Julia Sommerliebe 0020
sie, dass ihre unterschiedlichen Ansichten genauso zu ihrer Freundschaft gehörten wie die vielen Gemeinsamkeiten.
Während sie an Judd dachte, tauchten erneut die Bilder ihres Wiedersehens vor ihrem geistigen Auge auf. Sie war völlig verblüfft gewesen, als er plötzlich vor ihr gestanden hatte. Oh, er sah so unglaublich gut aus! Seine gebräunte Haut ließ die hellbraunen Augen grünlich schimmern, sein kräftiges dunkles Haar reichte bis zum Hemdkragen. Und dazu dieses umwerfende Lächeln. Ganz klar, Judd konnte jede Frau haben, die er wollte. Aber auf gar keinen Fall würde Abby ihn darin noch bestätigen!
„Welchen Bikini soll ich anziehen? Sag jetzt bitte nicht den Tanga …“
Tara Lindman griff nach dem Tiger-Bikini, den Abby ihr entgegenstreckte. Sie musterte ihn gründlich. „Oh je, ich hab’s befürchtet. Da kann ich gleich zurück ins Fitnesscenter und noch mal ’ne Stunde trainieren.“
Abby grinste. Sie lehnte sich zurück und zog eine Augenbraue hoch, während sie das Model betrachtete. „Ach was, dein Po ist prima. Wer wenn nicht du sollte so etwas tragen können?“
Tara verrenkte sich den Hals, um ihr Hinterteil zu betrachten. „ Du musst dich ja nicht halb nackt vor aller Welt präsentieren.“
„Ist ja schon gut, dann zieh halt etwas anderes an. Wenn es deinem Seelenfrieden dient.“ Die beiden Frauen lachten.
Abby hatte schon oft mit Tara zusammengearbeitet. Sie bewunderte ihr professionelles Auftreten, aber auch ihre sympathische Bodenständigkeit. Die meisten anderen Models, die Abby kannte, trugen ihre Nasen etwas zu hoch. Tara war anders. Von Fototermin zu Fototermin waren sie beide immer besser miteinander klargekommen. Ein wenig wunderte sie sich darüber, denn was hatte sie schon gemeinsam mit dieser bildschönen Frau, der die Männerwelt buchstäblich zu Füßen lag?
„Hey, hast du eigentlich schon den neuen Fotografen gesehen?“ Tara durchwühlte den Stapel aus Bikinis und Tüchern. Dann angelte sie sich einen schwarzen Zweiteiler heraus, dessen Höschen sehr tief auf den Hüften saß. „Zum Anbeißen!“
Abby musste lachen. „Ja, er ist ganz nett.“
„ Nett?“ Tara verdrehte die Augen. „Nett? Sag mal, bist du blind? Der Typ ist absolut heiß!“ Sie warf Abby einen bedeutungsvollen Blick zu. „Und soweit ich sehen konnte, trug er keinen Ehering.“
„Du hast schon recht, dass er ganz gut aussieht. Aber was würdest du über jemanden sagen, den du schon seit der zweiten Klasse kennst? Wenn er erfährt, dass ich ihn attraktiv finde, würde ihm das nur zu Kopfe steigen, glaub mir.“
„Du kennst ihn?!“
Taras Stimme kletterte um einige Oktaven nach oben. Sie ergriff Abbys Arm. „Erzähl mir mehr. Wie gut kennst du ihn? Kennst du ihn so richtig?“
„Wir sind Freunde. Gute Freunde. Und so soll es auch bleiben. Also hör mit den Anspielungen auf.“
„Was denn für Anspielungen? Ich habe nur eins und eins zusammengezählt.“
Abby zog einen magentafarbenen Sarong hervor und hielt ihn vor Taras hellen Teint. „Was willst du damit sagen?“
Tara nahm den Sarong entgegen und wickelte ihn sich gekonnt wie einen Turban um den Kopf. Ihre grünen Augen kamen durch die Farbe noch besser zur Geltung.
„Ich will damit sagen, dass ich in der Lage bin, dir deine Zukunft vorauszusagen, meine Süße. Du hattest eben so ein merkwürdiges Leuchten im Gesicht, als du von ihm gesprochen hast …“
„Das liegt daran, dass Judd mein bester Freund ist. Natürlich liebe ich ihn, irgendwie …“ Genervt zog Abby Tara das Tuch vom Kopf. Sie fühlte sich merkwürdig durcheinander.
„Abby, dreh dich jetzt nicht um, aber das Objekt der Begierde nähert sich mit großen Schritten. Mensch, ist der Mann toll!“
Abby kicherte, als Tara sich mit der Hand Luft zufächelte. Dann folgte sie unauffällig ihrem Blick.
Tatsächlich, da war Judd. Er trug blaue Shorts und ein enges weißes T-Shirt. Seine Haare wehten im Wind und gaben ihm ein lässiges Aussehen. Mit einem umwerfenden Lächeln auf den Lippen näherte er sich ihnen. Er sah einfach nur toll aus.
Das war jetzt natürlich die objektive Meinung einer guten Freundin.
„Melde mich gehorsamst zum Dienst, Oberst Weiss!“
Abby lächelte. „Ich glaube, es wird mir noch mehr Spaß machen, dich herumzukommandieren, als ich gedacht habe. Okay, wie wär’s also, wenn wir unter den Palmen da drüben anfangen?“
„Perfekt.“ Judds Grinsen sagte ihr, dass er sich in der nächsten Woche mächtig ins Zeug legen würde.
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