Julia Sommerliebe 0023
zu dieser Sorte Männer. Er wusste sehr genau, was er wollte – und was er nicht wollte. Niemals würde er Gefahr laufen, irgendetwas zu tun, was ihm schaden könnte. Er war wachsam wie ein Luchs.
Woher also kam diese Wut auf sie? Die vollkommen unberechtigt war! Denn Zoe war ganz anders, als er sie einschätzte!
Trotzdem verzog Leandro die Lippen zu einem wissenden und gleichzeitig ziemlich herablassenden Lächeln, während er sie mit seinem Blick durchbohrte. Schließlich ließ er ihre Hand los, die kraftlos und wie betäubt herunterfiel.
„Wissen Sie, ich brauche Ihnen gar nicht groß zu erzählen, wie Sie sind“, erklärte er selbstbewusst. „Das machen Sie nämlich schon selbst. Ihr Verhalten spricht Bände.“
Dann drehte er sich um und verschwand in der dunklen Villa. Zum dritten Mal an diesem Tag hatte er Zoe einfach so stehen lassen.
Was mache ich da eigentlich? fragte sich Leandro.
Es war ein Spiel mit dem Feuer: Jetzt hatte er sie auch noch berührt, und es hatte ihm sogar gefallen.
Er ließ sich auf seinen Schreibtischstuhl sinken und schloss die Augen. Aber immer wieder erschien ihm dabei dasselbe innere Bild: Zoe Clark, die ihm beim Abendessen in ihrem gelben Seidentop gegenübersaß. Mit den dunklen, seidigen Haaren, die sanft ihr Gesicht umspielten.
Immer wieder musste er daran denken, wie sie ihn herausfordernd und belustigt angeschaut hatte. Wie ihr diese lächerlich dünnen Spaghettiträger immer wieder von den sonnengebräunten Schultern geglitten waren … und wie sehr er sich gewünscht hatte, ihr das Oberteil ganz abzustreifen.
Das hätte sie mitgemacht, da war er sich ganz sicher. Ihre ganze Art verriet, dass sie sich nicht scheute, ihre deutlich spürbare Sinnlichkeit auszuleben. Sie wollte ihr Leben genießen – wenn es sein musste auch auf Kosten anderer.
Komisch, manchmal hatte er aber entgegen seines besseren Wissens das Gefühl, sie wäre tief im Inneren unsicherer, als sie vorgab, geradezu schüchtern. Aber da hatte er sich bestimmt getäuscht; sie zeigte ja ganz deutlich, was sie wollte.
Immer noch spürte er deutlich die Stelle, wo ihr Finger seine Lippen berührt hatte. Was war bloß in ihn gefahren, dass er sie so provoziert hatte?
Jedenfalls durfte er diese elektrische Spannung, die zwischen ihnen entstanden war, nicht weiter auskosten.
Andere Männer hätten vielleicht ihre Prinzipien in den Wind geschossen und sich einfach genommen, was diese Frau so bereitwillig anbot. Wieder andere Männer würden ein paar schöne Stunden mit ihr verbringen, um sich bald wieder von ihr zu verabschieden, ohne sich darum zu scheren, was die Klatschpresse, Kollegen oder Familienangehörige dazu meinten.
Aber so war er eben nicht.
Er war nicht wie sein Vater, der sämtliche Prinzipien in den Wind geschlagen hatte, nur um seine körperlichen Gelüste zu befriedigen. Das kam für Leandro nicht infrage – schon gar nicht mit einer Frau wie Zoe Clark, die nur auf ihren eigenen Vorteil aus war. Die sich nicht darum scherte, auf wessen Kosten sie sich gerade bereicherte … oder wen sie mit ihrem Verhalten verletzte.
„Jedenfalls verdienen Sie eine Menge Geld“, hatte sie gesagt.
Ihm wurde übel, wenn er sich an ihre Worte erinnerte, die so eindeutig verrieten, worauf sie in Wirklichkeit aus war. Sein Leben lang hütete er sich vor solchen Frauen. Aber bei ihm war für sie nichts zu holen. Auch nicht für Zoe. Das würde er verhindern.
Leise fluchend suchte er nach der Lesebrille, die er vorhin irgendwo auf dem Schreibtisch abgelegt hatte. Dann schaltete er die Lampe ein und widmete sich seinen Berechnungen.
3. KAPITEL
Als Zoe aufwachte, fielen helle Sonnenstrahlen ins Zimmer, und die frische Brise, die von den Bergen herüber wehte, spielte mit den schon ziemlich zerfetzten Vorhängen am halb offenen Fenster.
Einen Moment lang blieb Zoe ruhig liegen und genoss es, die Sonne und den leichten Luftzug auf ihrer Haut zu spüren … bevor sie sich wieder an das erinnerte, was Leandro gestern Abend gesagt hatte.
Bei einem Mädchen wie Ihnen musste ich ja damit rechnen.
Ihr Verhalten spricht Bände.
Leandro hatte ihr deutlich zu verstehen gegeben, wie wenig er von ihr hielt. Und eigentlich dürfte sie das nicht weiter wundern. Immerhin hatte sie in ihren Jahren als Zimmermädchen und Imbissbuden-Köchin schon viel Schlimmeres erlebt. Genau wie in den vielen anderen Kurzzeit-Jobs, die sie schon hinter sich gebracht hatte. Sie war Zoe Clark, das Mädchen ohne Ziele und
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