein Freund wirkte enttäuscht, zuckte dann aber nur die Schultern. „Entschuldige, das war eins der besten Gerüchte, die ich seit Monaten gehört habe.“
„Es hat bestimmt mit dem Bild zu tun, das sie aufgenommen hat, um für ihre Scheidungsseminare auf Eleanors Anwesen zu werben. Wie ich Lilah kenne, hängen die Poster mittlerweile überall in der Stadt.“
„Oh. Okay.“ Wyatt runzelte die Stirn, sagte aber nichts weiter dazu. „Was ist nun? Muss ich mir Sorgen machen?“
„Wahrscheinlich. Ich glaube nicht, dass sie eine Betrügerin ist, aber es macht ihr Spaß, alles durcheinanderzubringen.“
„Das trifft doch genau den Geschmack von Eleanor und ihren Freundinnen. Wirst du dieses Seminar mit ihr machen?“, fragte Wyatt. „Bitte sag mir, dass du das tust, dann weißt du, was sie vorhat.“
Ich tue es für Wyatt. Das ist ein guter Vorwand, Lilah zu helfen, dachte Ash. Wenn er sich nur selbst davon überzeugen könnte. Sie hatte heute so lebendig und … interessant ausgesehen.
Wie lange war es her, dass er eine Frau getroffen hatte, die er wirklich interessant fand? Die ihn so herausforderte, wie sie es tat?
„Schau mal, ich bitte dich nicht um eine lebenslange Beziehung, nur um eines von Lilahs kleinen Seminaren.“
„Ein Seminar. Okay. Und dafür schuldest du mir was.“
Lilah hängte ihre Poster in der ganzen Stadt auf, ungeheuer zufrieden darüber, wie gut sie geworden waren. Und – wenn sie ganz ehrlich mit sich selbst war – wie unwohl Richter Ashford sich dabei fühlte.
Bei Sonnenuntergang kam sie zurück zum Anwesen. Eleanor, Kathleen und Gladdy waren gerade fertig mit dem Abendessen und luden sie zu Kaffee und Dessert ein. Sie gesellte sich gern zu ihnen, auch wenn sie das Gefühl nicht loswurde, dass die drei etwas im Schilde führten. Aber sie waren einfach eine reizende Gesellschaft.
„Warst du zufrieden mit deiner Werbung, Liebes?“, fragte Eleanor, während sie sich köstlichen Obstkuchen mit frischer Sahne schmecken ließen.
„Ja,
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