Julia Sommerliebe 0020
Händen herum und grinste unsicher. „Du weißt schon, das mit der Eissorte und so.“
„Wir sind nur Freunde. Das ist alles.“
Judd machte eine Pause, und plötzlich bemerkte Abby ein jungenhaftes Funkeln in seinen Augen. „Und weißt du, diese Kleiderständer sind eigentlich gar nicht so mein Ding. Ich stehe eher auf die Frauen, die die Mode machen.“
Zu ihrer Verwirrung schoss Abby abermals die Röte ins Gesicht. Verlegen senkte sie den Blick. Noch nie in ihrem Leben hatte sie zum Erröten geneigt. Und heute Nachmittag war es schon zum zweiten Mal passiert.
„Dann wird es dich enttäuschen, dass diese Frauen aber nicht an dir interessiert sind. Ich zumindest nicht.“ Abby warf Judd einen mitleidigen Blick zu. Der hätte sicher mehr Wirkung gezeigt, wenn sie einen ernsten Gesichtsausdruck hätte wahren können. Stattdessen streckte sie Judd die Zunge heraus – und ärgerte sich im gleichen Moment über die kindische Geste. Hastig ergriff sie einige Tücher und Bikinis und eilte den anderen hinterher.
„Ich glaube, du flunkerst ein bisschen!“, rief er ihr nach.
„Und ich glaube, du bist ein bisschen größenwahnsinnig!“, kam es zurück.
Judd grinste, während er seine Kameratasche schulterte und Abby folgte.
Wie hatte er das vermisst: dieses spielerische Necken und Kräftemessen, das gemeinsame Lachen. Niemand auf der Welt kannte ihn so gut wie Abby. Und wahrscheinlich würde es auch nie jemanden geben, der ihn besser verstand.
Abby war für Judd die Familie, die er nie gehabt hatte. In den dunklen Jahren seiner Kindheit, in denen er seine Mutter verlor und nach Pier Point zu seinem Vater ziehen musste, war Abby die einzige Hoffnung seines Lebens gewesen.
Sie war immer für ihn da gewesen. Was sie wohl von seinem Plan halten mochte? Noch durfte er sie nicht einweihen. Er wusste einfach nicht, wie sie darauf reagieren würde.
Würde sie sich freuen?
Oder ihn für verrückt erklären?
Zunächst musste er diesen Job hier machen, und erst danach konnte er Abby alles erzählen.
Schließlich war es ja so: Wer würde nicht eine Woche Spaß einer Woche wüster Beschimpfung vorziehen? Und vermutlich hatte er genau das von Abby zu erwarten. Da wollte er doch lieber mit ihr lachen und flirten.
Nein, es war einfach noch nicht an der Zeit, das Geheimnis zu lüften.
3. KAPITEL
Abby lehnte sich in der Badewanne zurück und schloss die Augen. Sie genoss den Jasminduft des weichen Schaums. Wie ein wohlriechender Nebel umhüllte er sie und ließ sie zufrieden aufseufzen.
Was für ein Tag.
Es war einfach großartig gewesen, mit Judd zu arbeiten. Selten hatte Abby mit einem so talentierten und professionellen Fotografen zusammenarbeiten dürfen. Sie hatte seine Nähe genossen, sein Lächeln, seine Schäkereien. Fast war es wie früher gewesen.
Aber nur fast.
Damals waren sie beide noch Kinder. Teenager, Rebellen, die es nicht erwarten konnten, der Enge von Pier Point zu entkommen und die Welt zu erobern.
Ob ihre Freundschaft wohl genauso lange gehalten hätte, wenn sie beide ein intakteres Elternhaus gehabt hätten?
Ich stehe eher auf die Frauen, die die Mode machen …
Abby musste über Judds blöden Spruch grinsen. Ihre Freundschaft war immer so unkompliziert gewesen. Nie hatte es größere Probleme oder gar Streit gegeben. Sie waren immer füreinander da, hatten sich gestützt, getröstet, aber vor allem auch zum Lachen gebracht.
Obwohl es Judd immer wieder gelang, ihre spitzen Neckereien noch zu übertreffen, gab es ihr jedes Mal ein gutes Gefühl, ihn aufzuziehen. Mit einem Augenzwinkern natürlich. Und genau darauf freute sie sich jetzt, wenn sie an die kommenden Tage dachte.
Was diese merkwürdige Hitze und das Kribbeln tief in ihrem Innern betraf, das sie gespürt hatte, als Judd ihr während des Shootings für einen kurzen Moment den Arm um die Taille gelegt hatte – nun, darüber wollte Abby lieber gar nicht nachdenken.
Wahrscheinlich handelte es sich dabei um eine ganz normale Reaktion ihres Körpers. Schließlich war sie mittlerweile erwachsen geworden. Und außerdem hatte sie Judd seit vielen Jahren nicht gesehen. Da konnte so etwas schon mal vorkommen. Vielleicht war auch noch etwas von ihrer Schwärmerei aus Jugendtagen übrig geblieben – sicher hatte das gar nichts zu bedeuten.
Plötzlich klingelte das Telefon. Abby starrte verblüfft auf den Hörer. Schwarzer Marmor, erlesene Badezusätze und ein riesiger Whirlpool – ein solches Badezimmer sollte doch sicher
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