Julia Sommerliebe 0023
und sich insofern gar nicht hätte äußern können.
„Einfach nur so aus Interesse gefragt“, wandte sie sich an Leandro, nachdem der Kellner wieder gegangen war. „Was genau haben Sie da gerade für uns beide geordert?“
Er zuckte mit den Schultern. „Agnolotti“, erwiderte er. „Das ist typisch italienische Pasta mit Spinat und Ricotta gefüllt.“
Zoe nickte. Obwohl sie aus einer Mücke keinen Elefanten machen wollte, ärgerte sie sich immer noch, dass er sie nicht einmal nach ihren Wünschen gefragt hatte. Dieses Verhalten bestätigte erneut, wie er ihre Rollenverteilung sah.
Andererseits – warum sollte mich das großartig stören? fragte sie sich. Immerhin arbeitete sie schon seit vielen Jahren als billige Hilfskraft, ob als Zimmermädchen oder Kellnerin. Nur durch diesen Lebenslauf war sie überhaupt an den Job als Haushälterin bei Leandro Filametti gekommen.
„Dürfte ich bitte auch etwas trinken?“, erkundigte sie sich etwas gereizt.
Leandro kniff die Lippen zusammen und musterte sie skeptisch. „Der Kellner bringt uns gleich Wasser. Oder hatten Sie an etwas anderes gedacht?“
Nach diesem anstrengenden Tag hätte Zoe sich am liebsten ein Glas Wein kommen lassen, beschloss aber, sich zurückzuhalten. Also wechselte sie schnell das Thema: „Warum verkaufen Sie die Villa eigentlich? Wollen Sie das Geld in Ihr Geschäft investieren?“
Für einen kurzen Moment verfinsterte sich Leandros Miene noch mehr, dann hatte er sich wieder gefasst und erwiderte: „So ungefähr.“
Inzwischen hatte der Kellner zwei Gläser Wasser vor sie hingestellt. Zoe trank einen Schluck. „Warum ist das Haus so heruntergekommen?“
„Das dürfte Ihnen doch wohl klar sein: Weil es schon seit Jahren leer steht.“
„Ja, aber …“ Zoe stellte das Glas wieder ab. „Wieso eigentlich? Es ist doch ein wunderschönes Anwesen in allerbester Lage.“
„Ach, dann kennen Sie sich also mit der Immobiliensituation hier in der Gegend aus?“, erkundigte sich Leandro sarkastisch und zog eine Augenbraue hoch.
„Na ja, ich lese manchmal die Klatschpresse. Und daher weiß ich, dass sich die Stars gern für teures Geld genau solche Villen zulegen.“
„Kann sein, aber das Haus stand bisher überhaupt nicht zum Verkauf.“
Es klang so, als wollte Leandro nicht weiter darüber sprechen. Aber warum? Zoe beschloss, nicht weiter nachzubohren.
„Sie meinten vorhin etwas davon, dass ich morgen einkaufen fahren soll. Gibt es hier im Ort ein Lebensmittelgeschäft?“
„Nein, Lornetto ist nur ein kleiner Fischerort. Aber auf der anderen Seite des Sees befindet sich eine größere Stadt mit vielen Läden. Sie können mit meinem Boot hinüberfahren.“
„Mit ihrem … Boot?“ Wahrscheinlich so ein richtig schnelles, teures Männerspielzeug! Sie erschauerte bei dem Gedanken daran, alleine über den See rasen zu müssen.
Das musste Leandro mitbekommen haben. „Sind Sie etwa noch nie Motorboot gefahren? Es ist zwar ziemlich klein, aber …“
„Keine Angst, das kriege ich schon hin“, versicherte Zoe ihm. Hoffentlich war es wirklich klein und harmlos!
Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel. Doch bevor sich Zoe noch über diesen ungewohnten Anblick freuen konnte, setzte er schlagartig wieder seine gewohnte missbilligende Miene auf. „So einfach ist es auch wieder nicht. Am besten, ich fahre Sie morgen fürs Erste. Danach sehen wir weiter.“
Als Nächstes servierte ihnen der Kellner zwei Teller Pasta. Als Zoe der Duft von frischen Gewürzen in die Nase stieg, lief ihr das Wasser im Munde zusammen. Sie hatte den ganzen Tag nichts gegessen.
Und sie musste zugeben, dass Leandro genau die richtige Wahl getroffen hatte: Bei diesem heißen Wetter konnte man sowieso keinen Unmengen an Fleisch zu sich nehmen, hungrig war sie aber sehr. Da war Pasta – noch dazu original italienische – einfach perfekt für ihren ersten Tag in Italien.
Schweigend genoss sie die köstlichen Nudeln … bis ihr bewusst wurde, dass Leandro sie schon eine ganze Weile lang musterte. Sein Blick wirkte einerseits amüsiert, andererseits aber auch tadelnd.
„Haben Sie immer so einen gesunden Appetit?“, erkundigte er sich.
„Wenn ich den ganzen Tag nichts gegessen habe, natürlich“, erwiderte sie und wandte sich wieder ihrem Teller zu.
Leandro wirkte erstaunt.
Mit was für Frauen er wohl normalerweise zu tun hat? fragte sich Zoe. Wahrscheinlich mit gertenschlanken Mailänder Models, die abends nur ein Salatblatt ohne Dressing
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